Schon lange scheint sich die Politik um eine Debatte um die Flüchtlingspolitik zu drücken. Doch die unklare Situation syrischer Flüchtlinge in Hamburg sorgt nach wie vor für Schlagzeilen – und damit auch für Demos, Diskussionen, Stirnrunzeln und Nachfragen.

Von Lampedusa nach Hamburg

Keiner weiß genau, wie viele es sind. Man spricht von rund 300 Flüchtlingen, Männer, jung. Sie sind über das Mittelmeer auf aus Syrien auf die italienische Insel Lampedusa geflüchtet. Als das Flüchtlingslager dort geschlossen wurde, soll die italienische Regierung sie mit provisorischen Papieren und etwas Bargeld auf die Reise nach Nordeuropa geschickt haben. So sind etliche der heute schlicht Lampedusa-Flüchtlinge in Hamburg gelandet. Im Winter kamen sie in Notunterkünften für Obdachlose unter, danach waren sie obdachlos.

Der Senat will sie nicht haben. So viel ist klar. Er beruft sich auf die Dublin-II-Verordnung und meint, Italien müsse sich um das Asylverfahren kümmern – immerhin hätten die Flüchtlinge dort auch die EU betreten. Soviel zum Paragraphenreiten. Sich durch ein Wunder nach Italien beamen tun sich die Flüchtlinge natürlich nicht. Im Gegenteil.

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Was Hilfe und Mitgefühl ausrichten können

Wo die Politik passiv und ignorant über das Leid der Menschen hinweg sieht und anscheinend auf ihren >>guten Recht<< beharrt, das machen die Anwohner von St. Pauli mit ihrer Hilfe und ihrem Engagement für die Flüchtlinge wieder Wett: Die St. Pauli Kirche in Hamburg bietet zumindest rund 80 Notunterkünfte an. Sachspenden von mitfühlenden Anwohnern sollen anfangs fast im Minutentakt eingetroffen sein.

Ehrenamtliche geben Deutschunterricht. Pastoren organisieren neben ihrem eigentlichen Beruf das Leben im provisorischen Flüchtlingscamp. Außerdem hat sich bereits ein Unterstützerkreis gebildet, die für ein Bleiberecht der syrischen Flüchtlinge streitet (http://lampedusa-in-hamburg.tk/). Mitte August demonstrierten dann auch noch über 2.000 Menschen aus ganz Hamburg dafür, dass die Flüchtlinge eine dauerhafte Heimat in Hamburg finden. Die Bewegung ist auch schon nach Berlin geschwappt – dort sollen immerhin über 300 Menschen demonstriert haben (http://asylstrikeberlin.wordpress.com/). Das Gute im Schlechten ist dieser beeindruckende Einsatz und das Mitgefühl dieser Menschen!

Mitgefühl ist keine Selbstverständlichkeit für Flüchtlinge in Deutschland

Denn eine so breite zivilgesellschaftliche Hilfe und Mitgefühl ist für Flüchtlinge keineswegs eine Selbstverständlichkeit in Deutschland. Ja, es gibt die engagierten Organisationen und Unterstützer, überall in Deutschland. Doch ein breites Bewusstsein für die schwierige, ja oft fast auswegslose Lage von Flüchtlingen in Deutschland gibt es fast nicht. Da beleidigen und bekämpfen am Ende noch ewig Gestrige – wie in Berlin Hellerdorf – Menschen, die eigentlich unsere Unterstützung brauchen.

Doch umgekehrt engagieren sich auch allerorten Menschen für das Wohl von Flüchtlingen. Die oft verzweifelten Aktionen zeigen, wie groß die Not ist: In Bitterfeld sind Flüchtlinge mit Unterstütztung von Karawane (www.thecaravan.org) beispielsweise in den Hungerstreik getreten. Sie fordern ein Bleiberecht, die Abschaffung der Lager und ein Recht auf Arbeit und Lernen. In Brandenburg kämpfen die >>Women in Exile<< für eine Unterbringung von Flüchtlingsfrauen und ihren Kindern in Wohnungen statt in Lagern (http://womeninexile.blogsport.de/). Und das Roma Center in Göttingen ruft per Online-Petition für ein Bleiberecht von Roma auf.

 

Bildquellen: http://lampedusa-in-hamburg.tk/ und  http://womeninexile.blogsport.de/