Als „die größte Öko-Illusionsshow aller Zeiten“  bezeichnete Werner Reh, der Verkehrsexperte des BUND die nun vergangene IAA, die Internationale Automobilausstellung. Noch nie hätten die Autohersteller ein derart verlogenes Spektakel in Szene gesetzt. Der Öffentlichkeit habe man reihenweise angeblich umweltfreundliche Elektromobile präsentiert, die den Messebesuchern gezeigten Serienmodelle hingegen seien alles andere als umweltfreundlich und sparsam gewesen.

Nach den Recherchen des BUND sollen die auf der Messe präsentierten Serienfahrzeuge der wichtigsten deutschen Hersteller einen durchschnittlichen CO2-Ausstoß von über 200 Gramm pro Kilometer aufgewiesen haben (siehe Übersicht unten).

  1. Audi: durchschnittlich 232 Gramm pro Kilometer (9,8 Liter Benzin oder 8,8 Liter Diesel auf 100 km)
  2. Mercedes-Benz (inklusive Smart-Flotte): durchschnittlich 205 Gramm pro Kilometer (8,7 Liter Benzin oder 7,7 Liter Diesel auf 100 km)
  3. BMW: durchschnittlich 190 Gramm pro Kilometer (8,0 Liter Benzin oder 7,1 Liter Diesel auf 100 km)
  4. BMW inklusive Mini: durchschnittlich 177 Gramm
  5. Ford und Volkswagen: pro Kilometer durchschnittlich 149 Gramm.

Damit sollen die gezeigten Neuwagen deutlich über dem Durchschnitt der im letzten Jahr in Europa verkauften Neuwagen und  die meisten auch noch über dem europäischen Durchschnitt von 153 Gramm pro Kilometer im Jahr 2008. „Der hohe Durchschnittsverbrauch der in Frankfurt gezeigten Pkw belegt, dass Sparsamkeit und Zukunftsorientierung bei den meisten deutschen Autoherstellern auch auf dieser IAA wieder nur Lippenbekenntnisse waren. Da werden dem Publikum Fahrzeuge präsentiert, die auf hundert Kilometer durchschnittlich mehr als acht Liter Sprit verbrauchen und zugleich wird nach Staatshilfen für die Entwicklung von sparsamen Elektroautos gerufen. Das passt einfach nicht zusammen.“ Für Reh zeige sich hier, dass die deutschen Hersteller den langfristigen EU-Grenzwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer ab 2020 nicht erfüllen wollten sondern darauf bauten, ihn gemeinsam mit der „Autokanzlerin“ torpedieren zu können.

Wer als Pkw-Hersteller die EU-Grenzwerte von 130 Gramm pro Kilometer im Jahr 2015 und 95 Gramm bis 2020  erreichen wolle, müsse ab sofort  die  bereits vorhandenen Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung nutzen sowie leichtere und kleine Wagen bauen.  Ansonsten drohten Strafzahlungen. Vor allem die deutschen Autohersteller müssten sich endlich von ihrer PS-Protzerei verabschieden und Sprit-Spartechniken in alle Fahrzeuge einbauen.

Mein Fazit lautet: Warum schaffen wir es nicht langsam, uns von diesen unsinnigen Vorstellung zu verabschieden, jeder müsste sein eigenes Auto besitzen? Dank GPS und Mobiltelefonen ließe sich etwas wie Car Sharing so einfach realisieren. Gleichzeitig könnte man das ÖVPN ausbauen. Damit wäre doch allen gedient: weniger Lärm, weniger Abgase, keine Parkplatzsuche, Zeit zum Lesen, weniger Stress… Bleiben wohl nur noch die Fragen zu lösen (a) wie wir anscheinend so bequeme Gewohnheiten ablegen und (b) das Problem mit dem dann fehlenden Statussymbol lösen?

Weitere Infos: www.bund.net