Eine Affenschande

Man kommt gar nicht so schnell hinterher, wie die niederschmetternden Nachrichten durch die Medien geistern. Es werden immer mehr und jedes Mal denkt man: Haben wir Menschen denn überhaupt nichts dazu gelernt? Dieses Mal war es diese schreckliche Geschichte um die Tierversuche an der Uni Bremen, und das Urteil des Verwaltungsgerichtes hierzu, das uns die Fragen stellen ließ: Welches menschliche Interesse, welches menschliche Ziel wiegt mehr als das Leben eines Tieres? In welcher Welt leben wir eigentlich – steht alles auf dem Kopf? Da wird in einem Gerichtsurteil entschieden, dass das Leiden der Tiere nicht höher zu bewerten sei, als das Leiden durch wirtschaftliche Verluste bei Einstellungen der Forschungsarbeiten.
Das Verwaltungsgericht der Hansestadt hatte am Freitag, nach einem Rechtsstreit, den Interessen der Forscher „vorläufig Vorrang“ eingeräumt.

„Die drei Richter entschieden klar zugunsten der Freiheit von Wissenschaft und Forschung. …Zwar wögen auch die irreversiblen Beeinträchtigungen, die den Versuchstieren zugefügt werden, schwer, betonten die Richter. Doch auch bei den Forschungsprojekten komme es „nachvollziehbar vorgetragen zu irreparablem Schaden“: Wegfall der erarbeiteten Kompetenzen durch Abgang der wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Mitarbeiter, Wegfall von Drittmitteln, Abbruch laufender Projekte ohne Ergebnis, Gefährdung verschiedener wissenschaftlicher Karrieren, Unterbrechung von Dressur- und Messphasen, Verlust von Messmöglichkeiten und Entwertung von Messungen, Gefährdung der weiteren Versorgung der vorgehaltenen Tiere.“ (WELT ONLINE)

Ein Karrriereknick, Geldverlust und ein eingeschränkter Forschungswille wiegen also genauso viel wie ein Leben? Es gibt genügend Menschen, die einem Tier nicht mehr Wert zubilligen, als dem eines Steaks auf dem Teller, eines Pelzes um den Kragen – oder eben den eines Erfüllungsgehilfen bei der Erforschung besserer Medikamente, Kosmetik oder was auch immer. Der Zweck heiligt die Mittel, wie es scheint – und wird das hier nicht genehmigt, dann forscht man halt in anderen Ländern.

Sicherlich, die Forschung nach neuen Heilmethoden ist bedeutend, ist wichtig und gewiss auch notwendig. Aber bedenkt man, dass ein großer Teil dieser Krankheiten zivilisatorische Krankheiten sind, die wir als Gesellschaft aus derselben egoistischen Interessen- und Verantwortungslosigkeit erst begünstigt haben. Erst machen wir die Umwelt kaputt, dann werden wir krank und versuchen Heilmittel für uns zu finden, die uns wieder heilen sollen.

„Die neuen Tierversuchszahlen aus Deutschland sind erschreckend: Im Jahre 2007 wurden 2.609.483 Wirbeltiere für Tierversuche verwendet. Immer mehr Tiere werden für Forschungszwecke benutzt, unter ihnen auch fast 5000 Hunde. Wofür werden Tiere gequält? Und welche Alternativen gibt es? …Obwohl Tiere in Deutschland nicht für die Entwicklung von Tabakprodukten, Kosmetika oder Waschmitteln gequält werden dürfen, ist die Zahl der durchgeführten Tierversuche doch immens. 4.749 Hunde, 101.083 Kaninchen und knapp 2.500 Affen wurden im Jahr 2007 zu Forschungszwecken untersucht und benutzt.“ (Hallo Hund)

Die Kandidatin für das Bundespräsidentenamt Gesine Schwaan hatte in einer Gesprächsrunde bei Anne Will, bei der es um das Jahr 2009 und die wirtschaftliche Situation ging (als Einzige) etwas sehr Vernünfiges gesagt, als sie davon sprach, dass wir uns weltweit nicht allein in einer Wirtschaftskrise befänden, sondern in einer kulturell-ethischen. Viele in unserer Gesellschaft hätten verlernt, Verantwortung zu übernehmen. Ständig getrieben von der Angst um den Arbeitsplatz und den Erfolg – oder das Gefühl, nicht ganz so schlau wie andere das Beste für uns heraus zu holen – würden wir uns immer weiter in ein fatales Wirtschaftsprinzip begeben, welches gefährlich, ja geradezu zerstörerisch sei. Leider kam das nicht wirklich an und die anwesenden Banker fabulierten nur über die eigene Unschuld in der Finanzkrise und darüber, was man nun tun möge, damit alles wieder so laufen können wie bisher. Eine Schande.

