Die Mieten für Wohnraum werden in einigen Städten Deutschlands für normale Menschen zunehmend schlichtweg zu teuer. Außerdem haben viele genug von anonymen Mietshäusern, in denen keiner keinen kennt. Deshalb gibt es Alternativen – vom Tiny House bis zum Ökodorf. Hier sind sie:

1. Das Mietshäuser Syndikat

Um dem Markt Häuser in begehrten Städten zu entziehen, damit einen Riegel vor die Spekulation mit Wohnraum zu schieben und den Menschen langfristig erschwingliche Mieten zu garantieren, hat sich vor vielen Jahren das Mietshäuser Syndikat gegründet. Die Idee: Menschen kaufen gemeinsam ein Haus. Die spezielle Struktur sorgt dafür, dass niemand Profit aus den Häusern ziehen kann und diese langfristig allen gehören.

Über 90 realisierte Projekte gibt es so schon in ganz Deutschland. Außerdem leben die Menschen des Mietshäuser Syndikats in echten in Hausgemeinschaften. Sie kochen zusammen, sie leben zusammen, sie entscheiden gemeinsam. Übrigens: Derzeit läuft eine Crowdfunding-Kampagne für einen Film über das Mietshäuser Syndikat.

Achtung: Bis 19. Juli 2015 will das Mietshäuser Syndikat einen Dokumentarfilm über sich selbst gemeinsam mit den spannenden Filmemachern von „Sein im Schein“ (http://www.sein-im-schein.de) per Crowdfunding finanzieren und braucht dafür euch! https://www.startnext.com/dasistunserhaus

2. Autofreies Wohnen

Die Straßen in Deutschlands Städten sind ja mittlerweile gesäumt mit einer ganzen Blechlawine an Autos. Dazwischen die Straßen mit Lärm und Gestank. Wer von einem Leben ohne Autos träumt, kann das! Autofreie – oder zumindest autoarme – Wohnprojekte gibt es in Freiburg, Münster, Köln, Hamburg, München, Kassel, Bremen, Berlin, Frankfurt a.M., Karlsruhe, Aachen und Düsseldorf. In der Nähe von Deutschland gibt es auch welche in Kopenhagen, Amsterdam, Wien, Bern und in Großbritannien.

Das Ziel dieser Projekte ist es, Menschen ohne Auto ein Umfeld zu schaffen, in denen das ein Vorteil ist. Sie wollen einen Beitrag zum Umweltschutz leisten, besonders kinderfreunliches Wohnen ermöglichen und insgesamt die Lebensqualität erhöhen. Ich war hier in Hamburg schon mal in so einem Projekt und habe fest gestellt, dass dieser Anspruch dafür sorgt, dass die Häuser besonders schön und die Nachbarschaftsgemeinschaft gut ist.

Wohnalternativen: Tiny Houses

Sogenannte „Tiny Houses“ sind in den USA schon eine richtige Bewegung. Die Idee dahinter: 1. Miete sparen und dennoch nicht ewig für das Haus Geld ranschaffen müssen. 2. Seine eigene Behausung mit den eigenen Händen erschaffen. 3. Sich auf das Wesentliche reduzieren und damit auch den eigenen ökologischen Fußabdruck verringern. 4. Falls das Tiny House auf einem Anhänger steht: Mobil sein. (Das Bild stammt aus der sehenswerten Dokumentation „Living Small“ über Tiny Houses.

3. Wohnen für Hilfe

Für Studierende sind die hohen Mieten in Städten wie München, Hamburg und zunehmend auch Berlin ein echtes Problem. Deshalb haben sich ein paar Leute was ausgedacht: Studierende wohnen bei Senioren mietfrei und helfen ihnen im Gegenzug. Sie helfen im Haushalt oder Garten, kaufen ein, gehen mit ihnen spazieren oder machen mit ihnen irgendwelche Unternehmungen.

Wie viel Hilfe für wie viel Wohnen Senior und Student tauschen, wird normalerweise individuell vereinbart. Aber ein Richtwert ist: Pro Quadratmeter Wohnraum eine Stunde Hilfe im Monat. Diese Idee hat sich schon in mehreren Städten Deutschlands etabliert. Wer sich dafür interessiert, sollte sich bei der Organisation in der entsprechenden Stadt informieren.

4. Beginenhöfe

Wahlverwandtschaften sollen sich in dieser Wohnform finden. Und zwar genauer gesagt solche unter Frauen. Denn in Beginenhöfen wohnen Frauen zwischen 40 und 80 in einer Gemeinschaft zusammen. Die Frauen haben zwar ihre eigenen Wohnungen (wohl meist auch Eigentumswohnungen), helfen und unterstützen sich aber gegenseitig oder unternehmen gemeinsam etwas.

Die Beginenhöfe knpüfen damit an die belgische Tradition der Beginenhöfe an, in denen verwitwete und und untervheiratete Frauen im 12. Jahrhundert selbstbestimmt und gemeinschaftlich zusammenlebten. Beginenhöfe gibt es zum Beispiel in Berlin, in Köln, in Dortmund oder Bielefeld. Übrigens kann man da bei manchen Beginenhöfen auch als Frau an der Gemeinschaft teilhaben, wenn man nicht direkt dort wohnt.

