Folge 16 – Sumak kawsay

In unserer Podcast-Reihe nehmen wir uns jedes Mal einen Begriff vor, der uns aktuell beschäftigt. Dieses Mal geht es um den Begriff „Sumak kawsay“.

Sumak kawsay – oder auch Buen Vivir – ist eine Weltanschauung, die materielle, soziale und spirituelle Zufriedenheit für alle will. Das Gute Leben! Bei bald 8 Milliarden Menschen weltweit und vielen weiteren Milliarden Tieren keine einfache Herausforderung. Aber könnte es irgendwann (lieber bald als später) eine Welt geben, in der es allen gut geht? Und wenn das möglich ist: Warum ist es nicht schon heute so? Was hält uns ab?

Keine Ökonomisierung von Ressourcen und menschlicher Arbeit mehr? Keine Ausbeutung des Planeten? Kein Raubbau an der Natur? Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Doch was ist die Alternative? Im Namen der Wirtschaft, des Fortschritts und Wachstums ein System aufrechterhalten, dass unser aller Lebensraum zerstört? Ungerechte Besitzverhältnisse und -interessen, die keine Rücksicht nehmen auf irgendetwas, erdulden? Wir fragen uns, was die größten Hindernisses sind auf den Weg in ein gutes Leben für alle. Was können wir tun, in einer Zeit großer Umbrüche, für das Sumak kawsay aller?

Wir sind dankbar für dein (konstruktives) Feedback, deine Eindrücke und Gedanken zur Episode und unserem neuen Format. 

Ilona und Marek

Lesetipp „Sumak kawsay“

„Im Jahr 2007 erregte die ecuadorianische Regierung international Aufmerksamkeit, als sie vorschlug, auf die Erdölförderung im Nationalpark Yasuní zu verzichten, wenn die Staatengemeinschaft sich im Gegenzug bereit erklärte, die Hälfte des aus der Förderung zu erwartenden Gewinns aufzubringen.“

In dem Artikel „So geht Sumak kawsay“ von Bettina Hartz, erschienen im Jahr 2015 in der Freitag, könnt Ihr einiges dazu erfahren.

Probier´s mal mit Gemütlichkeit

Im Disney-Zeichentrickfilm „Dschungelbuch“ überzeugt der Bär Balu den kleinen Jungen Mogli von den Vorzügen der Gemütlichkeit. Sein Credo: „Denn mit Gemütlichkeit kommt auch das Glück zu dir!“ Allerdings sind die Methoden, sich diese Gemütlichkeit zu erschaffen doch etwas rigoros. So empfiehlt Balu, dass wenn etwas „appetitlich“ sei, es sich zu nehmen „egal von welchem Fleck“. Hm. Ob dies nur für eigene Flecken gilt oder auch für die Flecken der anderen, wird nicht so ganz deutlich.

Hakuna Matata

In dem Film „König der Löwen“ – ebenfalls aus dem Hause Disney – singen die Figuren Timon und Pumbaa für Simba den Song „Hakuna Matata“. Ein Spruch aus der afrikanischen Sprache Swahili. Es bedeutet so viel wie „Es gibt keine Probleme/Schwierigkeiten“. Ihr Motto: „Hakuna matata, gilt stets als modern. Es heißt, die Sorgen bleiben dir immer fern“. Doch auch wie im Dschungelbuch-Beispiel fehlt der Hinweis, ob das sorgenfreie Leben eher aus einem „Nimm-es-Dir-egal-von-welchen-Fleck-Konzept“ herrührt. Das würde immerhin heißen, dass die Probleme anderer unwesentlich für das eigenen Glück sind. Oder?

Buchtipp

„Das kleine Königreich Bhutan hat mit seinem »Bruttosozialglück« eine eigene Formel für Glück entdeckt. In Lateinamerika schickt sich nun Ecuador an, jenseits materiell geprägter Gesellschaftsentwürfe einen eigenen Weg aufzuzeigen: »Sumak kawsay« lautet in der indigenen Sprache Quechua die Entsprechung für das viel beschworene Gute Leben – das Recht auf dieses friedvolle Zusammenleben mit der Natur ist sogar in der Verfassung des Landes verankert. …

Das Buch von Alberto Acosta, einem der bedeutendsten Impulsgeber für die Idee des »Buen vivir«, bietet viele Denkanstöße, um unser Verständnis von Gesellschaft, Natur und Wirtschaft neu zu durchdenken.“

