Ich fasse heute mal ein heißes Eisen an: Es gibt Tipps für Feminist*innen. Jawohl, mit Sternchen und Genderei. Denn von Mann bis Frau haben alle was davon, wenn wie wir gerechter, fairer und friedlicher zusammenleben.

 

1 – Reflektiere dich!

Wenn du männlich, weiß und gut verdienend bist, hast du automatisch ein paar Vorteile. Deine Stimme zählt zum Beispiel mehr, deine Meinung wird ernster genommen, du wirst mehr respektiert. Aber auch wenn du nicht männlich, weiß und gut verdienend bist, kann es sein, dass du unausgesprochene, subtile Privilegien genießt. Überlege dir mal, welche das sein könnten (oder sprich mit Menschen, die anders sind, was sie darüber denken). Finde heraus, was du tun möchtest, um anders damit umzugehen und anderen vielleicht die gleichen Vorteile einzuräumen.

2 – Reflektiere dich noch mal!

Du hast dich jetzt also schon eingeordnet und dir darüber Gedanken gemacht, wie andere dich (unbewusst) aufgrund deines Geschlechts wahrnehmen. Aber wie ist das mit dir? Kochst du wirklich gerne – oder machst du es nur, weil es von dir als Frau eben erwartet wird? Bist du wirklich scharf darauf, der Familienernährer zu sein – oder befürchtest du, andernfalls als unmännlich angesehen zu werden? Je weniger Druck auf uns aufgrund von Rollenklischees auf uns lastet, desto freier können wir uns so entfalten, wie wir tatsächlich sind.

3 – Sexismus bekämpfen

Sexismus bedeutet, dass ein Mensch aufgrund seines Geschlechts diskriminiert oder herabgesetzt wird. Der erste Schritt ist natürlich zu überlegen, ob man das selbst irgendwo unbewusst macht. Und dann kannst du – den Blick für sexistische Verhaltensweisen geschärft – dich auch bei anderen dafür einsetzen, dass sie das nicht tun oder erleiden. In manchen Fällen ist da sicherlich Zivilcourage und auch Feingefühl gefragt… Frage dich also erst einmal, wie du gerne behandelt werden würdest, wenn du in der Haut der anderen stecken würdest, bevor du etwas sagst. Es bringt sicherlich nicht so viel, wenn man andere einfach als dumm oder als Opfer abstempelt.

4 – Bekenne dich als Feminist*in

Ja, Feministen sind nicht nur Frauen. Insofern müsste es korrekt „Feminist*innen sind nicht nur Frauen“ heißen … Auch Männer können und sollten sich als Feministen outen. Warum? Weil auch sie von einschränkenden Geschlechterstereotypen betroffen sind, die vielleicht gar nicht zu ihnen passen. Und weil sie es ungerecht finden, dass 52 % der Menschheit (Anteil der Frauen an der Weltbevölkerung) systematisch benachteiligt ist. Ähnlich wie Veganismus ist Feminismus ein heißes Eisen und ich bin schon gespannt auf die Kommentare. Deshalb ist es wichtig, dass wir darüber reden und nicht zulassen, dass es ein tabuisiertes Igitt-Thema ist, mit dem man lieber nichts zu tun haben will, weil man sonst ein negatives Image kriegt. Zeig allen, dass man toll, fröhlich, glücklich, begehrenswert, klug und Feminist*in sein kann!

5 – Höre zu

Einfach mal Klappe halten und zuhören ist natürlich nicht nur bei Geschlechtergerechtigkeit eine gute Sache. Hier aber auch. Sei offen für die Perspektiven und Erfahrungen anderer – vor allem derjenigen, die von sich denken, dass sie unter Geschlechterstereotypen leiden (wie gesagt: das können auch Männer sein). Sich selbst zu erkennen ist nämlich die eine Seite der Medaille. Andere tatsächlich zu erkennen wie sie sind, die andere. Anders als viele Anti-Feminist*innen gerne unterstellen, geht es (aus meiner Sicht zumindest) keineswegs darum, Kampfgräben zwischen den zwei Geschlechterstereotypen zu eröffnen. Es geht darum Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es da eine gewaltige Masse an Grauschattierungen zwischen Schwarz und Weiß gibt – und damit auch eine dicke, fette Brücke zwischen uns allen.

Deine Ideen?

Wenn du noch weitere Ideen und Tipps für gelebten Feminismus hast, dann schreibe doch hier einen Kommentar. Wir freuen uns über Anmerkungen, Fragen und – ja! – auch Kritik.