Ich sag’s gleich vorweg: ich bin kein Bahn-Hasser. Aber dass in dem Speisewagen der Deutschen Bahn das Essen nicht unbedingt seinen Preis wert ist – das hab ich mir schon fast gedacht. Nun ist es raus und hoch offiziell: Foodwatch hat für uns mal wieder genauer auf den Teller geschaut.
„TV-Köche tischen auf!“ so wirbt die Deutsche Bahn derzeit für ihre Bordrestaurants. Doch laut foodwatch entpuppt sich die vermeintliche Spitzengastronomie im Speisewagen als ausgebuffte Mogelpackung. Der guten Namen bekannter Fernsehköche suggeriere zwar eine gewisse Gourmet-Qualität – doch den könnten die Gerichte nicht im Ansatz halten, meint die Organisation.
Fischsüppchen und Kerbe-Pesto
Weder beim „Frühlingssüppchen“ und bei der „Mit Kerbel-Pesto gefüllte Schweinefleischroulade mit Honig-Petersilien-Karotten und Knöpfle“ noch beim „Sesam-Zitronen-Hühnchen auf Spargelragout mit Butterkartoffeln“ der „überzeugten Botschafterin gesunder Ernährung“ (Bahn-Werbung) Sarah Wiener würden die Zusatzstoffe oder Aromen in der Speisekarte deklariert, kritisiert foodwatch.
Die von foodwatch gelieferten Fotos der Originalverpackungen von Rouladen und anderem (siehe oben) macht auch nicht gerade Appetit. Zudem zeige die darauf befindliche Inhaltsliste, dass das Gericht neben gehärtetem Palmfett den Geschmacksverstärker Hefeextrakt, das Verdickungsmittel Xanthan, E 330 (Citronensäure) sowie nicht näher definierte Aromen. Ein Fertigprodukt, das viel mehr mit Spitzentechnologie als mit Spitzenküche zu tun hat – und nichts mit dem erklärten Berufsethos von Sarah Wiener, wie foodwatch findet.
Lieber keine Zutatenliste
Das solche Mogeleien möglich sind liegt mal wieder an der Gesetzgebung respektive Politik: „Eine Zutatenliste ist nicht vorgeschrieben, und nach § 9 der Zusatzstoffzulassungsverordnung müssen nicht alle Zusatzstoffe angegeben werden. Der Gast kann nicht erkennen, ob in der Küche frisch gekocht oder ein fertiges Convenience-Produkte nur noch aufgewärmt wird“, berichtet foodwatch – und fordert, die Kennzeichnungsvorschriften für Lebensmittel in der Gastronomie an die Vorgaben für verpackte Lebensmittel anzupassen.
Wir fragen uns zudem allerdings auch (a) wieso Köche, die doch ein gewisses Maß an Berufsethos im Leib haben sollten, sich dafür hergeben und (b) wieso Werbeagenturen da mit spielen? Gibt es denn nirgendwo in der langen Kette zwischen Produktion – Vermarktung – Verkauf Leute mit Schuldbewusstsein?
Nun gut, falls ihr nun aktiv werden wollt: foodwatch liefert auch gleich eine E-Mailaktion an die Deutsche Bahn und Verbraucherministerin Ilse Aigner für Klarheit in Speisekarten mit – quasi als Fertiggericht… http://kurzlink.de/foodwatch-aktion
Ist doch überall so, so lange das Geld stimmt ist der Berufsethos nur noch zweitrangig. 😉