Alberto Acosta
Buen vivir: Vom Recht auf ein gutes Leben
oekom verlag
ISBN 978-3865817051
224 Seiten
16,95 €

Mehr Sklaven als je zuvor

In einem lesenswerten Interview beim Deutschlandfunk erzählt 2008 der Menschenrechtler Dietmar Roller, dass die Sklaverei Arbeitskraft auf den Zucker- und Baumwollplantagen der USA in der Sklavenzeit billig machte. Es war ein „Geschäftsmodell“ … Und: „Wenn man Sklaverei definiert als dass Menschen zur Ware werden, dann hat sich eigentlich nichts verändert“. Es gäbe weltweit rund 40 Millionen Menschen in sklavenähnlichen Verhältnissen und das seien mehr Menschen als jemals zuvor.

Mehr Müll als je zuvor

2019 veröffentlichte das Bundesumweltamt traurigen Sachverhalt: „In Deutschland fällt immer mehr Verpackungsmüll an. 2017 waren es knapp 230 Kilo pro Person„. Während die Zahl 1994 noch bei „nur“ 1.4 Mio. Tonnen lag, wurden 2015 knapp 5.9 Mio. Tonnen gezählt. Auf tagesschau.de findest du die beeindruckende Grafik. Und das ist nur der Verpackungsmüll ind Deutschland. Die Weltbank spricht in ihrer Studie: „What a Waste 2.0“ aus dem Jahr von 2018 von einer Steigerung des globalen Mülls bis 2050 um 70 Prozent!

Mehr Tierleid als je zuvor

Obwohl Klimaschutz eines der Topthemen des Jahres 2019 war, haben die Menschen in Deutschland kaum weniger Fleisch verzehrt als zuvor„, berichtet proplanta im April 2020. Dazu kommt, dass die wachsende Weltbevölkerung einen wachsenden Bedarf als Fleisch mit sich bringt. So erfährt man auf der Seite vom Statistischen Bundesamt: „Seit 1990 hat der jährliche Fleischverbrauch pro Kopf weltweit um knapp 30 % zugenommen. Bis 2013 stieg der durchschnittliche Jahreskonsum von 33 auf 43 Kilogramm.

Lesetipp „Postwachstumsstadt“

Die Idee des Postwachstums ist ja eigentlich stichhaltig: Auf einem Planenten mit endlichen Ressourcen können wir kein Wirtschaftssystem durchhalten, das auf endlosem Wachstum basiert. Schon lange machen sich daher Menschen Gedanken, wie eine Gesellschaft aussehen könnte, in der wir kein Wirtschaftswachstum brauchen.

Einer, der dieses Problem erkannt hat und ein Umdenken fordert, ist der Stadt- und Transformationsforscher Anton Brokow-Loga von der Bauhaus Universität Weimar. Er hat deshalb eine Konferenz zu diesem Thema organisiert. Er hat ein Buch mit dem Titel “Postwachstumsstadt” herausgebracht. Und er hat die Plattform postwachstumsstadt.de ins Leben gerufen.

Das Video zur Buchvorstellung

Der Stadtforscher Anton Brokow-Loga (Bauhaus-Universität Weimar) hat sich auf die Suche nach solidarischen Politikformen auf städtischer Ebene gemacht. Zusammen mit anderen hat er dazu das Buch „Postwachstumsstadt – Konturen einer solidarischen Stadtpolitik“ herausgebracht. In unserem Gespräch stellt er die Lösungen und Antwort vor, die er gefunden hat. Damit stößt er Debatten an, zeigt städtische Utopien auf und macht deutlich: Weniger ist oft mehr.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Buchtipp

Die ermutigende Botschaft von Reinventing Organizations ist bei vielen Lesern in der ganzen Welt auf Resonanz gestoßen. So konnte die Aufmerksamkeit von den Problemen im Management auf die neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit gelenkt werden, die sich heute zeigen. Dieser innovative Ansatz inspiriert tausende Organisationen – Unternehmen und gemeinnützige Initiativen, Schulen und Krankenhäuser – darin, sich zutiefst wirkungsvolleren, seelenvolleren und sinnvolleren Praktiken zuzuwenden.

Frederic Laloux
Reinventing Organizations visuell: Ein illustrierter Leitfaden sinnstiftender Formen der Zusammenarbeit
Verlag Franz Vahlen GmbH
ISBN 9783800652853
171 Seiten
39,80 €