Jeden Montag beschäftigen wir uns mit einer grundsätzlichen Frage. Höchst hypothetisch, suggestiv und meinungsmachend. Dieses Mal lautet sie: Was wäre,… wenn wir unsere Werte ändern würden?

Alles was wir tun, alles was wir denken, ist das Ergebnis unserer gelernten Sicht auf die Welt. Ob wir von etwas angezogen werden, oder abgestoßen, ist das Resultat unserer Konditionierung, unserer Erfahrungen, unserer Sozialisation. Wir sehen auf unser Leben, auf andere Menschen, aber auch auf uns selbst durch einen Filter – den unserer gefühlten Werte.

Reinhard Mey – Das Narrenschiff (live)

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Doch was sind eigentlich Werte? Und welche Auswirkungen haben sie auf uns? Die Antwort fällt gar nicht so einfach aus, wenn wir sie wirklich tiefer ergründen. Doch es lohnt sich. Und genau deshalb lautet diesen Monat unsere Frage: „Was wäre, wenn wir unsere Werte ändern würden?

Ist unsere Sicht auf die Dinge wirklich subjektiv?

Im ersten Moment scheint es ganz einfach: Es gibt Dinge die wir anziehend finden, bei denen uns warm ums Herz wird, die genau unseren Nerv treffen. Und es gibt die andere, die uns abstoßen, die wir widerlich finden. Die uns geradezu ekeln und unvereinbar mit unserer Persönlichkeit erscheinen. Doch es gibt auch welche, die in einem Graubereich liegen, in den eigentlich nichts so richtig hinein passt – und der unsere Werte allzu oft in sich verschlingt… Und wissen wir tatsächlich immer, wo wir uns gerade befinden?

Also darauf allein beruht der Wert des Lebens für den gewöhnlichen, alltäglichen Menschen, dass er sich wichtiger nimmt als die Welt. (Friedrich Nietzsche)

Im Grunde mögen wir – ganz einfach gesagt – alles, was uns gut tut, was unser Leben fördert, was uns eine Zukunft verspricht und… keine Angst macht. Alles was uns vertraut ist, was wir bereits als für uns förderlich erkannt haben, was wir vielleicht sogar genießen können, fällt darunter. Na, und natürlich alles das, wovon wir uns Angenehmes versprechen. Hier sind unsere Instinkte gefragt, unsere Gefühlswelt, die uns wie ein Sensor verrät: Ja, das hier ist gut für Dich! Nimm Dir davon! Tue es! Wage es – geh den Schritt!

Georg Schramm über den drohenden Zerfall der Gesellschaft

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Etwas leckeres zu Essen, etwas das unserem Körper wohl tut, gut für unsere Seele ist. Hauptsache es wirkt sich positiv auf uns aus, meinen wir. Vielleicht können wir nicht sagen, was es langfristig mit uns macht, aber im Moment macht es uns glücklich, zufrieden, gibt uns Geborgenheit, Sicherheit – und einfach ein gutes Gefühl.

Na, und genauso, nur umgekehrt, ist es mit den Dingen die wir nicht mögen… Alle diejenigen, die etwas Bedrohliches an sich haben, die unsere Ängste in uns aufsteigen lassen, uns nicht vertraut, ungewohnt, ja fremd sind. Wir können nicht sagen, welche Konsequenzen sie für uns haben werden, deshalb verhalten wir uns zumindest mal vorsichtig. Eine Alarmglocke beginnt in uns zu schellen und warnt uns, lässt unseren Körper auf Abwehr schalten und unsere Instinkte täuschen uns nicht – denken wir zumindest…

Ein Zyniker ist ein Mensch, der von jedem Ding den Preis und von keinem den Wert kennt. (Oscar Wilde)

Unbehagen, ja sogar richtige Angst kann uns alles mögliche bereiten: Dunkelheit, ein Mensch den wir nicht einordnen können, Unsicherheit am Arbeitsplatz, unbekannte Speisen, ein Geräusch, dass uns an irgendetwas erinnert, was wir nicht mögen. Ein Geschmack, ein Geruch – die Palette ist entsetzlich lang.

