Eine bessere Welt bekommen wir nur durch gesellschaftlichen Wandel. Doch wie funktioniert die Rettung der Erde? Was kann jede*r Einzelne von uns dafür tun? Und haben wir dafür überhaupt noch genug Zeit? Cyril Dion hat da einen Plan …

Wann beginnt die Revolution?

So lautet die Überschrift eine Kapitels in dem neuen Buch von Cyrill Dion, das den schönen Titel „Kurze Anleitung zur Rettung der Erde“ trägt. Dion ist hierzulande sicherlich vor allem durch seinen Dokufilm „Tomorrow“ (2015) bekannt. In Frankreich aber auch aufgrund seiner Petition gegen die Umweltpolitik der französischen Regierung 2018. Ja, und nun hat er ein Buch geschrieben und verspricht damit, wonach wirklich alle Aktivisten und Engagierten, die ich kenne, händerringend suchen …

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Um es vorweg zu nehmen: Auch Dion hat leider keine Lösung parat, an die nicht schon andere gedacht hätten. In besagtem Kapitel gibt er wider, was die Aktivisten des Transition Netzwerks aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrungen an Wissen teilen können. Genauso wie die Erkenntnisse des Ex-Revolitionärs, Ex-Politikers und Serben Sdrja Popovic, der mit seiner Organisation „Canvas“ so eine Art Beratung für Revolutionäre betreibt. Dazu gehört:

Vier Erfolgsfaktoren Sozialer Bewegungen

1. Wähle Kämpfe, die groß genug sind, um zu zählen, aber klein genug, um sie zu gewinnen: Wer etwas für den Klimaschutz oder gegen das Artensterben tun möchte, sollte damit nicht von vorne herein damit anfangen, den gesamten Kapitalismus abschaffen zu wollen. Denn dafür wird es einfach (noch) nicht genug passive und aktive Mitstreiter*innen geben. Wer jedoch mit kleinen Schritten anfängt auf ein großes Ziel zuzusteuern, der hat laut Dion eher Erfolg.

2. Erfolgreiche Bewegungen brauchen Diversität: Wenn sich auf einer Demo, bei einer Blockade oder einem Boykott nur die treffen, die ein und derselben „Blase“ angehören (hierzulande meist der umweltbewussten (weißen) Mittelschicht), dann wird sie nicht erfolgreich sein. Erst wenn sich dafür auch Menschen aus anderen Bereichen der Gesellschaft einsetzen, kommt genug Masse zusammen.

3. Eine klare Strategie mit einer großen Vision und bewussten Etappensiegen: Um Menschen zu begeistern braucht es einerseits ein gemeinsames, verheißungsvolles Narrativ – also eine Utopie oder eine Geschichte, wie schön die Welt sein wird, wenn die Bewegung erfolgreich ist. Sie braucht aber auch gut gewählte Etappensiegen (das sind die kleinen Schritte, die unter Punkt eins auftauchen). Und es braucht eine kluge Strategie, wie sich die Gegenmacht und Unterdrückung gewaltfrei und mit Humor aushebeln lässt.

4. Halte durch!

Widersprüche müssen erlaubt sein

Das alles gibt natürlich nur einen Bruchteil des Buches in sehr verkürzter Form wider. Und dennoch scheint es mir ein zentraler Angelpunkt zu sein. Denn er zeigt, dass die Sache – und damit zwangsläufig auch das Buch von Dion – verzwickter und vor allem auf widersprüchlicher ist, als der Titel verheißt. Denn wie wir alle wissen, ist die entscheidende Frage natürlich: Wie kriegen wir die oben genannten Punkte denn nun hin? Und zwar möglichst schnell???

Darauf hat auch Dion anscheinend keine klare Antwort. Denn zum einen beginnt das Buch mit einem relativ umfangreichen Teil, in dem er in bunten Farben ausmalt, was uns an Schrecklichkeiten erwartet, wenn wir nichts gegen die Klimakatastrophe tun. Und das ist etwas, wovon er uns im Kapitel „Wann beginnt die Revolution?“ klar abrät, weil das nur diejenigen motivieren kann, die ohnehin schon etwas für den Klima- und Umweltschutz tun wollen.

Zum anderen schreibt er ganz klar, dass kleine Veränderungen nicht reichen. „Einzelne Maßnahmen, die die Ordnung unserer Gesellschaften nicht grundsätzlich infrage stellen … sind sinnlos“. Dazu zählt zum Beispiel der Austausch von Atomkraftwerken durch Windkraftanlagen oder chemische Pestizide durch biologische. Nur um genau eine Seite weiter zu dem abschließenden Ergebniss zu kommen, dass am Anfang nur die Macht über uns selbst haben.

„Wir sind unser eigenes Reich, das wir regieren, reformieren und verändern können“, erklärt er. Dann – so zumindest seine Hoffnung – können sich das andere Menschen in unserem Umfeld als Vorbild nehmen. Sich anstecken lassen. Neue Narrative von einer wünschenswerten Zukunft und einem guten Leben entstehen. Nach ziemlich genau 160 Seiten habe ich daher keineswegs eine „Kurze Anleitung zur Rettung der Erde“ erhalten. Doch das ist meiner Meinung auch gar nicht möglich. Inspirierend und empfehlenswert ist die Lektüre deshalb dennoch!

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Cyril Dion: Kurze Anleitung zur Rettung der ErdeKurze Anleitung zur Rettung der Erde

Wofür wir heute kämpfen müssen

Cyril Dion, ISBN 978-3-15-011215-1, 18,00 Euro

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Bildquellen: Die Illustrationen stammen von dem tollen Grafik-Pool flaticon.com