Good Rebels & KI. Eine Roboterhand und eine menschliche Hand berühren sich fast. Wie in "Die Erschaffung Adams", dem berühmten Fresko von Michelangelo

Good Rebels & ethische KI: Menschlichkeit im digitalen Zeitalter

Künstliche Intelligenz erobert unseren Alltag. Wie wir mit Haltung, ethische KI fördern und drei einfachen Regeln unsere Menschlichkeit bewahren.

Künstliche Intelligenz verändert gerade unsere Welt – doch Technik allein kann nicht entscheiden, was richtig oder falsch ist. Das machen Menschen. Und Menschen haben oft sehr eigene Vorstellungen. Man merkt es den Ergebnissen und Einsatzgebieten an. Schon jetzt sind sie oft ziemlich gruselig.

Dabei ist das erst der Anfang einer Reise. Und der Zug in dem wir sitzen wird immer schneller. Wir müssen zunehmend darauf achten, dass wir nicht unter die Räder kommen. Brauchen eine KI, die das Menschliche schützt und „Gesetze für eine ethische KI“, die genau das sicherstellen. Alternativen zu den großen Anbietern und welche, die besonders auf ethische Werte und das Gemeinwohl achten. Wir brauchen Good Rebels in der KI, die das fordern und umsetzen.

Wo stehen wir im Moment?

Ein Kühlschrank, der weiß, wann wir Eis naschen [1]. Eine Kaffeemaschine, die unsere Laune analysiert [2]. Das Auto, das uns an der Ampel versucht zu beruhigen [3]? Das klingt noch lustig. Aber was ist mit KI-Steuererklärungen, die für den Betrug eingesetzt werden können [4]? KI-gestützte Ressourcenverteilung in Intensivstationen [5]? Emotionale KI-Chatbots für Kinder [6], KI-generierte Influencerinnen bei der Bundestagswahl 2025 [7] oder autonome Waffensysteme [8]. Ab wann wird es moralisch fragwürdig? Wer entscheidet darüber? Und sind es immer gute Entscheidungen, im Sinne aller?

Mich wundert, dass wir gesellschaftlich mit dem Thema so arglos umgehen. Das war schon bei der Kommerzialisierung des Internets so. Wir haben doch eine Verantwortung für das was hier gerade geschieht. Täusche ich mich? Beim Internet haben wir das „den Großen“ überlassen. Die Folge ist ein sozialer Raum, der von wenigen Tech-Giganten beherrscht wird. Das ist aus unserem ehemals als frei, dezentral und kreativ gedachten Internet geworden. Und müsste doch mehr als ein Achselzucken hervorrufen. Ich kratze mich gerade am Kopf.

Eine moralische Probe

Ich sehe mich als einen Good Rebel und habe das Gefühl, dass uns die Gegenwart auf eine moralische Probe stellt. Mit weitreichenden Folgen für die Zukunft. Wie viel Spielraum werden wir noch haben, wenn wir unser Denken auslagern? Wenn wir nur noch auf einen Knopf drücken und das Ergebnis kommt prompt? Eine Antwort auf unsere Fragen? Prompt. Eine Lösung für unsere Probleme? Prompt. Ein schlauer Text über die Welt? Prompt. Wenn dies nicht mehr die Ergebnisse des ethischen Abwägens und moralischen Hinterfragens sind. Wenn wir einfach nehmen, was uns die Maschine anbietet. Ihr gehorchen, weil sie uns so gut kennt und weiß, was gut für uns ist? Wenn wir bequem geworden sind.