Doch auch wenn wir uns selbst gern Glauben machen, dass wir beides – das für uns Gute und das für uns Schädliche – sehr gut voneinander trennen können; wenn wir glauben, es wären ganz individuelle Einschätzungen die uns dazu befähigen. So einfach ist eben nicht. Die Welt ist eine Wunderkammer und am wundersamsten ist, dass wir gar nicht auseinander halten können, wo wir als Individuum enden und wo die Allgemeinheit beginnt. Wo unsere eigene Einschätzung, unsere Subjektivität kaum mehr eine Rolle spielt, und die Objektivität der Gesellschaft beginnt. Und hier kommen die Werte ins Spiel.

Was sind eigentlich Werte?

Bei Wikipedia heißt es (etwas verschwurbelt): „Wertvorstellungen oder kurz Werte bezeichnen im allgemeinen Sprachgebrauch unter anderem als erstrebenswert, in sich wertvoll oder moralisch gut betrachtete Eigenschaften bzw. Qualitäten, die Objekten, Ideen, praktischen bzw. sittlichen Idealen, Sachverhalten, Handlungsmustern, Charaktereigenschaften und dergleichen beigelegt werden.“

Hmm. Auch beim dritten Lesen des Satzes bleibt unklar, ob wir es hier tatsächlich mit allgemein gültigen Standards zu tun haben, oder nur mit den subjektiven Vorstellungen mancher, die auf die Allgemeinheit übertragen werden… Will wirklich die gesamte Gesellschaft dasselbe? Was bedeutet wertvoll und moralisch gut? Ist es für alle und immer dasselbe? Doch wohl eher nicht, oder?

Ein großer Fehler: dass man sich mehr dünkt, als man ist, und sich weniger schätzt, als man wert ist. (Johann Wolfgang von Goethe)

Wenn also Werte keine Standards, sondern höchstens mal das Ergebnis einer gesellschaftlichen Vereinbarung sind… Und, wenn Werte nicht per se Allgemeingültigkeit besitzen, sondern variieren, sich verändern, einem ständigen Wandel zu unterliegen scheinen,… wie kriegen wir sie dann zu fassen?

scobel – Früher war alles besser! – Eine Diskussion über den Wertewandel

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Für den einen ist so etwas wie „Familie“ ein eigener Wert. Er würde alles tun, um seine Familie zu erhalten, sie zu stärken und gegen die Gefahren von Außen zu verteidigen. Er hat es so gelernt. Er hat die Geborgenheit der Familie selbst erlebt. Er hat vielleicht aber auch nur eine gesellschaftliche Tradition übernommen und stellt sie nicht infrage.

Der andere macht sich rein gar nichts aus der Familie und sucht seinen eigenen Weg. Vielleicht hat er lieber gute Freunde um sich. Vielleicht ist er von seiner eigenen Familie enttäuscht. Vielleicht hat er sogar schlimme Erfahrungen gemacht und fühlt sich in einem Familienverbund nicht wohl.

Können wir sagen, wer von den beiden Recht hat? Können wir sagen, was normal ist? Können wir das eine als „wertvoll“ und das andere als „wertlos“ bezeichnen?

Was sind also Werte? Sind sie das, was unserem Leben einen Wert zu geben vermag? Und ist es nur eine Frage, ob die Mehrheit in einer Gruppe diesen Wert teilt, um ihn anzuerkennen? Oder kann es auch die Minderheit bestimmen? Gibt es Werte, die schlichtweg über den Dingen stehen? Weit über uns? Sozusagen unbegreiflich, unantastbar, da sie übergeordnet sind – ganz gleich, was wir von ihnen halten?

Was ist gut? Und was tut nur gut?

