Jeder Deutsche trinkt im Jahr durchschnittlich 55 Liter Milch. Dazu kommen Milchprodukte wie Käse, Joghurt, Quark und anderes. Diese Lebensmittel kommen heute oft von Kühen, die zu Höchstleistungen getrieben und wenig tiergerecht leben müssen. Doch Du kannst das ändern – wir zeigen Dir wie:

Warum ist normale Milch oft ein Problem?

Die Welttierschutzgesellschaft hat im Rahmen ihrer Kampagne „Kuh+Du“ einen Milchratgeber herausgebracht, der auflistet, warum wir alle ganz schön viel Leid verursachen, wenn wir im Supermarkt „normale“ Milch kaufen:

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1. Von wegen Weide

Immer mehr Milchkühe leben ausschließlich im Stall – selbst bei manchen Bio-Höfen können laut Welttierschutzgesellschaft nur noch Färsen (Kühe, die noch nie ein Kalb hatten) und Trockensteher (Kühe, die kurz vor der Entbindung stehen) raus auf die Weide.

2. Von wegen Gras und Stroh

Damit Milchkühe heute Höchstleistungen von bis zu 50 Litern Milch pro Tag und 12.000 Liter im Jahr „produzieren“ können, bekommen sie spezielles Kraftfutter und zu wenig Gras, Heu und Stroh. Das kann laut der Organisation jedoch zu gesundheitlichen Problemen bei den Kühen führen. „Diese unnatürlich hohe Milchleistung gleicht einem täglichen Marathon und zehrt an den Kräften der Tiere. Die Folgen sind Stoffwechselstörungen und Fruchtbarkeitsprobleme. Hinzu kommen Euter- und Gelenkentzündungen sowie Lahmheiten – bedingt durch die Enge und Beschaffenheit vieler Ställe“, schreibt die Welttierschutzgesellschaft.

3. Von wegen Hörner

Damit sich die Kühe mit ihren Hörnern – die bei vielen Arten natürlicherweise auch die Weibchen haben – nicht verletzen, werden sie noch vor dem sechsten Lebensmonat herausgebrannt. Das ist nicht nur schmerzhaft (und geschieht laut Welttierschutzgesellschaft oft ohne Betäubung!), sondern verhindert auch ein normales Sozialverhalten bei den Kühen.

4. Von wegen Kälbchen

Damit eine Milchkuh „genug“ Milch gibt, muss sie jedes Jahr ein Kälbchen gebären. Wie bei uns, trägt die Kuh ihr Kind 9 Monate aus. Doch in der Regel wird ihr ihr Kälbchen direkt nach der Geburt oder nur wenige Stunden danach weggenommen. Nur bei einigen Bio-Bauernhöfen können die Kälber noch ein bisschen bei ihrer Mutter bleiben und von ihrer Milch trinken. Manche haben auch sogenannte Ammenkühe, die 2 bis 4 Kälbchen gleichzeitig säugen.

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Was kann ich tun?

Wichtig ist zu wissen: Selbst wenn Du Vegetarier bist und daher kein Fleisch isst, kannst Du dennoch Leid bei Tieren verursachen: “ Jährlich werden zirka 33 Prozent aller Milchkühe geschlachtet, hauptsächlich bedingt durch Furchtbarkeitsstörungen und andere Erkrankungen“, schrieb uns die Projektleiterin Katharina Tölle von „Kuh+Du“, als sie uns auf die Kampagne aufmerksam machte. Und natürlich landen auch die ganzen Kälbchen irgendwann beim Schlachter.

Vegan ernähren

Wenn Du das gar nicht unterstützen möchtest, solltest Du also einfach auf Milch und Milchprodukte verzichten. Manche Menschen halten nichts davon: Sie stellen die Frage, wieso es dann überhaupt Milchkühe geben sollte (außer vielleicht im Streichelzoo) und finden, dass dies – gesetzt den extrem hypothetischen Fall, alle würden sich auf einmal vegan ernähren – ebenfalls zum „Aussterben“ dieser Tierarten führen könnte.

