Was haben Gymnastikübungen mit Social Media zu tun? »Nichts« denkt man zunächst – bis man die Session von Daniel Unsöld (koerpersprache-wissen.de) und Ole Seidenberg (nest.im) bei der re:campaign 2012 mitgemacht hat. Hier konnte man live und buchstäblich am eigenen Leib erleben, wie unterschiedlich die Kommunikation (auf sozialen Plattformen) rüber kommen kann.

Schon zu Beginn des Tages hatte Daniel Unsöld mit ungewöhnlichen, aber echt effektiven Gruppenübungen für Stimmung – genauer gesagt: für eine extrem ausgelassene und austauschfreudige Stimmung gesorgt. Damit, kann man sagen, startete die re:campaign perfekt in den zweiten Tag: Den Tag der Barcamps. Und so sprudelten kurz darauf auch die Session-Ideen. Ich entschied mich – überzeugt von Unsölds Intro – für das Thema »Teamtraining für Social Media«.

Soziale Medien im Real Life

Und rein ging es in die Social-Media-Kommunikation in RL (real live). Der Anfang: Basics. Will heißen: Das richtige Händeschütteln. Ja, denn auch diese vermeintlich so banale wie alltägliche Geste hat es in sich! Ist der Händedruck zu schlaff, wirkt man unsicher und unmotiviert. Ist er zu hart – eventuell sogar noch verbunden mit einem vertraulichen Oberarmgetatsche – wirkt er zu dominant. Auch nicht das Wahre. Greifen wir zu schnell zu oder warten wir, bis sich die Fläche zwischen Daumen und Zeigefinger in eben jene Fläche unseres Gegenübers schmiegt, bevor wir gefühlvoll zudrücken? Suchen wir den Blickkontakt? Lächeln wir? Schütteln wir die Hand des anderen sachte und locker?

Jede Geste zählt – auch im Web

Ja, allein schon diese Eröffnungsgeste verrät viel über uns. Mehr vielleicht, als wir uns wünschen. Und genauso ist es auch im sozialen Web, wie uns Ole Seidenberg der Übung folgend erklärte. Flankiert von einigen Beispielen erfolgreicher und auch nicht so erfolgreicher Online-Kampagnen (die eine von Obama, die andere von Merkel und ihr dürft raten, wer erfolgreicher war). Und schon ging es in die nächste Übung: das Schwarmverhalten des Web 2.0 analog erproben.

Zu eben jenem Zweck fing jeder an, ein Geräusch plus Geste zu vollführen, die ihm oder ihr gerade so einfiel. Traf man auf jemanden, dessen Geräusch/Geste einem besser gefiel, machte man sie oder ihn nach – bis sich ein paar (bei uns waren es drei mit einem klaren Favoriten, dem mehr als die Hälfte verfiel) Geräusch-Gesten-Kombinationen übrig blieben: je nach Geräusch-Gesten-Kombination kann man so quasi live miterleben, wie ein Shitstorm respektive Buzz zustande kommt!

Und so wechselten sich Daniel Unsöld und Ole Seidenberg in hervorragender Kombination von Körperbewegung, Geistestraining, Energizer und Gedankenfutter ab. Danke an die beiden – und: sie überlegen, ob sie dies auch als buchbaren Workshop anbieten sollen/wollen. Ich kann nach der Session nur dazu raten: diese Erfahrungen könnten in einigen Organisationen und Unternehmen die Hemmschwellen für nicht so social-media-affine Menschen abbauen bzw. ihr Bewusstsein für ein Web-2.0-gemäßes Verhalten schärfen!

P.S.: Besonders beeindruckend auch folgendes Experiment: Fünf Menschen stehen mit dem Rücken zur Menge. Einer tritt aus der Menge hervor und »schmeißt« ein YOU laut rufend und mit einer werfenden Armbewegung unterstützend »auf« einen der Fünf. Fühlt sich dieser angesprochen, war unsere Versuchsfrage. Und tatsächlich: Der oder die »trauten« sich zwar nicht, sich umzudrehen, zuckten aber jeweils als einzige zusammen! Und die Moral von der Geschicht? Überleg Dir gut, wen Du fokussieren willst mit Deiner Online/Social-Media-Kampagne – dann wird er sich auch angesprochen fühlen!