Jeden Tag werden wir von Werbebotschaften, von Ideen, Visionen, Konzepten, Sprüchen, Neuigkeiten, Vermutungen, Gerüchten – von Informationen – überhäuft, die unsere Werte berühren. Ob es die Werte sind, die wir auf das Leben projizieren, oder sogar diejenigen, die die Sicht auf uns selbst beeinflussen.

Geist & Gehirn 189 Problem Belohnung

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Bis eben haben wir uns noch gut gefühlt. Doch jetzt erzählt uns irgendjemand in einem Fernsehgerät, im Radio, in der Zeitung oder auch im persönlichen Gespräch, dass wir dazu eigentlich keinen Grund haben. Nicht, bevor dieses oder jenes Produkt gekauft, diese oder jene Idee durchdrungen, diese oder jene Meinung angenommen wurde. Nicht, bevor wir verstehen, dass unser Leben unsicher, unser Charakter unvollkommen und unsere Zukunft mehr als ungewiss ist. Erst wenn wir unser Verhalten darauf einstimmen, wenn wir uns sozusagen neu justieren, ist alles wieder gut… Ist das nicht paradox?

Können wir eigentlich noch unterscheiden, was wirklich gut für uns ist und was uns eigentlich nur gut tut? Wir stimmen zu und fühlen uns zugehörig. Wir kaufen was uns gesagt wird, denken was wir denken sollen und fühlen uns damit einer Gruppe zugehörig, von der wir uns erhoffen, dass wir als Teil von ihr wohl besser durch unser Leben, durch unsere Zukunft finden werden. Wir machen nichts weiter, als uns mit unserer subjektiven Meinung irgendwo anzudocken und dadurch sicher zu fühlen.

Das „Anders-Spiel“ – Karriereverweigerer: Wertewandel

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Wir kaufen spezielle Marken und gehören zu einer Gruppe. Wir kaufen besondere Kleidung, frisieren uns, und imitieren die anderen und sind nun ein Teil von ihr. Wir übernehmen die Meinung – oft sogar wortwörtlich – plappern noch, was die Anführer, unsere Helden, irgendwelche Menschen behaupten, die so sind wie wir gern wären. Wir adaptieren die Attitüde, betreiben Mimikry, bis ins Kleinste – und glauben am Ende wirklich, dass es sich hier um Werte handelt.

Dabei tun diese Haltungen erst mal nichts weiter als uns gut. Denn wie war es noch mal mit der Sicht auf die Welt? Wir erleben etwas als Gut, was uns ein angenehmes Gefühl verschafft und alles dass was uns unangenehm ist als Schlecht. Hinterfragen tun wir jedoch nur selten.

Nichts ist wertfreier als ein Wert, den wir nicht mehr fühlen können

Wie schon gesagt, eigentlich ist es einfach: Wenn man jemanden fragen würde, welche ihm wichtig seien, wird man wohl in den meisten Fällen auf fast identische Werte stoßen. Wenn wir allerdings nicht mehr so sehr auf das hören war jemand sagt, sondern uns mal anschauen, was er tut… wenn wir uns die Gesellschaft ansehen, dann verschwimmen sie, die Werte, werden sie immer weniger greifbar, stellen sich alles auf den Kopf.

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– Wenn es etwas wie Mord geht, dann ist es noch recht deutlich. Jeder wird ihn verurteilen, wird sich vehement gegen ihn aussprechen. Doch warum gibt es dann Kriege? Warum gilt der Mord in manchen Fällen als tolerabel? Unser Körper sollte sich eigentlich dagegen sträuben, doch wenn ein Krieg „sein muss“, aus „gutem Grund“ geführt wird, dann legen wir als Gesellschaft diese Bedenken beiseite. Wir könnten sagen, wir blockieren ganz einfach und verweigern uns, solange ein Krieg in unserem Namen geführt wird. Wir empören uns solange als ganze Gesellschaft, bis er beendet werden muss. Doch das geschieht nicht. Es reichen nur ein paar Stimmen die behaupten, dass der Krieg wichtig sei, wir keine Ahnung hätten, die Dinge zu einfach sähen und nicht begreifen würden, dass dieser Krieg Schlimmeres verhindere. Und schon hinterfragen viele nicht mehr, was tatsächlich dahinter steckt. Werfen einen kardinalen Grundwert über Bord, oder glauben an die Ohnmacht und nicht daran, diesen Wert tatsächlich einfordern zu können.

