Problem Beifang

Fisch und Meeresfrüchte stehen bei vielen gerne auf dem Speiseplan. Ist ja auch eigentlich gesund. Doch welche Konsequenzen hat unser Fisch-Verzehr?

Oder genauer gefragt: Welche Konsequenzen haben die Methoden, mit denen die Fische gefangen werden? Ein Report der World Wildlife Fund (WWF) gibt über recht drastische Praktiken Auskunft: Mindestens 40 Prozent aller Fische und Meerestiere, die in die Netze der Fischindustrie gehen, sind demnach so genannter Beifang.

Laut Bericht geht ein großer Teil des Fangs entweder als toter „Müll“ auf See über Bord oder wird ohne angemessenes Management gefischt. „Die Fischbestände können sich nicht erholen, solange 40 Prozent von allem, was wir aus dem Meer holen, wie Müll behandelt und nicht auf Fangquoten angerechnet wird “, meint deshalb Karoline Schacht, WWF-Fischereiexpertin.

Die im Report untersuchten Fischereien haben einen geschätzten jährlichen Gesamtfang von 95,2 Millionen Tonnen. Davon sollen rund 38,5 Millionen Tonnen – also 40,4 Prozent – als Beifang identifiziert worden sein. Auch die für den deutschen Handel bedeutenden Regionen des Nord-Ost Atlantik und der Beringsee gehören zu den untersuchten Gebieten.

„Wir steuern auf eine ökologische, ökonomische und humanitäre Krise zu, wenn die weltweite Fischerei nicht auf nachhaltige und zielgenauere Fangmethoden umstellt“, warnt Karoline Schacht. Nach Ansicht des WWF verschärft Beifang das Problem der Überfischung, auch weil zu viele, nicht vermarktbare Jungtiere in den Netzen landen und damit zukünftige Fänge verloren gehen.

„Nur eine wirklich nachhaltige Fischerei ist zukunftsfähig“, sagt die WWF-Expertin. „Kein Industriezweig kann es sich leisten, auf Dauer mit einer so hohen Fehler- und Abfallquote zu wirtschaften.“ Der WWF kritisiert außerdem, dass Tierarten wie Meeresschildkröten, Delphine und Haie unselektiven Fangmethoden zum Opfer fallen und somit in ihrem Bestand gefährdet würden.

Grundschleppnetze und andere unselektive Fanggeräte sollten nach Ansicht des WWF durch umweltverträglichere und zielgenauere Techniken ersetzt werden. Der WWF plädiert zudem für ein striktes Rückwurfverbot in der Europäischen Fischerei sowie für die Anrechnung der mitgebrachten Beifänge auf die Fangquoten der Fischer.

Bestände wie der Nordsee-Kabeljau waren laut WWF in den vergangenen Jahren auch aufgrund immenser Rückwurfraten besonders stark unter Druck geraten. „Um wichtige Maßnahmen wirkungsvoll und schnell umsetzen zu können brauchen wir ein weltweit abgestimmtes Verständnis über Umfang und Bedeutung von Beifang“, sagt Karoline Schacht. „Diese unsichtbare Fischerei, jenseits von Quoten und Managementplänen muss ein Ende haben.“

Weitere Infos: www.wwf.de