Menschen berichten über Ungerechtigkeit und Leid. Leid, das wir verhindern können: www.fishelsewhere.eu und Pro-Asyl-Aktion gegen Abschottung der EU.

Ich hab neulich bereits über eine Kampagne von attac und medico international berichtet, die sich gegen die ausbeuterischen „Handelsbeziehungen“ richtet, die die EU so anstrebt – und auch schon durchführt. In diesem Zusammenhang habe ich mir auch die von den Organisationen kostenlos zur Verfügung gestellte Broschüre bestellt und dort noch mal Erstaunliches erfahren…

Vielleicht ist es eine Bildungslücke, aber mir war bis dahin tatsächlich nicht bewusst, dass Marokko ein Land besetzt hält – und zwar sein Nachbarland West Sahara. Obwohl diese Besetzung von keinem einzigen Land dieser Welt anerkannt wird und es über 100 Resolutionen der Vereinten Nationen gibt, denen Marokko ganz offensichtlich nicht folgt, machen die EU (und hier haben Angela Merkel und Sarkozy bekanntermaßen den größten Einfluss) anscheinend fleißig Geschäfte mit Marokko, bei denen auch die reichen Bodenschätze und die Fischereibestände West Saharas ausgebeutet werden. Natürlich ohne, dass die Bewohner von West Sahara, die Sahrauis, etwas davon hätten…

Hier ein paar Zahlen, die das Ausmaß vielleicht noch mal deutlich machen: Laut medico verdiente Marokko 2008 rund 48 Millionen US-Dollar mit dem illegalen Phosphat-Export aus West Sahara – und 36 Millionen Euro, die Marokko mit der Vergabe der Fischerei-Lizenzen macht. Letztere verkaufte sie an die EU, wobei laut medico eine „Ungenauigkeit“ durchaus gewünscht ist in den Verträgen: diese sollen nämlich komischerweise nicht aussagen, bis wohin die europäischen Riese-Crawler die Meere vor West-Afrika leer fischen dürfen. Mit anderen Worten: Hier werden sämtliche Augen zu gedrückt, damit „unsere“ Fischerei-Industrie auf Kosten der Menschen in West Sahara ihre Arbeitsplätze behalten kann.

Für die Sahrauis bedeutet das, dass ihre Küsten leer gefischt werden – und sie ihre Existenz verlieren. Denn die 36 Millionen Euro bleiben natürlich in Marokko. Laut medico und attac machen sich nur ein kleiner Teil dieser Menschen auf den Weg nach Europa (die meisten versuchen ihr Glück in Nachbarländern). Doch dieser „Ansturm“ – den medico fiktiv und eine Propaganda hält, um die Bevölkerung gegen Asylanten aufzubringen – reicht den EU-Politikern, um die EU-Außengrenzen noch mal mehr abzuriegeln, wie Pro Asyl am 10. Juni berichtete:

„Gestern tagten die Innenminister der Europäischen Union in Luxemburg, um über die Migrations- und Flüchtlingspolitik zu beraten. Die Beschlüsse sind erschreckend. Im Vordergrund steht nicht der Schutz von Flüchtlingen, sondern der Schutz der EU-Außengrenzen. Hierzu soll die Grenzschutzagentur Frontex weiter ausgebaut werden. Zur Aufnahme von Schutzsuchenden heißt es allein, „der strategische Gebrauch des Ressetlements von Flüchtlingen auf freiwilliger Basis sollte weiter geprüft werden“. Das Massensterben von Flüchtlingen im Mittelmeer wird noch nicht einmal erwähnt“. Die Beschlüsse des Rates der Europäischen Union könnt ihr – auf englisch – selbst nachlesen.

Es kann nicht sein, dass wir es uns auf der einen Seite auf Kosten armer, wehrloser Menschen bequem machen – und auf der andere Seite „lassen wir sie nicht rein“. Wenn dann die Politiker, die eiskalt die Grenzen dicht machen und Hunderte von Menschen auf klapprigen Booten verdursten oder ertrinken lassen, in Talkshows auch noch müde lächelnd proklamieren, man müsse eben in den Herkunftsländern dafür sorgen, dass die Menschen dort leben könnten – dann ist es unsere Pflicht laut zu rufen, dass diese arrogante Haltung beendet werden MUSS!

Was ihr nun tun könnt? Auf jeden Fall etwas! Zum Beispiel ruft Pro Asyl zu einer Aktion auf: schickt bitte auch eine E-Mail oder eine Postkarte an den EU-Ratspräsidenten Herman van Rompuy, um ihn zu bitten, mit dieser das Menschenrecht verletzenden und heuchlerischen Haltung Europas aufzuhören! Und ihr könnt euch auch auf der Website der medico-Kampagne Fish Elsewhere informieren und euch dort an Aktionen beteiligen.