– Wenn es um die Lüge geht, wird es schon subtiler. Wir wollen zwar nicht belogen werden, doch finden wir hier schon einen Weg zu unterscheiden. Eine Lüge, um jemanden nicht zu beleidigen? Eine Notlüge? Eine Lüge, die weniger schmerzt als die Wahrheit? Eine Lüge, die uns, unsere Liebsten vor dem Schlimmsten bewahrt. Wer hätte sich nicht schon mal auf diese Weise eine Begründung geschaffen? Und was wollen dann wir dagegen sagen, wenn die „Großen“ uns belügen, wenn wir es im Kleinen genauso machen – uns sogar selbst belügen, weil wir meinen, dass es nicht anders ginge. Das ist menschlich, und deshalb eben nicht greifbar. Doch wie ist es dann mit den fiesen Lügen? Denen die unsere Gesellschaft zersetzen? Denen die uns etwas vormachen, unsere Gesundheit gefährden, unseren Geldbeutel leeren, uns nicht für voll nehmen? Haben wir uns gesellschaftlich mal darauf verständigt, wo hier die Linie ist? Nein, haben wir nicht.

Am Ende des Leids stehen Liebe und Mitgefühl

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– Was ist mit dem Diebstahl, den Dingen die wir anderen nehmen? Oft, ohne es zu wissen. Wir ahnen vielleicht, dass überall dort, wo Armut herrscht, auch der Reichtum genährt wird… Wir wissen, dass wir auf einer „Insel der Glückseeligen leben“ und seit langer Zeit als Nation, und damit auch als Gesellschaft, andere Länder, andere Völker, die Natur, die Tierwelt beraubt haben. Doch wie stehen wir dazu? Wie verändert uns diese Vermutung, die sich immer mehr zur Erkenntnis entwickelt? Sehen wir dieser Art Diebstahl mit genauso einer Härte nach, wie dem Diebstahl, der zum Beispiel uns geschieht? Wie stehen wir zu dem Wert des Eigentums, wenn unser Reichtum zu großen Teilen darauf gründet, eben dieses anderen nicht nur zu verwehren, sondern aktiv zu nehmen?

– Was ist mit dem was wir Gut und Böse nennen? Haben wir eine Rezeptur die uns ermöglicht, die Dinge zu durchschauen? Sie zu entlarven und damit genau festzulegen, was nun gut ist und was nicht? Oder interessiert es uns vielleicht schon nicht mehr, weil wir die Welt für einen bösen Ort halten, der uns dazu zwingt, selbst böse zu sein, damit wir an ihm zurecht kommen? Was ist die Idee dahinter? Sind selbst Gut und Böse Dinge mit denen wir spielen können, ein Spielzeug für unseren Intellekt? Eine formbare Verhandlungsmasse, die wir uns so zurecht kneten, wie wir es brauchen?

Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.
(Johann Wolfgang von Goethe)

Wir sind schnell bei der Hand, wenn wir anderen ihre Verfehlungen vorwerfen. Wir werden selbst in kleinen Dingen, zum Beispiel bei der genommenen Vorfahrt auf der Straße in unserem Auto wütend, ohne in diesem Moment an die Konsequenzen des Handels zu denken – darüber nachzudenken, in welcher Relation unser stoisches Verhalten gegenüber den großen Problemen dieser Welt, zu unserem kleinen Missgeschick steht. Wir sehen die Dinge selektiv: Deshalb funktioniert das bestens. Wir blenden einfach das aus, was wir nicht sehen – und vor allem nicht spüren wollen.