Doch Schwaans Feststellung lässt sich auch auf das o.g. Urteil – oder besser gesagt unseren Umgang allgemein mit der Natur und den Tieren – übertragen: Der Mensch ist nicht mehr wert als seine Mitgeschöpfe. Er hat kein verbrieftes Recht auf diesen Planeten. Er hat kein Recht auf den Raubbau der natürlichen Ressourcen. Er hat kein Recht, seinen Mitgeschöpfen Leid zuzufügen, sie zu töten und allein für seine Zwecke zu missbrauchen. Im Gegenteil: Da Menschen eigentlich die Gabe haben sollten, sich und ihr Handeln zu hinterfragen – kurz: vernünftig zu sein -, haben sie auch eine besondere Verantwortung. Die Verantwortung mit der Natur und allen auf der Erde lebenden Tieren sorgsam und respektvoll umzugehen. Doch ähnlich wie in der Wirtschaft scheint in der Forschung die Verantwortung (für die Natur als einem „uns anvertrauten Geschöpf“) Nichts zu sein im Vergleich zu Erfolg, Macht und Geld.

Es wird Zeit, dass sich diejenigen Menschen zu Worte melden, die sich der von Frau Schwaan genannten Verantwortung stellen wollen. Auch wenn der Begriff Sünde vielleicht manchem veraltet erscheint, so handelt es sich um genau das, was die Sünde meint: „Der griechische Ausdruck αμαρτια (hamartia) des Neuen Testaments und das hebräischen Wort chat’at des Alten Testamentes bedeuten Verfehlen eines Ziels – konkret und im übertragenen Sinn, also Verfehlung – und wird in deutschen Bibelübersetzungen mit Sünde wiedergegeben.“ (etymologische Bedeutung; Wikipedia).

Es wird Zeit für ein neues Grundverständnis. Egal wer ansonsten wie gescheit auch immer daher reden und Ausreden finden mag, warum er Tierversuche für notwendig hält. Von oben (aus der Vogelperspektive) betrachtet, sind wir Menschen weder größer noch bedeutender, nicht wichtiger oder in irgendeiner Weise berechtigt, uns über die Schöpfung zu erheben – wir können es gar nicht, denn wir sind Teil dessen. Und wie wir im Grunde alle sehr gut wissen: Die Natur kann sehr gut ohne uns existieren, wir aber nicht ohne sie. Unsere Welt gerät deshalb immer mehr aus den Fugen, weil wir dies vergessen haben. Ein wenig Demut könnte uns nicht schaden.

Es gibt eine ganze Reihe von Tierschutzorganisationen, bei denen man Informationen zum Thema erhält und die man bei ihrer Arbeit unterstützen kann (und sollte). Es wäre fatal, wenn wir uns in der Krise allein um den Erhalt und die Sicherung unseres Wohlstandes kümmerten. In diesen Zeiten ist tatsächliche Verantwortung gefragt.

Eine Übersicht über Tierschutzorganisationen:

African Wildlife Foundation
Animal Angels
animal public e.V.
Animal Spirit
Animals‘ Angels e.V.
Animals Asia Foundation e.V.
Animals Voice
APASFA
Arche Noah
ARGE Papageienschutz
Austria
BUAV
Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
Bundesverein der Tierbefreier Österreichs
Cats Protection League
Center for Captive Chimpanzee Care
Coalition to Abolish the Fur Trade
CureBlue
Der blaue Kreis
Deutscher Tierschutzbund e.V.
Die Tierbefreier e.V.
EFAH
ESL
Eurogroup for animal welfare
FFW – Fondation Franz Weber
Fondation Franz Weber
For Nature
for-animals
Humanitas
Hunde
IFAW
Igelfreunde Österreichs
IGN
Internationaler Bund der Tierversuchsgegner
IZW
Katzen
Komitee gegen den Vogelmord, e.V.
MEGAT
Noah – Menschen für Tiere e.V.
Nutztiere
PETA
Pro Anima
Pro Vieh – Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
RSPCA
Sanfte Pfoten
SeaSherpherd Conservation Society
The Fund for Animals
The Fund for Animals
The Fund for Animals
Tierhilfwerk Austria
tierrechte.de
Tierschutzorganisationen in der Steiermark
Tierschutzverein Vier Pfoten
Tierversuchsgegner Aachen e.V.
Vegane Gesellschaft Österreich
Verein gegen Tierfabriken
Vereinigung ‚Ärzte gegen Tierversuche‘ e.V.
Vereinigung für Rai-Reiten
Viva!
Welttierschutzgesellschaft
Wild About Cats
Windhunde in Not e.V.
WSPA
www.baerenhilfe.de
Zentrum für Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu Tierversuchen
ZETQuelle:
Links: 8ung.at
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