Die 5 Stufen zu einem nachhaltigen, glücklichen Leben lauten: Schock/Leugnung, Verzweiflung, Wut, Feilschen sowie Akzeptanz. Das klingt nicht gerade verlockend. Aber wir werden mit einem Happy End belohnt.

Am Wochenende habe ich ein Buch über eine Initiative des Städtchens Totnes gelesen, die die mittlerweile weltweit bekannte Transition-Town-Bewegung losgetreten hat (dieses gibt es übrigens auch kostenlos zum Runterladen als E-Book). Darin beschäftigen sich die Autoren unter anderem mit der Frage, wieso wir Menschen eigentlich vor dem Klimawandel, den Finanzmarktkrisen und sozialen Ungerechtigkeiten dieser Welt stehen – und sie nicht ändern. Und das, obwohl wir eigentlich ziemlich genau wüssten, wie wir das anstellen könnten (und damit meine ich vor allem jeden Einzelnen von uns!).

Wie gelangen wir zu einem positiven Lebensstil?

Oder anders und etwas positiver gefragt: wie können wir Menschen den inneren Wandel vollziehen, der notwendig ist, um zu einem Lebensstil zu gelangen, der die Natur nicht überlastet und die Menschen in anderen Erdteilen nicht benachteiligt?

In Totnes wurde dazu eigens eine Gruppe aus Religionsvertretern, Therapeuten, Coaches und spirituellen Lehrern einberufen, die sich diesem Thema ausführlichst widmete. Ihr Ergebnis: Wir Menschen reagieren auf die scheinbar überwältigenden Krisen unserer Zeit genauso, wie wir auf die Nachricht reagieren, dass wir unheilbar krank – also dem Tot geweiht sind. Dazu gehören laut Elizabeth Kubler Ross, die sich damit ausgiebig beschäftigt hat:

1. Der Schock / die Verweigerung

Wir glauben nicht, dass das, was man uns sagt, wahr ist. Diese Reaktion erlaubt es uns, eine wirklich schlechte Nachricht erst langsam und in verträglichen Dosen in unser Bewusstsein sickern zu lassen. In Bezug auf Ereignisse wie der Klimawandel oder das Artensterben können wir uns in dieser Reaktion darüber hinaus auch noch gegenseitig bestärken – etwa durch Artikel und Fernsehberichte oder ähnliches.

2. Die Verzweiflung

Wir erkennen, dass die schlechte Nachricht doch wahr ist, aber wir handeln nicht. Wir meinen zum Beispiel, dass es zu spät ist, um noch irgend etwas tun zu können. Wir verfallen aus lauter Angst vor der Zukunft in eine Starre – ähnlich wie das Kaninchen, dass auf die Schlange starrt. In Sachen Finanzmarktkrise, Umweltzerstörung und Klimawandel tragen die fortwährend negativen Schlagzeilen dazu bei, diese Angst in uns am Leben zu halten. Doch erst wenn wir glauben, dass wir der Situation gewachsen sind, können wir uns den Herausforderungen stellen.

3. Die Wut

Wir fühlen uns betrogen, ausgetrickst, benachteiligt, übergangen. Wir zeigen auf andere (die Politiker, die Manager, vorangegangene Generationen) und geben ihnen die Schuld für die ganze Misere. Auch hier sorgen entsprechende Medienberichte dafür, dass dieser Zustand aufrecht erhalten werden kann. Allerdings werden wir erst wirklich etwas konstruktiv gegen diese ganzen Krisen unternehmen können, wenn wir erkennen, dass wir Teil des gesamten Komplexes sind. Nur wenn wir uns unseren Anteil eingestehen, können wir anfangen zu handeln.

4. Das Feilschen

Wer nicht verzweifelt und vor Wut verbrennt, der beginnt zu handeln (oder auch danach). Wir sagen uns: »Ja, ich bin für Umweltschutz – aber dieses eine Mal fliege ich noch in den Urlaub…» Oder: »Ich verzichte auf Konsum – aber dieses eine Mal kaufe ich noch mal die Klamotten im Billigladen«. Wir sagen uns, dass wir schon so viel für den Umweltschutz und mehre Gerechtigkeit in der Welt tun (Müll sortieren, Fair-Trade-Kaffee kaufen), dass diese kleine Sünde schon nicht so schlimm ist. Wahr ist aber, dass sich all diese »kleinen Ausnahmen« zur Regel addieren. Längst steht fest, dass nicht diejenigen besonders umweltfreundlich leben, die sich Umweltbewusstsein auf die Fahnen geschrieben haben – sondern diejenigen, die wenig Geld haben.

5. Die Akzeptanz

Damit sind wir bei der finalen Stufe angekommen – wir akzeptieren die Situation, wie sie ist. Wir gaukeln uns nichts vor, wir haben den Mut hin zuschauen und zu sehen. Wir wissen, welchen Anteil wir daran haben. Wir blicken optimistisch in die Zukunft, denn wir wissen was wir zu tun haben, um diese positiv zu gestalten. Das gibt uns die Ruhe und Kraft zurück, dieses auch zu tun.

Veränderung nicht werten, sondern akzeptieren

Dabei stellen die Autoren auch klar, dass wir alle Phasen vor und zurück durchleben: Wir leugnen vielleicht den einen Aspekt (Klimawandel) und feilschen im anderen noch (Fairer Handel). Wir akzeptieren möglicherweise in einem Bereich unsere Verantwortung (grüner Stromanbieter) und sind in einem anderen verzweifelt und resigniert (Finanzmarktkrise).

Wichtig erscheint es mir dabei, dass man nicht wertet. Die Wertung hält uns nämlich davon ab, genau hinzu schauen. Sie verstellt uns quasi den Blick – denn natürlich wollen wir alles richtig machen und zu den »Guten« gehören. Da mag man sich dann eben auch nicht so leicht die ein oder andere Schwäche eingestehen. Doch solange man dies nicht schafft, führt auch kein Weg heraus aus dem Schock, der Leugnung, der Wut, der Verzweiflung und der Verhandlung in die Akzeptanz.

 

Vielen Dank an Thomas Siepmann für das Bild (via pixelio).