Selbst wenn es Werte sind. Werte, die unser Menschsein definieren… Hauptsache, wir greifen unser Geflecht aus Selbstschutz, Unsicherheit, Besserwisserei, und innerer Lebensgerechtigkeit nicht an.

Doch die Folgen sind fatal, denn so haben wir es geschafft, die Werte auf den Kopf zu stellen. Und genau das rächt sich jetzt.

Es läuft aus dem Ruder

Ältere Menschen sprechen gern vorm Werteverfall. Doch das ist es gar nicht mal. Der Mensch war schon immer ein Individuum – hin und her gerissen, zwischen den Werten die er postuliert und denen die er lebt. Es hat nichts mit den guten alten Zeit zu tun, sondern mit der Art, wie wir unsere Wirklichkeit erleben, wie wir uns selber täuschen und uns selbst betrügen. Nur der guten Gefühle wegen. Und wenn es eben das Produkt aus dem Werbeclip, die zu wählende Partei mit ihrem Grundsatzprogramm oder eben auch nur eine innere Lebenslüge ist, solange sie uns gut tun, halten wir daran fest. Selbst dann, wenn sie sich auf Dauer als unser Verderben darstellt…

Und nun? Nun leben wir in einer Welt, die uns zutiefst verunsichert. Die uns lehrt, dass Geld und Besitz die Werte sind, denen wir nach streben sollten. Die uns Helden zeigt, Menschen die wir verehren sollen, weil sie genau das symbolisieren: Die Sicherheit und Anerkennung die einem widerfährt, wenn man beides erworben hat. Wir stellen nicht die Frage, ob die Art des Erwerbs selbst sich mit unseren Werten deckt. Nein, das ist nicht so wichtig. Das Ziel ist der Weg.

Mehr noch: Wer Geld hat, hat das Wort. Wer Geld hat, hat Recht. Wer Geld hat, genießt Sympathie. Deshalb gibt es eine Heerschar von Menschen die nichts anderes als ihre Lebensaufgabe sehen, als diesen Menschen nachzueifern, oder aber – wenn ihnen das nicht möglich ist – sie bei ihrem Leben stellvertretend zu beobachten.

Jemand ist fies und gemein? Egal. Er ist ja berühmt, bekannt, bedeutend. Er lügt und betrügt? Macht nichts? Das ist nur ein Zeichen seines Geschicks. Er lebt in Saus und Braus? Wunderbar. Das wollen wir auch und freuen uns, dass jemand unseren Traum lebt. Uns zeigt, dass es möglich ist.

Jemand geht über Leichen, kümmert sich nicht um das was er anrichtet, entlässt Tausende von Menschen, um seiner Firma mehr Geld zu bringen? Prima. Auch wenn es einen Sturm der Entrüstung gibt – er kommt damit durch. Denn was mehr zählt, als das Gejammer ist der Erfolg. Denn Erfolg ist ein Wert an sich. Wer Erfolg hat, hat Narrenfreiheit; wird nicht geächtet von der Gesellschaft, sondern gilt als eine verlässliche Säule der Wirtschaft, bekommt eigene Fernsehsendungen, wird in Talk-Shows eingeladen.

Wer lügt und betrügt, wer stiehlt und sich keinen Deut um das Gemeinwohl kümmert, kann also trotzdem ein Liebling sein. Und solange wir dies tolerieren, läuft es aus dem Ruder. Erst unmerklich, so dass man es nur in den kleinen Dingen spürt. Dann immer mehr, bis die gesamte Gesellschaft sich auf den Kopf gestellt hat. Wenn alles das was wir eigentlich als eine Gefahr für uns spüren sollten, tolerabel wird, nur weil es uns vermeintlich Sicherheit verschafft, dann wird der Aufprall am Schluss umso heftiger werden.

