Wer an Umweltschutz denkt, denkt meistens sparsam und in Form von Verboten und Einschränkungen: Müll vermeiden, nicht so viel Autofahren, Strom und Wasser sparen und so weiter und so fort. Der Wirtschaft läuft dabei jedenfalls sicherlich immer wieder ein kalter Schauer des Entsetzens über den Rücken…
Alles Quatsch – zumindest wenn es nach dem Chemiker Michael Braungart geht, Gründer und Wissenschaftlicher Geschäftsführer der EPEA Internationale Umweltforschung GmbH in Hamburg. In seinem Buch „Cradle to Cradle“ und bei vielen Vorträgen bietet er eine Alternative an: Verschwendung pur zum Wohle der Umwelt.
Cradle to Cradle
Das heißt genauer gesagt, Verschwendung nur, solange die Produkte, die man verbraucht entweder eine Nahrung für unsere Umwelt sind – und sich somit genau verhalten, wie es „Abfälle“ in Ökosystemen auch tun, nämlich in dem sie beispielsweise als Kompost wertvoller Nährstofflieferant für neue Pflanzen sind.
Oder in dem „technische Nahrung“ liefern – also so gestaltet sind, dass sie sich ohne Qualitätsverlust in der Produktion wieder verwenden lassen (im Gegensatz zum heutigen Ansatz des Recycling, wo man – egal ob beim Papier, Glas oder Kunststoff – einerseits teilweise mit einem enormen Aufwand zu kämpfen hat, um die Materialien überhaupt wieder verwendet werden können. Und andererseits mit immer schlechter werdenden Materialien – bis sie so schlecht sind, dass sie sich nicht wieder verwerten lassen.
Ein paar Beispiele
Wie das nun konkret aussehen soll? EPEA hat da ein paar Beispiele: Das Unternehmen forscht beispielsweise zusammen mit dem Sportkleidungshersteller Trigema an T-Shirts, die komplett kompostierbar sind. Denkbar sind auch Bücher und Zeitungen, die aus einem Material sind, von denen sich die (umweltunschädlichen) Druckfarben einfach wieder abwischen lassen. Oder auch ein Verpackungsmaterial für Eiscreme, das sich bei Temperaturen über – sagen wir – rund zehn Grad verflüssigt und schadlos in die Gartenerde versickern kann. Kleines Add-on könnten dann in das Material integrierte Blumensamen sein, die im kommenden Frühjahr zusätzlich für Augenfreude sorgen.
Für die Wirtschaft wäre das natürlich der Traum von Umweltschutz schlechthin: Die Menschen könnten ohne schlechtes Gewissen konsumieren, was das Zeug hält – und die Produkzenten würden auch noch sparen, nämlich bei den Entsorgungs- und Rohstoffkosten (je nach dem, ob die Materialien einfach auf dem privaten Komposthaufen entsorgt werden können oder ob sich das Material einfach und ohne Qualitätsverluste wieder verwenden lässt).
Schlecht ist diese Idee natürlich nicht. Wie gut sie ist, das lässt sich erst sagen, wenn konkrete, marktfähige Lösungen – sprich ebensolche kompostier- oder wieder verwendbaren Materialen – gefunden sind.
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