Die Meere unseres Planeten sind die größten Lebensräume – und massiv in Gefahr. Klimawandel, Müll, Lärm und Fischerei machen dem Leben in den Meeren den garaus. Dagegen muss man etwas tun – und man kann auch! Hier ein paar gute Tipps.

Wovor muss man Meere schützen?

Wir fischen dort. Wir entsorgen dort unseren Müll. Wir transportieren einen Großteil unserer Waren über sie. Und nicht zuletzt genießen wir ihren Anblick unheimlich: Die Meere unserer Erde. Doch so sehr wir sie lieben – so sehr zerstören wir sie. Meist aus Unachtsamkeit, manchmal aus Unwissenheit, manchmal auch aus Gleichgültigkeit und Ignoranz. Doch das kann nicht so weiter gehen. Denn um unsere Meere ist es schlecht bestellt!

Allen voran trägt die Klimakrise ihren Teil dazu bei, dass die Meere für manche Lebewesen kein freundlicher Ort mehr sind: Denn das Meerwasser bindet große Menschen von Kohlendioxid aus der Luft. Das trägt zwar dazu bei, dass sich die Erdatmosphäre weniger schnell erwärmt. Aber es macht das Meerwasser immer saurer. Lebensräume wie zum Beispiel Korallenriffe halten das nicht aus. Daher erleben wir ein gigantisches Korallensterben.

Infografik: Mikroplastik im MeerMikroplastik im Meer ist ein ernstes Problem. Das Bild zeigt, woher es kommt. Bald soll es laut Forschern mehr Plastikpartikel als Plankton im Meer geben … Bildquelle: wikimedia.org

Müll im Meer

Doch Kohlenstoff ist nur ein „Müll“, der in unseren Meeren landet. Dazu kommt der hochproblematische Plastikmüll, von dem du bestimmt schon gehört hast. Weniger bekannt ist dir vielleicht, dass vor allem Nord- und Ostsee auch riesige Halden für Monitionsmüll sind. In dem kostenlosen E-Book „Zum Zustand der Meere“ schildern der Diplom-Biologe Ulrich Karlowski und die Meeresschützerin Pia Klemp von der Organisation Aquascope, das seit etwa 70 Jahren rund 400.000 – 1,3 Millionen Tonnen Altmunition aus dem 1. und 2. Weltkrieg dort vor sich hinrotten.

„Nach über siebzig Jahren im Meer sind die Munitionshüllen heute stark korrodiert, die enthaltenen Gift- und Sprengstoffe gelan- gen mehr und mehr in die Meeresumwelt.“ Aber nicht nur die Meeresbewohner sind in Gefahr. Karlowski und Klemp warnen auch Strandgutsammler*innen davor, Bernstein mit giftigen und vor allem sich selbst entzündenden Phosphorbrocken zu verwechseln!

Lärmverschmutzung unter Wasser

Ein weiteres Problem ist die Lärmbelästigung unter Wasser. Hier verbreiten sich Schallwellen viermal schneller, als über die Luft – und auch viel weiter. Das ist für Meeresbewohner ein echtes Problem. Vor allem, wenn sie sich akkustisch orientieren. Dennoch wickeln wir Menschen laut Kemp und Karlowski zirka 90 % unseres Welthandels über den Seeweg ab. Etwa ein Drittel davon landet bei uns in der EU.

Neben dem Mittelmeer seien die Nord- und Ostsee dich wohl am häufigsten und dichtesten befahrenen Meere, meinen die beiden. „Nach Angaben des Umweltbundesamtes fahren zum Beispiel auf der Ostsee täglich und zu jeder Zeit etwa 2.000 Schiffe“, erklären sie. Doch diese Lärmbelästigung hat ernste Folgen, wie Verletzungen oder gar der Tod von Meerestieren. Sie können ihr Verhalten ändern, ihr Immunsystem leidet aufgrund von Dauerstress und sie können sich gegenseitig nicht mehr finden oder in ihrem ursprünglichen Lebensraum orientieren.

Offshore-Windparks sorgen für Lärmbelästigung im MeerOffshore-Windkraftanlagen im Meer bringen erneuerbare Energie – aber auch gewaltige Lärmbelästigungen für die Meeresbewohner. Ein echtes Problem. Diese Karte geplanter und bestehender Offshore-Windkraftanlagen stammt von Maximilian Dörrbecker (Chumwa) via Wikimedia.

Meere schützen oder leer fischen?

Und natürlich ist da noch das Thema „Überfischung“. Über 30 % der Weltmeere sind überfischt oder zusammengebrochen. In Europa sollen es laut Klemp und Karlowski rund 40 % sein. Selbst so einst gängige Arten wie der Hering sind deshalb mittlerweile auf der roten Liste der bedrohten Tierarten gelandet.

Für das Massensterben in Nord- und Ostsee sind (neben den bereits genannten Ursachen) auch die viel zu hohe Fangquoten verantwortlich. Sie missachten die Empfehlungen der Wissenschaftler zugunsten der Fischerei-Industrie missachten. Zusätzlich gibt es die so genannte IUU Fischerei, also die illegale, unangemeldete und unregulierte Fischerei. Das führt dazu, dass laut Studien rund 50 % des in Europa verkauften Fischs illegal gefangen worden seien, meint Klemp in dem bereits erwähnten E-Book. „Deshalb sagen wir von Aquascope: Schwarzfisch gibt es in den Supermärkten, nicht auf Schwarzmärkten. Wer Fisch kauft, begeht das Risiko, IUU Fischerei direkt zu unter- stützen“, so Klemp.