Milch mit europäischen/deutschem Bio-Siegel kaufen

Der Milchratgeber der Welttierschutzgesellschaft liefert eine recht gute Tabelle, welche Milch-Marken welche Richtlinien einhalten. Generell lässt sich sagen, dass Du beim Kauf von Milch mit dem Europäischen oder Deutschen Bio-Siegel schon mal dafür sorgst, dass:

  • es Auslauf im Freien gibt (Laufhof oder Weide)
  • eine konkrete Mindestplatzangabe pro Tier besteht
  • eine Ausgestaltung der Laufflächen (mit geringeren Spalten, in denen sich die Tiere verletzten können)
  • eine Ausgestaltung der Liegeflächen (etwa mit Stroh)
  • hoher Rau- und Grünfutteranteil
  • eine Enthornung nur mit Ausnahmegenehmigung und unter Betäubung möglich ist

Milch mit privaten Bio-Siegeln

Private Bio-Siegel wie Naturland, Demeter oder Bioland sollen noch mehr Tierschutz garantieren, meint die Welttierschutzgesellschaft. Dabei soll auch gewährleistet sein, dass:

  • eine Enthornung grundsätzlich nicht erlaubt ist (nur Demeter)
  • mindestens 4-5 Prozent der Kälber alternativ aufgezogen werden
  • die Kälber mindestens 1 Tag bei ihrer Mutter bleiben (nur Bioland)
  • Mutter und Kalb innerhalb der 1. Woche getrennt werden (Bioland und Naturland)

Milchpreise hinterfragen

Natürlich ist Bio-Milch teurer als die normale Milch im Discounter. Die Frage ist, ob die Ersparniss das wert ist – denn wenn wir nicht bereit sind, einen fairen und angemessenen Preis zu bezahlen, setzten wir damit die Bauern eben auch unter Druck: Sie können sich dann eine artgerechte Haltung schlicht und ergreifend gar nicht mehr leisten, müssen auf Masse setzen, um wenigsten durch Subventionen über die Runden zu kommen.

In diesem Zusammenhang möchte ich noch ergänzen, dass es sinnvoll ist, direkt bei Erzeugern einzukaufen, wenn ihr dazu die Gelegenheit habt: Etwa auf dem Wochenmarkt, über Food-Koops, Bio-Kisten oder Food Assemblys (siehe auch Link-Liste unten). Denn der Einkauf in großen Supermarktketten oder Discountern sorgt dafür, dass diese eine enorme Marktmacht behalten und damit Bauern mächtig unter Preisdruck setzen können.

Politisch für Tierschutz eintreten

Ethischer Konsum ist wichtig und hilfreich. Doch um grundlegend etwas zu verändern, müssen wir auch politisch denken und handeln. Deshalb ist es wichtig, dass Du Dich für gesetzliche Vorgaben in Sachen Milchkuh- und Kälbchenschutz einsetzt. Da hast Du zum Beispiel folgende Möglichkeiten:

Unterzeichne die Petition

Die Welttierschutzgesellschaft hat eine Petition ins Leben gerufen, über die sie eine Haltungsverordnung für Milchkühe fordert. Der Entwurf von Welttierschutzgesellschaft und PROVIEH beinhaltet „neben konkreten Haltungsvorgaben, die das Ausleben natürlicher Verhaltensweisen ermöglichen sollen, auch tierbezogene Indikatoren sowie einen Sachkundenachweis für Landwirte“, schreibt uns Katharina Tölle.

Wissenschaftliche Experten, Tiermediziner und Landwirte sollen bei der Erstellung beratend mitgewirkt haben, erklärt sie uns. Unterzeichnen kannst Du hier: http://welttierschutz.org/kampagnen/petition/

Komm zur Demo „Wir haben es satt“ (16. Januar 2016)

In Berlin findet dieses Jahr einmal mehr die Demo „Wir haben es satt“ statt. Ziel dieser Demonstration ist es zu verhindern, dass sich unsere Landwirtschaft aufgrund falscher Politik in eine Agrarindustrie verwandelt. Die Forderung ist vielmehr die nach „ökologisch hochwertigen und gesunden Lebensmitteln von Bauernhöfen mit fairen Preisen und Marktbedingungen weltweit!“, so die Organisatoren auf ihrer Website.

Los geht es am 16. Januar 2016 um 12 Uhr am Potsdamer Platz in Berlin. Wer als HelferIn mit dabei sein möchte, kann zu dem Treffen am 7. Januar in der Berliner Greenpeace-Zentrale kommen. Weitere Infos findest Du unter: www.wir-haben-es-satt.de

Unterstütze die Aktivisten bei ihrer Arbeit

Und – so schnöde es klingen mag – mit Geld kannst Du natürlich auch viel bewegen. Wenn Du einer der hier genannten Organisationen spendest, Fördermitglied wirst oder zum Beispiel auch ein Geschenk kaufst, das wiederum die Kampagne „Kuh+Du“ unterstützt, kannst Du schon etwas für die Tiere tun!

 

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Kuhfreundliche Milch: Links zum Thema

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Bildquelle: Freepik