Flussstudie: Deutsche Flüsse schwer geschädigt

Vom BUND gibt es eine neue Flussstudie.

Als Wahl-Hamburgerin weiß ich: Dass man in der Elbe baden kann, ist – wenn man sich die letzten Jahrzehnte anschaut – eine Verbesserung. Doch: wie geht es den Flüssen in Deutschland eigentlich? Würde Töpfer immer noch durch den Rhein schwimmen? Um das zu erfahren, hat der BUND eine Studie in Auftrag ge­geben. Sie wagt auch einen Blick in die Zukunft und entwirft Visionen für die fünf großen Flussgebiete von Oder, Elbe, Weser, Rhein und Donau.

Das Fazit gleich vorweg genommen: Ein Umbau deutscher Flüsse in einen Natur nahen Zustand hält die Umweltschutzorganisation BUND für dringend notwendig. Nicht nur, um uns gegen Hochwasser zu schützen. Sondern auch, um die biologische Vielfalt  zu schützen. Der BUND schreibt dazu in seiner Pressemitteilung: „Neun Jahre nach der Überschwemmungskatastrophe an Elbe und Donau vom August 2002 hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Bundesregierung aufgefordert, ihre Koalitionsvereinbarung endlich umzusetzen und für einen verbesserten Hochwasser- und Naturschutz an den deutschen Flüssen zu sorgen“.

Denn – so ein Ergebnis der Studie: ein Großteil der Flüsse werde durch Landwirtschaft, Industrie und Schifffahrt ökologisch schwer geschädigt. Anstatt die natürlichen Überschwemmungsflächen zu vergrößern, würden die Flüsse durch den Bau von Dämmen und Barrieren weiter eingeengt. Dies widerspreche eindeutig den Zielen der EU-Hochwasserrichtlinie.Was da zu tun sei? Der BUND jedenfalls hat sechs Visionen für 2027 entwickelt:

Visionen aus der Flussstudie

1. Frei fließende Flüsse: Viele Staustufen, Schleusen und Kraftwerke zerstückeln heute die Wasserläufe – für Wanderfische kaum zu überwindende Barrieren. Die Vision: Wandernde Fische wie Lachs oder Stör leben künftig wieder in unseren Flüssen; Fischotter und Biber besiedeln die Ufer.

2. Flussauen als Kernzonen biologischer Vielfalt: Lebendige Flüsse brauchen Raum. Wird der Fluss eingezwängt, kann er bei Hochwasser nicht mehr in die weite Aue ausufern. Die Vision: Flüsse und Auen werden wiedervernetzt – um Hochwasser zurückzuhalten und die Artenvielfalt zu sichern.

3. Umfangreiche Bürgerbeteiligung: Wie sollen unsere Flüsse im Jahr 2027 aussehen? Die Vision: Der BUND organisiert Flusskonferenzen – damit Menschen „ihren“ Fluss mitgestalten können.

4. Baden in Flüssen und Flusstourismus: Von Äckern und Straßen gelangen Düngemittel und Feinsedimente ins Wasser. Die Flüsse müssen noch sauberer werden. Die Vision: Auch der prosperierende Flusstourismus schützt die Flüsse. Die Menschen erobern sich die Flüsse zum Baden zurück – selbst in Großstädten.

4. Naturverträgliche, flussangepasste Binnenschifffahrt: Noch immer gibt es unsinnige Flussausbaupläne wie die Donaustufen. Die Vision: Der BUND stimuliert den Dialog zwischen Politik, Ver­waltung und jenen, die den Fluss wirtschaftlich nutzen.

6. Effektiver Flussschutz vor Ort: „FlussgebietsmanagerInnen“ vermitteln beispielsweise zwischen Wasserwirtschaftsverwaltung und Kommunen. Die Vision: Auch Kunst und Kultur tragen zum Schutz der Flüsse bei. Umweltbildung an Bächen, Flüssen und Augewässern fördert eine naturgerechte Entwicklung.

Weitere Infos gibt es unter www.bund.net/lebendige_fluesse

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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