Gestern war es nun also so weit: Es war der Tag, an dem wir Menschen nach Berechnungen des Global Footprint Network das verbraucht haben, was uns die Natur innerhalb eines Jahres bereitstellen kann – von der CO2-Aufnahmefähigkeit der Wälder und Meere, über die Nutzung der Trinkwasserreserven bis zur Produktion von Rohmaterialien und Nahrung. Oder anders gesagt: Ab heute leben wir auf Kosten zukünftiger Generationen…

„Der Klimawandel ist eine der gravierendsten Auswirkungen davon, dass der Mensch die natürlichen Belastungsgrenzen der Erde überschreitet“, berichten die Organisationen terre des hommes und Germanwatch. Sie schildern in der Studie „Sonnige Zukunftsaussichten? Klimawandel, Wasser und die Rechte von Kindern und zukünftigen Generationen“, welche Auswirkungen unser extremer Ressourcenverbrauch hat:

1. Der Klimawandel
Die mit dem Klimawandel steigende Durchschnittstemperatur unserer Erde wirkt sich auf vielerlei Art auf die verschiedenen Ökosysteme aus. „Eine Konsequenz der Erwärmung ist die Vermehrung von Krankheitserregern. Mehr Bakterien in Brunnen und Trinkwasserspeichern haben gravierende Folgen für Kinder“, erklärt terre des hommes. Schon jetzt zählten Durchfallerkrankungen zu den Haupttodesursachen von Kindern unter fünf Jahren. „Für die peruanische Hauptstadt Lima beispielsweise belegen Studien den engen Zusammenhang von zunehmender Erwärmung und Gesundheitsrisiken: Dort steigt mit jedem Zehntelgrad Celsius Temperatursteigerung die Zahl der Durchfallerkrankungen um acht Prozent. Deshalb gehören Kinderrechte und Klimaschutz ganz eng zusammen“, erklärt Danuta Sacher, Geschäftsführerin von terre des hommes.

2. Die Süsswasservorräte

Bereits heute leben 1.2 Millionen Menschen in Gebieten mit Wasserknappheit, 884 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,6 Milliarden fehlt eine adäquate sanitäre Grundversorgung. Rein theoretisch ist genug für alle da: 0,75% des globalen Wassers steht uns Menschen als Süsswasser zur Verfügung – von denen 96% im Grundwasser gespeichert sind. Doch genau hier liegt das Problem: Laut terre des hommes und Germanwatch sind diese Wasservorräte besonders empfindlich gegenüber Klimaschwankungen. „So hat sich der als sehr trocken eingestuften Landflächen in den letzten 40 Jahren mehr als verdoppelt“, steht in der o.g. Studie. Dagegen konnte „für die letzten 100 Jahre … in den Mittleren und Hohen Breiten der Nordhalbkugel nahezu überall deutliche Steigerungen der Niederschlagsraten festgestellt werden“.

3. Die Wetterbedingungen

Zudem geht die Studie – und das dürfte den meisten bekannt sein bzw. die eigene Erfahrung widerspiegeln –, dass das Wetter extremer wird: „Wetterbedingte Naturkatastrophen, wie Tropenstürme, Starkniederschläge, Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen, haben in den letzten beiden Jahrzehnten vor allem in dem Tropen und Subtropen signifikant zugenommen – und das nicht nur in ihrer Häufigkeit, sondern auch in ihrer Intensität“, erklärt die Studie. Bis Ende des Jahrhunderts soll diese Phänomene noch deutlich zunehmen.

4. Die Polkappen und der Meeresspiegel

Wenn man bedenkt: Rund 1,75% des globalen Wassers liegt in Form von Süsswasser vor – doch nur 0,75% steht uns Menschen zur Verfügung. D.h. 1% des gesamten Süsswassers ist gespeichert in Gletschern und ähnlichem. Und diese schmelzen bekanntermaßen. Ja, die Schmelze schreitet sogar schneller voran, als erwartet. Das wiederum führt zu einem Anstieg des Meeresspiegels – im letzten Jahrhundert um 10 bis 20 Zentimeter. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts soll es laut wissenschaftlicher Prognosen noch mal 1 Meter sein! Selbstredend, dass die zunehmende Menge an Salzwasser und der steigende Meeresspiegel die Lage der Süsswasservorräte nicht entspannt.

„Der steigende Bedarf an natürlichen Ressourcen mündet in Raubbau an der Natur und zerstört damit die Lebensgrundlage vieler Menschen“, erklären terre des hommes und Germanwatch folglich. Allein im Amazonasgebiet sei bereits ein Fünftel des Regenwaldes abgeholzt. Besonders arme Familien seien auf Nahrung aus der Natur angewiesen. Die Zerstörung der Umwelt beraube sie und nachkommende Generationen ihrer Existenz.

„Um das Kinderrecht auf eine gesunde Umwelt zu schützen, bedarf es einer doppelten Handlungsstrategie: das Unbewältigbare durch massiven Klimaschutz zu vermeiden. Und das Unvermeidbare zu bewältigen – durch Anpassungsmaßnahmen, die die besonders verletzlichen Menschen, gerade auch Kinder, ins Zentrum stellen“, erklärt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch.

Weitere Informationen findet Ihr unter www.tdh.de und www.germanwatch.org
Die Studie könnt ihr als PDF hier herunterladen.
Die Bilder stammen aus der Studie von terre des hommes und Germanwatch.