Bis 2050 werden 200 Millionen Menschen auf der Welt vor den Folgen von Stürmen, Dürren und Überschwemmungen flüchten, das berichteten UN-Organisationen und Internationale Hilfsorganisationen auf der UN-Klimakonferenz in Bonn unter Berufung auf Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) (siehe zeit.de). Doch nicht nur das. Wirtschaftliche und politische Krisen sorgen für eine steigende Zahl an Flüchtlingen auf dieser Welt. „Im Mai 2010 wurden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2.343 Asylerstanträge gestellt … Im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2009 stieg die Zahl der Asylbewerber um 508 Personen (27,7 Prozent)“, berichtet das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Heute ist Weltflüchtlingstag – und ein guter Anlass, um nicht nur darüber nach zu denken, wie man verhindern kann, dass immer mehr Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Sondern auch, wie man ihnen eine bessere Zuflucht bieten kann.

Beispiel Kongo

„Die humanitäre Lage ist vor allem im Osten des Landes immer noch dramatisch“, sagt die Direktorin der evangelischen Hilfswerke Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe, Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, aus Anlass des Weltflüchtlingstages. Alleine in der Provinz Nord-Kivu seien in den vergangenen Jahren bis zu zwei Millionen Menschen vertrieben worden. Dabei sei die Zivilbevölkerung immer wieder brutalen Angriffen ausgesetzt. Die Bürgerkriegs-Parteien setzen oftmals Vergewaltigungen als Strategie ein. Dabei würden Frauen vor den Augen ihrer Männer oder Verwandten vergewaltigt und schwer verletzt.

„Wir dürfen den Massakern und Vergewaltigungen im Osten des Landes nicht weiter tatenlos zuschauen. Die internationale Staatengemeinschaft ist hier gefordert, so schnell wie möglich die Rahmenbedingungen für Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen“, so Füllkrug-Weitzel. „Das geht nun schon seit über 10 Jahren so, ohne dass die Weltöffentlichkeit sich – anders als im Fall Darfur – dafür interessiert. Dafür sind offenbar zu viele Kräfte im Spiel, die den Bürgerkrieg im Kongo weiter anheizen wollen“, sagt Füllkrug-Weitzel.

Beispiel Indonesien: Die Regierung Indonesiens plane im Südosten der Provinz Papua ein gigantisches Landwirtschaftsprojekt – auf Kosten der indigenen Bevölkerung West-Papuas, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtet. Traditionell befänden sich diese Gebiete seit Jahrhunderten in dem Besitz der Papua – den Ureinwohner der gleichnamigen Provinz. Das Projekt hätte die Enteignung, Vertreibung, kulturelle Entwurzelung und Marginalisierung der Papua zur Folge. Es befinde sich jedoch in der Anfangsphase und könne noch gestoppt werden. Daher bittet GfbV euch, sie bei ihrem Online-Appell an die UN-Hochkommissarin Navanethem Pillay zu unterstützen.

Beispiel Burma (Myanmar)

Hier plane die Militärjunta mehr als 30 Staudämme zu errichten. Für die ethnischen Minderheiten im Land würden diese Großprojekte massive Nachteile bringen, meint GfbV: Sie würden von ihrem Land vertrieben, verlören ihre kulturellen Wurzeln und enthielten meist keine Entschädigung für ihr Land. Aktuell seien 10.000 Angehörige des Volkes der Kachin von einer Zwangsumsiedlung bedroht. Auch hier könnt ihr einen Online-Appell an den Sondergesandten der Europäischen Union für Burma Piero Fassino unterzeichnen, sich für einen Stopp neuer Zwangsumsiedlungen und eine angemessene Entschädigung der bereits Betroffenen einzusetzen.

Beispiel Deutschland, Europa

Aber auch wir hierzulande können Flüchtlinge in ihrem harten Schicksal unterstützen. Das internationale Kinderhilfswerk terre des hommes forderte die Bundesregierung anlässlich des Weltflüchtlingstages etwa auf, sich auf europäischer Ebene stärker für die Rechte von Flüchtlingen einzusetzen. Besonders dringlich sei es, eine europäische Lösung für Länder mit EU-Außengrenzen zu finden, die sich mit hohen Zahlen von Flüchtlingen konfrontiert sehen. Besonders dramatisch sei die Situation derzeit auf Malta, das kaum Unterstützung bei der Bewältigung der Flüchtlingsproblematik erhalte. Hier sei eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den EU-Partnern dringend erforderlich.

„Von den EU-Grenzstaaten befindet sich derzeit vor allem Malta in einer präkären Lage“, erklärte Andreas Meißner, terre des hommes-Experte für Flüchtlingskinder. „Auf dieser winzigen Insel, die kleiner ist als das Bundesland Bremen, halten sich derzeit 4.500 Flüchtlinge auf, darunter viele Familien mit kleinen Kindern sowie unbegleitete Minderjährige.“ Damit sei das kleine EU-Mitglied in Relation zu seiner Einwohnerzahl weltweit das Land mit der höchsten Zahl an Flüchtlingen. „Recherchen vor Ort und Interviews mit Betroffenen haben ergeben, dass Malta mit der Situation völlig überfordert ist und von einer menschenwürdigen Behandlung der Flüchtlinge keine Rede sein kann“, so Andreas Meißner. „Besonders problematisch ist die Lage der Kinder, für die keinerlei altersgerechte Unterbringung und Betreuung existiert.“

Wer sich weiterhin für das Los viele Flüchtlinge in Deutschland interessiert und vielleicht sogar aktiv helfen möchte, kann sich zudem auch an die Organisation Pro Asyl wenden, die beispielsweise versuchen, die Situation in deutschen Flüchtlingslagern zu verbessern und Menschen vor der Abschiebung zu retten.