Kleider selber machen, reparieren und wieder verwenden (upcyclen) hat in Wirklichkeit schon eine lange Tradition. Wir haben ein wirklich nützliches Buch, voll gestopft mit wertvollen mit heißen Upcycling-Tipps gefunden, von denen wir Dir hier ein paar weiter geben wollen…

Für unsere Großmütter war Upcycling noch ganz normal. Damals – im und nach dem Krieg – nannte man das natürlich noch nicht so. Nichts desto trotz gehörte es zum Alltag. Dann kamen die Hippies, mit ihren selbst gebatikten Blusen und selbst genähten Kaftanen. Und schließlich die Punkt mit den (selbst) zerfetzten Jeans und (selbst) zerschnittenen T-Shirts… Ja, irgendwie hat selbst gemachte Kleidung seid dem etwas Rebellisches, Subversives. Und auch wenn die Mode-Industrie dieses Flair schon längst auf ihre Massenprodukte übertragen hat – so hat die Mode Marke »Homemade« doch noch immer einen ausgesprochenen Reiz.

From Somewhere - Upcycling-Mode

From Somewhere: Orsola de Castro und Filippo Ricci stellen Mode aus recycleten Materialien her – hier zum Beispiel eine Tagesdecke, die wie zufällig verstreute Kleidung aussieht (www.orsoladecastro.com).

Kleidung selber machen für Einsteiger

Was nicht automatisch heißt, dass ihr nun bestens im Umgang mit einer Nähmaschine bewandert sein müsst. Ganz und gar nicht! Das zeigt zum Beispiel das Buch »Mach neu aus alt. Kleidung und Accessoirs« aus dem edel Verlag (www.edel.com). Es stellt nicht nur viele, viele Mode-Designern und -Labels vor, die sich dem Upcycling von Mode in den unterschiedlichsten Formen verschrieben haben – ergänzt um inspirierendes Bildmaterial (wir zeigen hier drei Beispiele in Bildern). Das hübsche Buch mit einem Umschlag aus Graupappe ist zudem auch gespickt mit nützlichen Tipps zum Selbermachen. Wir stellen euch drei unserer Lieblingstipps für Upcycling-Einsteiger vor:

Upcycling-Tipp #1 – Der Kopfkissen-Rock

Ein »Rezept« aus den 1940er Jahren, als alles knapp war – und außerdem bestens geeignet für Anfänger. Und so geht es: Such Dir ein möglichst schönen und/oder schrägen Kopfkissenbezug aus. Bügel ihn sorgfältig und zeichne dann die Länge des Rocks plus 10 Zentimeter für Bund und Saum ein. Schneide den Bezug hier ab und nähe ggf. den Saum unten zirka 1 Zentimeter schmal nach Innen um. Für den Bund mit einem Tunnelzug schlägst Du rund 1 Zentimeter nach Außen um und bügele ihn. Dann schlägst Du den Stoff noch einmal rund 2 Zentimeter um, bügelst ihn, steckst ihn mit Stecknadeln fest und steppst ihn zum Schluss an.

Dann schneidest Du vorne am Bauch eine kleine Öffnung mit einem Cutter ein. Hier kommt die Kordel rein, die Du folgendermaßen herstellst: Schneide den Rest des Bezugs in etwa 2 Zentimeter breite Stoffstreifen und nähe sie zu einem einzigen, langen Streifen zusammen. Dann faltest Du den Streifen mittig und bügelst ihn. Danach faltest Du noch die Ränder in die Mitte hinein. Bügel das Ganze noch mal, stecke es mit Stecknadeln fest und nähe das Zugband zusammen. Natürlich kannst Du statt dessen auch ein Band Deiner Wahl verwenden. Wenn Du ein Gummiband nimmst, dann sollte die Öffnung nicht so auffällig sein (vielleicht lieber an der Seite). Befestige eine Sicherheitsnadel an einem Ende der Kordel und ziehe sie durch einen Tunnelzug. Fertig!

Upcycling-Mode: Gary Harvey aus London

Der Londoner Mode-Designer Gary Harvey kreiiert aus alten Mänteln, T-Shirts und Jeans wahrlich ausgefallene Abendroben… (http://garyharveycreative.com)

Upcycling-Tipp #2 – Die T-Shirt-Tasche

Auch hier suchst Du zunächst ein hübsch bedrucktes T-Shirt aus und bügelst es erst einmal ordentlich. Dann schneidest Du die Ärmel ab, wobei Du aber die Nähte dran lässt (das macht die Henkel Deiner Tasche stabiler). Dann schneidest Du den Halsausschnitt des T-Shirts großzügig aus. Du kannst dazu zum Beispiel einen großen Teller als Form-Vorlage nutzen. Wende nun das T-Shirt auf die linke Seite und nähe die T-Shirt-Tasche unten zu. Am besten mehrmals, damit sie auch wirklich hält. Die abgeschnittenen Ärmel kannst Du übrigens nutzen, um Seitentaschen auf Deine T-Shirt-Tasche zu nähen.

Kunst oder Mode? Die Upcycling-Kreationen von Walter Raes

Auch der Belgier Walter Raes macht Modekunst aus den vielen guten Dingen, die in unserer Überflussgesellschaft auf dem Müll landen (www.walterworks.co.uk).

Upcycling-Tipp #3 – Pailletten selber machen

Ja, der Glitzerklassiker lässt sich ganz leicht selbst herstellen. Und zwar so: Such Dir zunächst das Material aus, aus dem Du Deine Pailletten machen willst. Das können stabile Zeitschriften-Cover sein, Folienreste (natürlich auch Metallfolien), alte Filmrollen oder auch Klebeband, dass Du mit der klebenden Fläche aufeinander klebst. Dann nimmst Du einen Locher und erzeugst ohne Ende Pailletten. Zum Schluss musst Du nur noch mit einer dicken, spitzen Nadel (am besten einer Polsternadel) ein Loch in die Mitte bohren – fertig. Übrigens: Mit solchen Pailletten kannst Du in die Jahre gekommene Jacken, T-Shirts, Hemden, Kleider und Taschen ruck zuck aufmöbeln. Du nähst dazu die Pailletten einfach nur neben einander auf. Wer auf Kitsch steht, kann dabei natürlich auch Motive formen…

Mein Fazit zum Buch

Das sind nur drei von wirklich vielen, vielen Tipps und Ideen. Nicht alle sind brandneu, aber die Sammlung macht es. Dazu die wirklich inspirierenden Arbeiten von Mode-Designern aus aller Welt – wir finden, das Buch ist ein »Must Have« für alle Kleider-Selber-Machen-Fans! Die wirklich hübsche Ausstattung (wie gesagt: Umschlag aus Graupappe mit Heißfolienprägung) machen das Buch zudem zu einem wirklich schönen Geschenk. Einziger Wehrmutstropfen – der mir übrigens auch schon bei dem ebenfalls wunderschönen Vorgänger-Buch »Mach neu aus alt« aufgefallen ist: Man möchte die spannenden How-To-Tipps doch lieber mit fotografischen Beispielbildern haben, anstatt mit den nur etwas trocken-technischen Illustrationen…

Buchcover: Mach Neu aus Alt. Kleidung und Accessoirs

Bibliografische Angaben

Mach Neu aus Alt. Kleidung und Accessoirs
Henrietta Thompson
Illustrationen Neal Whittington
Verlag edel
ISBN 978-3-8419-0157-6
Preis 24,95 Euro
www.edel.com

 

 


 

Danke an Heike Dreisbach für das Bild ganz oben (via pixelio)