Es ist mal wieder so weit: Foodwatch vergibt zum zweiten Mal seinen Negativpreis für die dreisteste Werbelüge im Lebensmittelbereich. Vom 22. März bis zum 22. April 2010 können wir Verbraucher nun unter www.abgespeist.de darüber abstimmen, welches Unternehmen die unrühmliche Trophäe erhalten soll – letztes Jahr haben sich immerhin mehr als 35.000 Menschen an der Wahl beteiligt. Was die dieses Jahr Nominierten davon halten…

Für den Goldenen Windbeutel 2010 sind derzeit fünf Produkte nominiert worden. Das soll Druck machen, und faulen Ausreden kurze Beine, denn: „Die Firmen geben sich einsilbig, uneinsichtig und schwindeln weiter um die Wette“, kritisiert Anne Markwardt , Leiterin der foodwatch-Kampagne abgespeist.de. Dazu die Rückmeldungen der fünf Nominierten laut foodwatch:

Die Duett Champignon Creme-Suppe

von Escoffier ist voller Zusatzstoffe und so gut wie alle Tütensuppen – aber 3 – 4-Mal so teuer. An Verbraucher, die sich via abgespeist.de beschwert hatten, schrieb Escoffier: „Zum Erhalt der Qualität wurde […] eine hochwertige Verpackung aus Weißblech gewählt, deren Einsatz preislich über dem herkömmlichen Preis für die Verpackung von Tütensuppen liegt“, schrieb Escoffier . Kurz gesagt: Die Suppe ist vor allem so teuer, weil sie in Dosen statt in Tüten verkauft wird…

Die Bio-Limonade beo Heimat Apfel und Birne

enthält laut foodwatch nur 5,5 Prozent Bio (Zucker und Gerstenmalz) – und statt Äpfel und Birnen Aromastoffe aus dem Labor: „Wir können Ihnen versichern, dass wir uns bei der Beschaffung der Inhaltsstoffe für unsere Getränke und der Herstellung streng an die EU-Bio-Verordnung halten“, schrieb der „beo Verbraucherservice“ knapp an die Verbraucher. Der Brauereikonzern Carlsberg ging damit nach foodwatchs Meinung gar nicht auf die Kritik ein.

Der Monte-Drink

wird als gesunde Zwischenmahlzeit für Kinder beworben, obwohl das Getränk laut foodwatch mit umgerechnet acht Stück Würfelzucker sogar mehr Zucker als Cola enthält: „Jedes unserer Produkte und insbesondere die Kinderprodukte werden auf die Geschmacksakzeptanz beim Konsumenten geprüft. Völlig ungesüßte Produkte werden dabei geschmacklich abgelehnt“, meint Hersteller Zott dazu. foodwatch will aber eigentlich „nur“: Ehrliche Werbung oder Mogelpackung.

Das Wellness-Teegetränk Der Gelbe Zitrone-Physalis

ist die als „süße Frucht der Verführung“ angekündigte Physalis nicht einmal in Spuren enthalten – obwohl zwei der exotischen Früchte übergroß auf der Packung abgebildet sind. „In der Deklaration auf der Verpackung wird auf alle Bestandteile hingewiesen. So ist jeder mündige Konsumt in der Lage, sich zu informieren und diese Information richtig zuzuordnen“, verwies der Hersteller laut foodwatch auf’s Kleingedruckte. Inzwischen erklärt Pfanner sie seien aufgrund der Kritik nun auf der Suche nach Physalis-Saft. „Bis die Suche erfolgreich beendet ist, bleibt das Produkt vor allem eines: Ein dreister Fall von Etikettenschwindel“, meint foodwatch.

Die Pastasauce Bertolli Gegrilltes Gemüse

soll laut Hersteller Unilever eine „verbesserte Rezeptur“ haben. „Tatsächlich haben sich die Zutaten mit der Rezepturveränderung jedoch verschlechtert“, schreibt foodwatch. Es seien als Geschmacksverstärker Hefeextrakt und E 330 (Citronensäure) hinzu gekommen, dafür natürliche Stoffe entfallen, so foodwatch. Unilever sah da keinen Widerspruch: Die neue Mischung habe den Kunden einfach besser geschmeckt, sagte ein Konzernsprecher gegenüber Medien…

Liebe Leser, es ist und bleibt die immer gleiche Sache: Gesunde Ernährung ist heute keineswegs eine Selbstverständlichkeit mehr. Und je mehr der Profit unser ganzes Leben durchsetzt, um so schlimmer wird es. Ein Preis wie der Goldene Windbeutel macht sicherlich nicht grundsätzlich etwas gut … aber er zeigt, dass wir uns nicht jede Dreistigkeit gefallen lassen. Also: Mitmachen. Viel Spaß dabei!