Wohnalternativen: Zwischenraumnutzung in Leipzig, die Wächterhäuser

Der Film über die Wächterhäuser in Leipzig zeigt eindrücklich, wie durch die Zwischennutzung von Wohn- und Gewerberaum eine Win-Win-Situation entstehen kann (klicken und gucken).

5. Zwischennutzung

Vor allem für chronisch klamme Kreative ist die zeitlich begrenzte Nutzung von Wohn- oder auch Gewerberaum ein Konzept, das schon seit Jahren seine praktische Anwendung findet. Oft entsteht dabei eine symbiotische Win-Win-Situation für Nutzer, Vermieter und Stadtentwicklung – denn meist sind es eben gerade die „coolen“ Kreativen mit ihren „coolen“ Projekten, die so für den Flair einer Gegend sorgen. Und damit eben auch nicht selten die Gentrifizierung ebendieses Stadtteils in Gang setzen – also für einen kräftigen Anstiegt der Mieten sorgen.

In Hamburg ist das beispielsweise in Altona in der neuen Großen Bergstraße geschehen: Dort kam erst das Kreativen-Kollektiv Frappant unter – dann kam das erste Ikea in der Innenstadt. Mittlerweile geschieht ähnliches in der Hamburger City-Nord. Gemeinnützige Initiativen – wie etwa den Makerspace Attractor – müssen dort mittlerweile raus, weil die Gegend nun bereit für finanzkräftigere Mieter ist… Es gibt aber auch Projekte, die richtig gut funktionieren, wie etwa der Haushalten e.V. in Leipzig, wo es eher darum geht, alte leerstehende Häuser zu erhalten.

Wohnalternativen: Das Ökodorf Siebenlinden

Im Ökodorf Sieben Linden – gelegen zwischen Hamburg und Berlin – kann man mal ausprobieren, wie das Leben in einem Ecovillage so ist: Die Gemeinschaft bietet ein Seminarprogramm und Übernachtungen an.

6. Ökodörfer oder auch Ecovillages

Nicht alle wollen ja in der Stadt wohnen. Und so erlebe ich in den letzten Jahren ein zunehmendes Interesse von Menschen am gemeinschaftlichen Leben auf dem Lande – in Hofgemeinschaften oder gar Ökodörfern. Eines der Paradebeispiele in Deutschland ist sicherlich Siebenlinden. Aber es gibt natürlich viele andere – und viele, die sich gerade gründen wollen und daher noch Mitstreiter suchen.

Was das Besondere am Leben in einem Ökodorf ist und wie man sein eigenes gründet, all diese Informationen liefert das internationale Netzwerk der Ecovillages. Auf der Website findet man viele hilfreiche Informationen, es gibt Workshops und auch ein internationales Netzwerktreffen, das jedes Jahr stattfindet. In vielen Ökodörfern kann man übrigens auch als Besucher oder Seminarteilnehmer einige Tage verbringen und so schon mal reinschnuppern, ob diese Lebensform etwas für einen ist.

Wohnalternativen: Leben im Bauwagen bei der Degrowth in Leipzig

Wie ist es eigentlich, in einem Bauwagen zu leben? Bei der „Degrowth Conference“ in Leipzig gab es im September 2014 diese Testecke (klicken und gucken).

7. Bauwägen und Tiny Houses

Die Vorstellung von einem Leben im Bau-, Zirkus- oder auch Schäferwagen ist bei mir mit ziemlich viel Romantik verbunden. Ich hab schon einige Nächte besuchsweise in solchen – meist selbst mit viel Liebe – zu winzigen Einraumbehausungen umgebauten Wägen übernachtet. Die meisten haben richtig große Fenster, einen Holzofen und sind voller Holzverschalung und gemütlich.

Wer sich dafür interessiert, findet auf dieser Seite eine ganze Liste mit Handwerksbetrieben, die neue Bauwohnwägen herstellen bzw. umbauen und sanieren. Bei Ebay und Co. findet man jede Menge Kleinanzeigen, über die man sanierte und unsanierte Bauwagen kaufen kann. Nur: Wohin stellen, wenn nicht in den eigenen Garten? Hier beginnt das Problem. Denn offiziell hat der deutsche Gesetzgeber das Wohnen im Bauwagen nicht vorgesehen. Viele Bauwagenplätze sind deshalb nur temporär und müssen sich in regelmäßigen Abständen eine neue Bleibe suchen. Hier findest Du eine Karte aller Wagenplätze in Deutschland.

Eine Alternative (die in Deutschland aber – soweit ich weiß – aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen schwierig ist) sind auch sogenannte Tiny Houses. Das sind winzig kleine, irre süße Häuschen. Meist in Marke Eigenbau. Ergänzend dazu sind auch die Earth Ships interessant – allerdings ebenfalls schwierig in Deutschland zu realisieren.


Links zum Thema Alternative Wohnformen