Wie kannst du die Meere schützen?

Wo es viele Probleme gibt, da gibt es auch vieles, was wir besser machen können. Dabei müssen wir nicht (nur) auf Politiker und Wirtschaftskapitäne warten, sondern können und sollten selbst aktiv werden. Hier eine Liste mit Ideen:

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1. Vermeide Tierprodukte

Die Gülle aus der Massentierhaltung befördert Stickstoff und Phosphor in die Nord- und Ostsee. So trägt die Industrielle Landwirtschaft in erheblichem Maße zu sogenannten Überdüngung der Meere bei. Das führt zu explosionsartigem Algenwachstum, was den Sauerstoff aus den Meeren zieht und so für wortwörtliche Todeszonen sorgt:

„2014 stellten dänische Forscher fest, dass sich die Todeszonen in der Ostsee auf eine Fläche von 60.000 Quadratkilo- metern ausgebreitet hatten. Es handelte sich um die weltweit größte Sauerstoffmangelzone menschlichen Ursprungs“, so Karloswki und Klemp in ihrem E-Book „Zum Zustand der Meere“.

Und natürlich solltest du dir überlegen, ob du nicht doch auf den Verzehr von Fisch komplett verzichten kannst. Wir haben heutzutage in einem so reichen Land wie Deutschland viele andere Möglichkeiten, um uns gesund und ausgewogen zu ernähren und brauchen unseren Kindern und Enkeln nicht die letzten Fischbestände wegfuttern …

2. Weg mit dem Müll

Wenn du im Urlaub am Strand oder einem Naturschutzgebiet an der Küste bist, dann hinterlasse keinen Müll. Das klingt banal, ist aber unheimlich wichtig. Denn jede Zellophanhülle und jedes Eisbecherlöffelchen vergrößerten den Plastikmüllberg im Meer. Noch besser ist es natürlich, wenn du erst gar keinen Plastikmüll erzeugst :-).

Außerdem kannst du dich an Müllsammelaktionen beteiligen, wie zum Beispiel den „Costal Cleanup Day“ vom Naturschutzbund (Nabu). In dem oben genannten E-Book findest du noch weitere Beispiele.

3. Kaufe Lokales

Je weniger Dinge über das Meer verfrachtet werden müssen, desto weniger Verkehr und Lärm gibt es dort. Außerdem vermeidest du dadurch die Verbrennung fossiler Energien, die die Schiffsmotoren antreiben – und schützt so das Klima. Weniger CO2 in der Luft bedeutet dann wiederum auch, dass die Meere weniger übersäuern.

4. Bestehe auf Schutzgebieten

Die UN möchte laut Klemp und Karlowski bis 2020 10 % der globalen Meeresfläche unter Schutz stellen. Für viele Meeresforscher und Meeresschutzorganisationen reicht das nicht. „Sie fordern, dass es mindestens 30 bis 40 % sein müssten“, so Klemp und Karlowski. Doch: von beiden Zielen sind wir noch weit entfernt.

Deutschland gehört außerdem traurigerweise zu den Ländern, die die bestehenden Schutzgebiete nicht ausreichend überwachen. Das bedeutet: Auf dem Papier gibt es sie zwar. Doch was tatsächlich dort geschieht, das prüft kein Mensch.

Deshalb braucht es Menschen, die sich für einen echten Schutz einsetzen und politischen Druck erzeugen: Unterzeichne Petitionen, beteilige dich an Aktionen und Demonstrationen, schreibe Briefe und fordere strengere Gesetze und Grenzwerte, mehr Schutzgebiete und vor allem auch deren Kontrolle oder Sicherstellung.

5. Setze dich mit der Natur auseinander

Das klingt vielleicht banal – aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man das, was man kennt und mag, viel lieber schützen möchte. Nutze daher jede Gelegenheit, um die Meere und ihre Bewohner genauer kennenzulernen. Schau Dokumentarfilme und lies Bücher. Wenn du im Urlaub am Meer bist, dann nimm an Führungen teil und besuche Schutzstationen.

Erkenne, wie spannend, faszinierend und wunderschön die Ökosystem im Meer funktionieren – und was sie bedroht. Nur so kannst du in Zukunft bewusst so leben, reisen und konsumieren, dass du die Meere schützt. Und wenn du dafür erst einmal einen liebevollen, bewundernden Blick hast, dann fällt es dir auch gar nicht mehr schwer, etwas in deinem Verhalten zu verändern. Denn dann ist es kein Verzicht mehr, sondern du nimmst gerne Rücksicht.

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Wenn du noch eigene Ideen hast, dann schreibe uns oder hinterlasse unter diesem Beitrag einen Kommentar. Wir hoffen, dass wir dich ein bisschen inspirieren konnten. Weitere Hintergrundinfos und auch Tipps sowie Links findest du in dem tollen E-Book „Zum Zustand der Meere“ von Ulrich Karlowski und Pia Klemp: https://www.sonneundstrand.de/meeresschutz/

 

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