Der traurigste Aspekt des Lebens ist derzeit, dass die Wissenschaft Wissen schneller sammelt als die Gesellschaft Weisheit

(Isaak Assimov, russ.-amerik. Sci-Fi-Autor [9])


So formulierte es der Urheber der Robotergesetze, die sich mit einer wichtigen Frage auseinandersetzen: Wie ist die ethische Beziehung zwischen Maschine und Mensch geregelt? Seine Gesetze lauten:

  • Ein Roboter darf kein menschliches Wesen verletzen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden zugefügt wird.​
  • Ein Roboter muss den ihm von einem Menschen gegebenen Befehlen gehorchen, es sei denn, ein solcher Befehl kollidiert mit dem Ersten Gesetz.​
  • Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht mit dem Ersten oder Zweiten Gesetz kollidiert.​

Man kann sicher einiges an den Gesetzen kritisieren [10], aber sie liefern eine gute Denkschablone, die uns in Zeiten von KI weiterhelfen kann. Denn die Frage ist erlaubt. Ist Technologie einfach nur ein Mittel des Fortschritts, oder hat ihre Entwicklung und Anwendung, ihr Verhalten, viel tiefer liegende Aspekte, die wir unbedingt mit beachten müssen? Eine rhetorische Frage? Natürlich, denn es ist längst kein Geheimnis mehr, wohin der Zug rollt in dem wir sitzen. Aber wer bestimmt die Richtung?

Wer lenkt den KI-Zug und wohin fährt er?

Schauen wir uns doch mal an, wer die größten Anbieter von Künstlicher Intelligenz sind. Zunächst einmal die altbekannten Namen, gelistet nach geschätztem Vermögen:

  • Apple Intelligence (Apple) – geschätztes Vermögen: 3 Billionen EUR​
  • Copilot (Microsoft) – geschätztes Vermögen: 2,9 Billionen EUR​
  • AI Chips (NVIDIA) – geschätztes Vermögen: 2,8 Billionen EUR​
  • Gemini (Alphabet/Google) – geschätztes Vermögen: 1,8 Billionen EUR​
  • Llama/Meta AI (Meta) – geschätztes Vermögen: 1,3 Billionen EUR​

Beeindruckend und beunruhigend. Alle mischen sie mit. Und besonders die, die das Internet und seine technologische Infrastruktur unter sich aufgeteilt haben.

Und nun ein Ranking der KI-Angebote mit der größten Marktdurchdringung.

  • ChatGPT (OpenAI) – geschätztes Vermögen: 157 Mrd. EUR
  • Claude (Anthropic) – geschätztes Vermögen: 61 Mrd. EUR
  • Gemini (Alphabet/Google) – geschätztes Vermögen: 1,8 Bio. EUR
  • Copilot (Microsoft) – geschätztes Vermögen: 2,9 Bio. EUR
  • DeepSeek (High-Flyer) – geschätztes Vermögen: n.a. (schnellstes Wachstum 2025)

So viel Einfluss, so viel Geld, so viel Marktmacht. Das ist etwas vollkommen anderes, als würden wir als Gemeinschaft diese neue Technologie für das Gemeinwohl einsetzen. Nein. Sie wird verwendet, um noch mehr Geld und Macht zu erlangen und den Menschen noch abhängiger zu machen. Reicht es nicht, dass fast unsere komplette soziale Kommunikation über nur noch wenige Kanäle läuft? Anscheinend nicht.

Good Rebels für ethische KI

Ich bin Journalist, Buchautor, Medienaktivist, aber auch Sohn, Bruder, Ehemann und Freund. Ich beobachte die Menschen um mich herum, die sich darüber freuen, was die KI so alles kann. Wie nett und eloquent sie in wenigen Sekunden reagiert. Wie freundlich und einfühlsam sie ist. Unsere Bilder auf dem Smartphone erkennt. Immer ein offenes Ohr hat und selbst auf sensibelste und persönlichste Fragen eingeht. Für manche besser, als vertraute Menschen. Und das finde ich schaurig, ja geradezu beklemmend. Denn ohne es zu hinterfragen, wird auch die persönliche Moral zu einer Frage der Effizienz.

Was ist die Suche nach Wahrheit, das kritische Hinterfragen (auch von sich selbst) und der Wunsch, die Welt ein bisschen besser zu machen wert, wenn all das nicht mehr das Ergebnis einer inneren Reife von Gedanken und auch Gefühlen ist? Künstliche Intelligenz durchdringt jeden Bereich unseres Lebens, von sozialen Medien über politische Meinungsbildung bis hin zur Selbstüberwachung und -optimierung oder Umweltentscheidungen. Dieser digitale Einfluss spielt sich jedoch zunehmend außerhalb unseres Blickfelds ab, gesteuert von komplexen Algorithmen, die uns formen, ohne dass wir es merken.

