„Zahlen, die erschrecken und doch nur einige wenige der unzähligen Fakten zur Armut sind, die im Jahr 2000 die Regierungschefs dieser Welt bewogen hatten, die Milleniumserklärung der Vereinten Nationen zu unterzeichnen. Das Ziel: bis 2015 die Anzahl der in extremer Armut lebenden Menschen auf die Hälfte zu senken. Acht Jahre nach Verabschiedung dieser Erklärung ist es nicht gut um dieses Vorhaben bestellt. Und das, obwohl die Menschheit heute die Mittel hat, die Armut zu beseitigen und damit die Wahrscheinlichkeit von Elend, Tod, Flucht und Krieg weltweit zu verringern.

Seit 2005 steht das Thema Armutsbekämpfung prominent auf der Tagesordnung, zum Beispiel bei den G8-Gipfeln. Die Bilanz zeigt: Erste Schritte sind gemacht, aber insgesamt ist viel zu wenig passiert. Den Worten müssen Taten folgen – und zwar schnell, wenn die MDGs bis 2015 umgesetzt werden sollen. „Deine Stimme gegen Armut“ ist Teil einer internationalen Bewegung, die jetzt den entscheidenden Anstoß geben will. In 112 Ländern kämpfen Menschen in nationalen Kampagnen für die Idee: Wir können die Generation sein, die für ein Ende der Armut sorgt.
2007 ist Halbzeit!

In 2007 hatte die deutsche Regierung die Gelegenheit, Geschichte zu schreiben. Doch beim G8-Gipfel, dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der acht wichtigsten Wirtschaftsnationen der Welt, in Heiligendamm (6. bis 8. Juni 2007) fielen die Ergebnisse mager aus. Dieses Jahr können die G8-Staaten beim Gipfel in Japan zeigen, dass sie es ernst meinen.

Unser Ziel:

„Deine Stimme gegen Armut“ will durch verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit die Bundesregierung drängen, ihrer Verantwortung nachzukommen. Die Regierungen der Industrieländer stehen in der Pflicht, ihren Teil dafür beizutragen, dass sich die Milleniumsziele verwirklichen lassen: Dazu gehören

  • mehr und bessere Entwicklungszusammenarbeit
  • gerechter Welthandel
  • umfassender Schuldenerlass für die armen Länder
  • Unterstützung von Demokratisierungsprozessen in Entwicklungsländern

Für den öffentlichen Druck auf die deutsche Regierung sollen die Kräfte gebündelt werden: Viele entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisationen und Kampagnen haben Aktionen Termine geplant. „Deine Stimme gegen Armut“ beteiligt sich an zahlreichen Veranstaltungen und organisiert auch eigene Aktionen, wie zum Beispiel die Aktionstage im Mai 2007 (White Band Nights) oder das Konzert in Rostock. Wie auch Du Dich beteiligen kannst, liest Du in der Rubrik „Aktiv werden“.“

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Entwicklungszusammenarbeit verbessern

Die G8-Länder haben 2005 versprochen, ihre Entwicklungshilfe innerhalb von fünf Jahren zu verdoppeln. Damit stehen ab 2010 50 Milliarden Dollar pro Jahr zusätzlich zur Verfügung, die Hälfte davon für Afrika. Deutschland will laut Koalitionsvertrag der Regierung folgende Stufen einhalten: 2010: 0,51 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) und 2015: 0,7 Prozent. Ein lobenswerter Plan – jetzt muss die Bundesregierung sagen, wie sie ihn einhalten will. Für 2008 wurden 750 Millionen Euro zusätzlich beschlossen. Der Betrag reicht aber noch nicht aus. Zudem: Schöne Zahlen allein genügen nicht, die Entwicklungshilfe muss auch gezielt auf die Armutsbekämpfung ausgerichtet werden.

Welthandel fairer gestalten

Die Industrieländer geben pro Jahr über 200 Milliarden Dollar für Agrarsubventionen aus. Damit schaden sie direkt den Entwicklungsländern. Subventionierte Agrargüter überschwemmen als Billigware die Märkte der armen Länder und treiben die Bauern dort in den Ruin. Die reichen Länder müssen ihre handelsverzerrenden Agrarsubventionen abschaffen, und die Welthandelsordnung muss den armen Ländern erlauben, ihre Märkte vor übermächtiger und unfairer Konkurrenz zu schützen.

Schuldenerlass für arme Länder

Trotz erster wichtiger Schritte der reichen Länder lastet immer noch eine erdrückende Last von Auslandsschulden auf vielen Entwicklungsländern. Weltweit leisten Entwicklungsländer pro Jahr über 300 Milliarden US-Dollar Schuldendienst – ein Vielfaches der derzeitigen Entwicklungshilfe. Dieses Geld fehlt den armen Ländern bei der Armutsbekämpfung. Die Schuldenerlasse für die ärmsten Länder müssen fortgesetzt und auf mehr Länder ausgeweitet werden.

Demokratie und Korruptionsbekämpfung

Damit Entwicklungszusammenarbeit funktionieren kann und Hilfe ankommt, sind Transparenz und Demokratie in den Armen Ländern unabdingbar. „Deine Stimme gegen Armut“ fordert deshalb die Unterstütztung von Demokratisierungsprozessen, gute Regierungsführung („Good Governance“) und die Bekämpfung von Korruption – letzteres nicht nur in Entwicklungsländern. Die Steueroasen, in denen korrupte Machthaber ihre Gelder parken, liegen auf dem Hoheitsgebiet der G8-Staaten und bleiben bislang unangetastet.

Bildung und Gesundheit

Für viele Länder, besonders in Afrika, sind Krankheiten wie HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose ein schwerwiegendes Entwicklungshemmnis. Bildungs- und Gesundheitssysteme in den armen Ländern leiden an chronischer Unterfinanzierung. Die G8 haben sich zur Unterstützung der Entwicklungsländer verpflichtet. Bis 2010 will man dem universellen Zugang zu HIV-Prävention und medikamentöser Behandlung so nahe wie möglich kommen und allen Kindern eine kostenlose Grundschulausbildung ermöglichen.

Wer trägt „Deine Stimme gegen Armut“

„Deine Stimme gegen Armut“ ist die deutsche Plattform des „Global Call to Action Against Poverty“ (GCAP), eine internationale Kampagne, die sich mittlerweile in 112 Ländern für ein Ende der Armut einsetzt. Diese Kooperation von Organisationen, Vereinen, Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften und anderen Gruppierungen ist besonders intensiv in den G7-Ländern USA, Kanada, Japan, Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland aktiv.
In Deutschland setzen sich unter dem Titel „Deine Stimme gegen Armut“ der Verband Entwicklungspolitik (VENRO) in Zusammenarbeit mit Herbert Grönemeyer und befreundeten Fachleute aus der PR- und Medienbranche öffentlich für eine Umsetzung der Milleniumsziele durch die Bundesregierung ein. Nicht-Mitglieder und Einzelpersonen sind herzlich eingeladen, sich an der Aktion zu beteiligen. VENRO ist der Bundesverband entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen (NRO). Ihm gehören über 100 deutsche NRO an, die als Träger der privaten oder kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit, der Nothilfe sowie der entwicklungspolitischen Bildungs-, Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit tätig sind.

Quelle:
Deine Stimme gegen Armut