WissensWerte: Globalisierung

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Unsere Werte sind, und hier mag mancher enttäuschter Zyniker grinsen (oder mit den Zähnen knirschen) das einzige, was uns letztlich aus der Misere retten kann. Und hier sind nicht die Werte gemeint, die wir derzeit medial, gesellschaftlich, politisch feiern… Nicht Wachstum, nicht Profit, nicht Globalisierung werden uns letztlich zur größten Gefahr, sondern dass was sie schon längst aus uns gemacht haben. Eine in sich zerrissene Gesellschaft, die keinen anderen Weg findet um den größten Problemen und Gefahren zu begegnen, als gegeneinander, in Konkurrenz und mit selbst aufgesetzten Scheuklappen.

Dr. Kerstin Ullrich zur Studie: Was Menschen morgen bewegt – Trends und Wertewandel in Deutschland

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Wir setzen sozusagen auf die falschen Pferde. Was aber wäre, wenn wir unsere Werte radikal ändern würden?

Was also wäre, wenn wir unsere Werte ändern würden?
Wäre unsere Welt weniger lebenswert, wenn wir den Erfolg komplett anders definieren würden? Wenn er nicht nur darin bestünde, im Schmelztiegel des Marktes ein gutes Bild abzugeben? Nicht darin, sich Sicherheit durch Besitz aneignen zu wollen? Nicht darin, um jeden Preis zu funktionieren? Reich zu werden? Sicherlich nicht. Denn die Folgen eines verschobenen Werteverständnisses können wir jeden Tag beobachten.

Doll Face

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Wir müssten uns nur einmal fragen, ob es ausreicht, etwas nur deshalb als Gut zu betrachten, da es nicht an unseren tiefen Ängsten rührt. Ist die Entwicklung um uns herum nur deshalb gut, da sie uns belohnt? Da sie uns ein Überleben gewährt? Unseren Job? Unser Ansehen? Unsere Anerkennung? Uns als Mensch? Können wir das Muster erkennen, dass sich hier eingeschlichen hat? Das uns etwas für Gut verkauft, da wir davon profitieren – auch wenn es für andere Menschen, für unsere Umwelt und letztlich für uns selbst schlecht ist?

Auch wenn es eine Art Renaissance der Werte gibt. Auch wenn sich immer mehr Menschen für eine bessere Welt einsetzen und für das Gute einstehen. Die Definition, die Auseinandersetzung muss tiefer gehen. Denn sonst lässt sich jede Bewegung instrumentalisieren, politisieren, umdeuten und auf diese Weise neutralisieren. Der Einsatz für unsere Werte IST ein Wert als solcher.

Der große Diktator Charlie Chaplin Abschlussrede

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Die Welt wäre zumindest mal keine schlechtere, wenn wir uns darauf verständigen würden, dass wir nur das als Gut für uns empfinden, was auch für andere gut ist. Wenn wir nur das akzeptierten, was an dieser Frage nicht zerschellt. Und die Welt wäre auf jeden Fall eine bessere, wenn wir uns darauf verständigen würden, dass wir alles das als Schlecht empfinden, was in der Konsequenz auch schlecht für andere ist – selbst, wenn sie am anderen Ende der Welt sitzen.

Vielleicht schaffen wir es sogar, unser Konzept von gut und böse überall dort zu überdenken, wo wir es mit einfachen Bordmitteln nicht mehr auseinander halten können. Denn wenn wir tief in uns gehen, wissen wir was Gut ist – so wie wahrscheinlich jedes Lebewesen in diesem Universum. Und das Gute beginnt im Kleinen, dort wo wir anderen etwas Gutes tun; und dort, wo wir Schlechtes verhindern. Dies fordert sehr viel Mut von uns, aber genau dafür gibt es die Gemeinsamkeit. Und sobald wir erkennen, dass der Egoismus, der nur Gutes für uns selbst will, uns nur zum Schaden gereicht, werden wir wieder erleben, das wir eine Gemeinschaft sind. Eine Gemeinschaft, die ihre größte Stärke darin besitzt, dem Individuum gut zu tun.

 

Bildquelle: Jörg Brinckheger (pixelio)