Will ich das? Für mich und die Menschen, die mir wichtig sind? Will ich, dass kommende Generationen nichts anderes mehr kennen als dieses Orakel von Delphi? Eine mystische, sagenumwobene Variante der Künstlichen Intelligenz, bei der wir heute ganz ähnlich von Halluzination sprechen. Als Good Rebel bin ich für eine ethische Hinterfragung dieser Technologie, rechtzeitig, bevor sie uns wie das Orakel in desaströse Situationen empfiehlt.


Die nötige Inspiration für ihr oftmals sibyllinisches Gestammel bekam die Prophetin dabei von göttlichen Dämpfen, die aus einer Erdspalte unterhalb ihres Tempels strömten.

Der Spiegel [11]


Digitale Zivilcourage

KI ist weit mehr als Technik – sie ist eine Macht, die unsere ethischen Grundsäulen herausfordert. Die zentrale Frage ließ mich nicht mehr los: Wo bleibt der Mensch, bleibt das Menschliche, wenn Maschinen immer mehr Entscheidungen übernehmen, ohne Gefühle oder moralische Intuition? Die Idee, dass Maschinen frei von menschlichen Irrungen und Wirrungen seien, Gefühle nur ein Bug im System, wirft kein gutes Licht auf die Allmacht der Programmierer und Technikpioniere.

Die Situation spitzt sich zu, denn KI entwickelt sich exponentiell, während die menschliche Gesellschaft sich oft nur langsam anpasst. Oder, wie in Zeiten des Krieges und wirtschaftlichen Existenzkampfes sogar zurückentwickeln droht. Unsere Instinkte für Empathie, Moral und Gerechtigkeit laufen Gefahr, vom ferngelenkten Zug aus Daten und automatisierten Entscheidungen überrollt zu werden. Und ich habe das mulmige Gefühl, dass es keine Frage von Fortschritt ist, sondern eine der digitalen Zivilcourage.

So mahnt Peter M. Asaro, dass es neben Regulierungen auch eine „Maschinenethik“ braucht, die nicht nur Entwickler, sondern auch die KI selbst in Verantwortung nimmt. Denn es gehe auch um die Moral von Drohnen, Robotern, Agenten, Chatbots sowie von selbstständig fahrenden Autos und Rechnern im automatisierten Handel [12].

3 Gesetze für ethische KI

Der Zug rollt also bereits. Wir sitzen drin und er nimmt immer mehr Fahrt auf. Kritik an der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz wird, wie schon beim Internet, oft als fortschritts- ja, zukunftsfeindlich abgetan. Dabei ist sie genau das Gegenteil, denn sie will ja gerade Technik so verankern, dass sie zum Wohl der Menschheit eingesetzt wird. Mehr Zukunft für alle geht nicht. Oder?

Mit diesen drei einfachen Gesetzen könnten wir beginnen. Ja, … sie sind nicht perfekt, könnten und sollten noch verbessert werden, aber sie sind so etwas wie moralische Gleise für den Zug.

  1. KI darf niemandem schaden.
  2. KI muss für alle verständlich und kontrollierbar sein.
  3. KI soll menschliche Werte achten und unterstützen, aber nicht ersetzen.

KI darf nicht nur uns nicht schaden, sondern auch anderen Menschen, anderswo auf der Welt und in der Zukunft. Genauso wie anderen Lebewesen und der Natur. Allein diese Überlegungen sind es wert angestellt zu werden. Als Good Rebel möchte einerseits gegen die Gefahr des Missbrauchs rebellieren, aber eben auch das Menschliche in den Blick nehmen und erhalten.

Sie darf nicht eine Blackbox bleiben. Die Daten für ihr Trainings werden überall hergeholt. Große Auflagen und Prüfungen gibt es dabei nicht. Zumindest keine, die mich zufrieden stellen. Dasselbe gilt auch für die „Meinungen“, die eine KI vertritt und an andere weitergibt. Ihre Haltung und damit auch ihre Moral. Diese sind für die Gesellschaft weder nachvollziehbar, noch kontrollierbar. Das ist ein Einfallstor für destruktive Entwicklungen in sowie schon aufgeschreckten und bedrohten Gesellschaften und Demokratien.

