Bei der Methode „Marktplatz Gute Geschäfte“ soll es zu Tauschgeschäften zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen kommen – das haben wir uns genauer angeschaut…

Was ist der Marktplatz „Gute Geschäfte“?

Über 260 Marktplätze „Gute Geschäfte“ gab es in mehr als 90 deutschen Städten schon. Das Prinzip: An einem Abend kommen genauso viele NGOs wie Unternehmen(svertreter) zusammen, um sich darüber auszutauschen, was sie sich gegenseitig anbieten könnten. Kommt ein Tausch zustande, wird eine schriftliche Vereinbarung geschlossen, für die Formulare ausliegen. Diese wird von einem der ehrenamtlichen Helfer fotokopiert und digitalisiert.

„So eine Vereinbarung macht aus einem unverbindlichen Gespräch ein verbindliches Vorhaben“, erklärt Maren Gutmann, die in Hamburg den Marktplatz mit organisiert hat. In der Hansestadt gibt es die Veranstaltung schon seit 2010. Seit dem sind rund 350 Vereinbarungen zustande gekommen, rund 240 Organisationen und Unternehmen haben daran teilgenommen. „Teilweise sind dadurch auch langfristige Partnerschaften entstanden“, so Maren Gutmann.

Mein Abend der Guten Geschäfte

Als ich an dem regnerischen Abend im Körber Forum eintreffe, ist schon einiges los. An Stehtischen warten die Vertreter der Organisationen meist mit auffälligen Rückenschildern versehen auf ihre Gesprächspartner. Erst beim Eintritt erhalte ich eine Liste mit den teilnehmenden Organisationen auf der einen und den Unternehmen auf der anderen Seite.

Das sorgt für Spontanteität und unvoreingenommene Überlegungen im Vorfeld hinsichtlich dessen, was man denn an dem Abend anbieten könnte oder haben möchte. Ich zähle 27 Unternehmen und Organisationen – von klein bis groß, von alternativ bis eher konservativ. Ich bin ebenfalls als Unternehmerin, Schrägstrich freiberufliche Medienberaterin da und diene ebendiese Expertise an. Und dann geht es los…

Aktivoli: Marktplatz gute Geschäfte im Körber Forum

Corporate Social Responsibility

Die hanseatische Konnotation des ehrbaren Kaufmanns muss an diesem Abend natürlich zur Sprache kommen. Und so beginnt der Abend nicht mit der Bedeutung der NGOs und deren Bedürfnissen, sondern mit einem Vortrag der CSR-Beraterin der Werbeagentur Jung von Matt Berlin*: Welche Motive haben Unternehmen, wenn sie Partnerschaften mit NGOs eingehen? Antwort: Sie suchen zunehmend nach solchen Organisationen, die sich die Lösung eines (ihrer) Probleme auf die Fahnen geschrieben hat.

Beispiel 1: Ein großer Hamburger Kaffeeröster kooperiert natürlich am liebsten mit einer Organisation, die den ökologischen Kaffee-Anbau und dessen fairen Handel unterstützt. Beispiel 2: Eine große Berliner Boulevardzeitung kooperiert mit der Berliner Vermittlerzentrale für Ehrenamtliche und präsentiert täglich einen“Berliner Helden“. Im Idealfall endet das mit glücklichen Kaffee-Bauern und einer zunehmenden Zahl Berliner Ehrenamtlichen.

Gesuch trifft Gesuch

Danach wird die große Schiffsglocke geschlagen (ja, Hamburger lieben ihre Lokalkolorit ;-)) und der eigentlich Marktplatz beginnt. Nach nicht mal 5 Minuten habe ich die erste Vereinbarung abgeschlossen – und bin die Erste, die stolz ein ausgefülltes Formular zum Fotokopieren bringe. Dass wir auf der Suche nach Kooperationspartnern für „Für eine bessere Welt“ sind, macht die Sache sicherlich einfacher…

Danach geht es Schlag auf Schlag. Teilweise bilden sich sogar Schlangen mit Menschen, die mit uns kooperieren wollen. So gefragt waren wir noch nie. Der Bedarf ist groß – von neuen Texten über Team-Trainings bis hin zu kompletten neuen Websites. Die Möglichkeiten für eine Kooperation sind ebenfalls da (wir sind auf der Suche nach Räumlichkeiten für die Konferenz für eine bessere Welt 2015 sowie für unsere Workshops für eine bessere Welt).

Fazit: Gute Geschäfte!

Nach nahezu zwei Stunden haben knapp 60 Teilnehmer rund 65 Engagement-Vereinbarungen getroffen. Ich liege mit 4 Vereinbarungen also definitiv über dem Durchschnitt. Alle Vereinbarungen werden – in einer Excell-Tabelle eingetragen – an die Wand projiziert. Die Luft ist mittlerweile dick. Die Leute geschafft. Letzte Dankeschöns werden ins Mikrofon gesprochen, Blumensträuße ausgetauscht. Das Buffet lockt. Der Abend kann ausklingen. Ich fahre nach Hause und finde: Der Abend hat sich gelohnt.


Links zum Thema

* Man muss dazu sagen, dass hinter der Idee die nicht unumstrittene Stiftung Bertelsmann steckt… (siehe auch Kritik im Handelsblatt)