2012 traf Fernsehjournalist Nikolas Migut bei einem Dreh in Berlin den Obdachlosen Alex. Die kurze Begegnung geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Seither versucht er ihn wiederzufinden…
Nikolas Migut hat sich vorgenommen die Welt zu verändern. Doch das ist gar nicht so leicht. Da gab es diese eine Begegnung mit diesem scheuen, etwas schroffen, aber immer netten Alex – im Herbst vor zwei Jahren. Es ging um einen Dreh über Obdachlose, im Rahmen der NDR-Reportagereihe „7 Tage“ an der Berliner Bahnhofsmission am Zoo. Einen Dreh, den er bis heute nicht aus seinen Kopf bekommt. Die halbe Nacht war er mit ihm unterwegs, verlor ihn dann aber aus den Augen.
„Ich komme seit Jahren immer wieder mit Obdachlosen auf der Straße ins Gespräch. Aber so eine intensive Begegnung wie mit Alex hatte ich noch nicht. Er war in jener Nacht übermüdet, traurig und dennoch höflich und voller Humor. „
Nikolas entschloss sich kurzerhand ein Kurz-Porträt von ihm zu machen. Die Idee, Alex zu helfen, kam erst durch das Online Film Festival Viewster. Denn die Resonanz war beachtlich:
„Nach dessen Start haben sich viele Menschen unabhängig bei mir gemeldet, dass sie Alex in Hamburg gesehen haben wollen. Erst als ich wusste, dass er tatsächlich aufzufinden ist, wollte ich ihm helfen. Wenn er das denn überhaupt will.“
Helfen – aber wie?
Der Winter steht vor der Tür und schon jetzt sind die Nächte kalt – sehr kalt sogar. Man lies wieder vermehrt von Sammelaktionen, bei denen Kleidung, Leckereien und allerlei nützlicher Kleinkram zusammen kommen. Man bekommt bei Facebook Meldungen mit den Telefonnummern von Kältebussen. Doch eigentlich wird eins wieder offensichtlich. Der Staat kommt seiner Obhutspflicht nicht nach. Zu unbequem, zu teuer, zu lästig? Bei uns in Hamburg, wo man Alex jetzt vermutet, gab es im letzten Jahr einige Skandale, die Vertreibung von Obdachlosen, die baulichen Veränderungen ihrer Rückzugstätten, den Einsatz neuer Ascheimer aus denen man keine Pfandflaschen sammeln kann, zuletzt sogar wieder Tote. Was kann man also machen? Nikolas hat schon recht konkrete Vorstellungen, was man tun könnte, wenn man Alex erst einmal fände:
„Ich denke, Hilfsorganisationen wie die Bahnhofsmissionen in Berlin und Hamburg machen eine echt gute Arbeit. Dort bekommen Obdachlose warme Mahlzeiten, Schlafsäcke und Beratung. Wenn ich Alex wirklich finde, will ich ihn – zusammen mit Dieter Puhl von der Berliner Bahnhofsmission am Zoo – mit der so genannten „Mobilen Einzelfallhilfe“ unterstützen.“
Nikolas weiß, dass ein Journalist alleine nicht viel ausrichten kann. Doch was geht und was wirklich nötig wäre, das ist, mit den Medien Menschen zum Nachdenken anzuregen: über Menschlichkeit und Nächstenliebe. So erhofft er sich auf seinen Film und seine Aktion schon sehr Resonanz:
„Und im besten Fall unterstützen meine Leser und Zuschauer Obdachlose wie Alex und Hilfsorganisationen wie die Bahnhofsmissionen.“
Er war bereits auf Hamburgs Straßen unterwegs, um an die Orte zu gehen, wo Alex sich derzeit aufhalten soll. Bei der Bahnhofsmission in Hamburg hat er Fotos von Alex hinterlegt. Jetzt versucht er alle Hilfsorganisationen Hamburgs mit dem Foto auf Alex aufmerksam zu machen. Und er hat Hoffnung, dass er bald Erfolg haben, dass er Alex finden wird. Wenn das der Fall ist, soll eine Seite auf Betterplace.org eingerichtet und für Alex gesammelt werden.
Mit Filmen Menschen sensibilisieren
Das alles läuft neben seiner eigentlichen Arbeit als Journalist beim NDR, wird aber für Nikolas Migut immer mehr zu einer Herzenssache.
„Ich denke, wenn man die Chance hat ein Menschenleben zu retten, sollte man das tun. Ich weiß, dass es nicht DIE Lösung für die Armutsthematik in Deutschland gibt. Und ich glaube auch, dass sich viele Menschen viele Jahre intensiver damit beschäftigt haben, als ich und daher sicher bereits viele Strategien ausprobiert haben. Als Filmemacher kann ich nur einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen mehr über das Thema Armut nachdenken.“
Sei es in mit seinem Film über Altersarmut („Schuften bis zum Schluss – wenn die Rente nicht reicht“) oder eben bei der Kurz-Dokumentation „Alex – Halbes Vertrauen“… Nikolas will durch Filme Menschen für Schicksale und Zustände sensibilisieren. Denn wenn sich nach dem Film User darüber austauschen, warum man helfen sollte, wie wichtig ein Ehrenamt ist und wie man konkret helfen kann, dann sei ja schon ein großes Ziel des Films erreicht.
Sein persönliches Wunschziel wäre aber jetzt ganz konkret,…
„…dass Alex zukünftig nicht mehr Nacht für Nacht durch die Straßen irren muss, sondern wir gemeinsam dafür sorgen, dass er ein angenehmeres und gesünderes Leben führen kann.“
Übrigens, der Film von Nikolas ist wirklich sehenswert. Hier nochmal der Link zum Video auf dem Viewster Festival.
Und das Wichtigste zum Schluss: Wer Alex sieht oder von ihm hört, kann sich mit Nikolas in Verbindung setzen. Über diese Mailadresse ist er erreichbar!
Kommentar schreiben