Big Brother Award 08 verliehen

Die BigBrotherAwards Deutschland wurden 2000 ins Leben gerufen, um die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz zu fördern – denn der Preis soll auf einen missbräuchlichen Umgang mit Technik und Informationen aufmerksam machen. Dieser „Oscars für Überwachung“ des aktuellen Jahres wurde nun verliehen: am Freitag den 24. Oktober 2008 gab es in den folgenden Kategorien den Negativpreis im „Historischen Saal“ der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld.

In der Kategorie „Europa/EU“ geht der Preis an den Rat der Europäischen Union (EU-Ministerrat) in Brüssel, vertreten durch Ratspräsident Bernard Kouchner/Generalsekretär Javier Solana. Der EU-Ministerrat erhält den BigBrotherAward für die von ihm verantwortete EU-Terrorliste. Weitere Infos hier.

In der Kategorie „Gesundheit und Soziales“ erhielt die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK eine Auszeichnung. Vertreten durch ihren Vorstandsvorsitzenden Herrn Prof. Dr. h.c. Herbert Rebscher, für die unzulässige Weitergabe von Patientendaten 200.000 chronisch kranker Versicherter an eine Privatfirma, ohne die Versicherten über die Weitergabe zu informieren oder ihre Zustimmung einzuholen. Weitere Infos hier.

Für die Kategorie „Verbraucher I“ wartete der Preis auf die Mitglieder des 16. Deutschen Bundestages, vertreten durch Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages, für das Durchwinken mehrerer Gesetze, die eine Erhebung, langfristige Speicherung und Weitergabe von detaillierten Daten über Reisende erzwingen. Weitere Infos gibt es hier.

In der Kategorie „Arbeitswelt und Kommunikation“ wurde die Deutsche Telekom AG ausgezeichnet für die illegale Nutzung von Telefonverbindungsdaten zur Bespitzelung von Telekom-Aufsichtsräten und Journalisten. Weitere Infos hier.

Für die Kategorie „Technik“ wurde die Yello Strom GmbH beehrt, vertreten durch ihren Geschäftsführer Martin Vesper, für die Vorreiterrolle bei der Einführung der Digitalstrom-Technik für Privatkunden, ohne jegliche Information zum Datenschutz der Kunden. Mehr Infos findet man hier.

In der Kategorie „Politik“ ging der Preis an das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, vertreten durch Minister Michael Glos, für die Verabschiedung des Gesetzes über das ELENA-Verfahren und die damit verbundene Zwangseinführung der elektronischen Signatur. Weitere Infos gibt’s hier.

Für die Kategorie „Verbraucher II“ wurde der Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V. (ADM) als würdiger Preisträger ausgemacht, vertreten durch seinen Vorsitzenden, Herrn Hartmut Scheffler, stellvertretend auch für die Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftliche Institute e.V., dem Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher e.V. und der Deutschen Gesellschaft für Online-Forschung e.V. für die Empfehlung in einer Telefon-Richtlinie, Telefoninterviews bei Bedarf ohne Kenntnis der Gesprächspartner heimlich mitzuhören und diese rechtswidrige Praxis auch nach Beanstandung durch die Datenschutz-Aufsichtsbehörde weiterhin zu propagieren. Mehr Infos hier.

Das Publikum der Preisgala kürte dieses Jahr ebenfalls wieder einen „Gewinner“, der sie besonders „beeindruckt, erstaunt, verschüttert, oder empört, …“ hatte. Mit deutlichem Abstand ausgewählt wurde der Europäische Ministerrat, der für die von ihm verantwortete EU-Terrorliste gewählt wurde.

Wir sagen: Danke an FoeBuD e.V., der Organisation, die den Award jährlich realisiert!