Stadtimkerei

Nachdem wir uns neulich schon mal die Tiergattung Vogel vorgenommen hatten, wollen wir uns heute mal genauer mit Bienen auseinander setzen. Nicht nur, dass die fleißigen Arbeiterinnen allerlei Genüssliches und Gesundes für uns liefern – die Insektenart ist auch Symbol das Symbol aus der Tierwelt schlechthin für eine soziale und äußerst produktive Tiergemeinschaft.

Die Frankfurter Künstlergruppe finger nimmt diesen Aspekt zum Anlass, um  seit einiger Zeit eine so genannte Stadtimkerei in Frankfurt am Main zu betreiben. Genauer gesagt gibt es u.a. Bienenvölker in der Nähe des Frankfurter Römers sowie auf dem Dach des Museums für Moderne Kunst (am Samstag den 14.9.08 soll es die ersten Kostproben in der Lobby des Museums geben).

Imkerei zur finanziellen Unabhängigkeit

Die Imkerei soll der Gruppe zum einen finanzielle Unabhängigkeit liefern – ist aber auch ein Kunstprojekt, das „vor dem Hintergrund der jeweils beherbergenden Institution Unterschiede und Gemeinsamkeiten von künstlerisch und wirtschaftlich ausgerichteten Arbeitsweisen“ aufzeigen und darstellen soll.

So erstreckt sich das Sammelgebiet eines Bienenvolkes normalerweise auf annähernd 50 Quadratkilometer. Damit ist es in etwa so groß wie zum Beispiel das Stadtgebiet von Köln. Übertragen auf Frankfurt bedeutet das, dass rund ein Fünftel des insgesamt 248 Quadratkilometer großen Stadtgebietes von einem Bienenvolk beflogen wird.

40.000 Flüge für 1 Glas Honig

Für ein Glas Honig müssen Arbeitsbienen rund 40.000 mal ausfliegen und dabei 2 bis 7 Millionen Blüten besuchen, schreibt Finger! An guten Tagen könnten Sammlerinnen eines Volkes mehrere Kilogramm Blütennektar einfliegen.
Nur wenigen Menschen sei dabei bewußt, dass es sich für die Bienen mittlerweile in den Städten oft besser leben läßt, als auf dem Lande. Denn hier sorgen ausgedehnte Monokulturen, fehlende Feldrandstreifenbepflanzung, teilweise extrem trockene Sommer und nicht zuletzt eine immer älter und kleiner werdende Imkerschaft für eingeschränkte Lebensbedingungen.

Dem gegenüber bieten die Ballungsräume durchschnittlich höhere Temperaturen und eine (noch) höhere Zahl an Imkern, ohne deren Betreuung die Bienen aufgrund von Schädlingen weder in der Stadt noch auf dem Land überleben könnten, informiert Finger auf ihrer Website. Vor allem aber fänden die Bienen hier kontinuierlich gewässerte Anlagen und Parks und eine große Vielfalt an öffentlich und privat betreuten nektar-, honigtau-, und pollenspendenden Kulturpflanzungen.

Infos: www.fingerweb.org

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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