Und sie soll menschliche Werte achten. Dafür müssten wir die längst überfällige Diskussion führen, was für uns in diesen Zeiten menschlich ist. Wir müssten unsere ethischen Rahmenbedingungen für die Zukunft definieren. Und das nicht ein paar Milliardären oder Despoten überlassen.

Private KI

Damit wir nicht am Tropf der großen BIg Tech-Angebote hängenbleiben, können wir jetzt schon etwas tun. Wir nutzen Lokale KI, also private Angebote.

Lokale KI eröffnet hoffnungsvolle Perspektiven für echte Privatsphäre: Indem Modelle wie Llama oder Mistral direkt auf deinem Gerät oder Server laufen, ohne Cloud-Übertragung, bleiben sensible Daten strikt lokal – keine Abfragen an Dritte, volle DSGVO-Konformität und Unabhängigkeit von US-Tech-Giganten.

Tools wie Ollama [13] oder LM Studio [14] ermöglichen die einfache Installation auf PCs, während europäische Anbieter wie Aleph Alpha [15] transparente, lokale Modelle für Unternehmen bieten und Mistral AI [16] Open-Source-Optionen für datensichere Anwendungen liefert. Yeren Local AI [17] rundet das Angebot mit einer Enterprise-Lösung ab. Das alles reduziert externe Abhängigkeiten. So wird KI zum privaten Verbündeten, der Souveränität stärkt.

​Klar, es ist etwas fummliger und nicht so babyeinfach wie die Online-Big-Tech-Angebote. Aber sie sind privat und das ist unschätzbar. Schau es dir an. Mehr Good Rebel geht nicht. Oder doch?

Ethische KI

Und noch was: Es gibt auch alternative Ansätze. Diese KI-Konzepte setzen vermehrt auf ethische Werte als Kern ihrer Technologie und wecken bei mir den leisen Optimismus für eine verantwortungsvolle Zukunft. Sie integrieren Prinzipien wie Fairness, Transparenz und Verantwortung direkt in die Modellarchitekturen und Trainingsdaten, etwa durch Bias-Erkennungstools und detaillierte Model Cards.

Das KI-Ethik Forum [18] ist ein hervorragendes Beispiel für ein deutsches Projekt, das Wissenschaftler und Praktiker zusammenbringt, um ethische Fragen rund um Künstliche Intelligenz zu diskutieren und Lösungen im Sinne der Gesellschaft zu entwickeln. Zusammen mit dem Institut für Digitale Ethik [19] an der HDM Stuttgart, das Bildung und ethische KI-Anwendungen im Alltag fördert, zeigen diese Projekte, wie KI verantwortungsvoll gestaltet werden kann. Sie motivieren dazu, KI als Chance für eine menschlichere und ethisch verantwortete Zukunft zu sehen

Wenn Du eine Meinung dazu hast, Ideen was man (sonst noch) tun könnte oder vielleicht alles ganz anders siehst, dann schreibe einen Kommentar. Egal wo. Gern unten. Hast Du spannenden Links, Projekte oder Initiativen, dann her damit. Wir freuen uns, wenn dieses Thema zum Gesprächsstoff wird.

Quellen & Links

Marek

ist freier Medienmacher und Rebell – ein unbequemer Fragesteller und leidenschaftlicher Geschichtenerzähler. Schon als Kind zog er mit Bleistift und Neugier los, um die Wahrheit hinter den Fassaden zu entdecken. Heute kämpft er gegen die Scheinwelten aus Manipulation, Spaltung und Oberflächlichkeit. Mit rebellischem Geist und klarem Blick berichtet er über die Themen, die unsere Zukunft formen: digitale Freiheit, gesellschaftlichen Wandel, echte Gemeinschaft und lebenswerte Zukunft. Sein Antrieb: Menschen zu inspirieren, zu motivieren und gemeinsam eine bessere Welt zu schaffen.

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