Nur eine Handvoll Zeitungen berichtet über den Vorstoß von 300 Professorinnen und Professoren die den sofortigen Ausstieg aus der Massentierhaltung und die Transformation zu einer sozial-ökologischen Landwirtschaft fordern.

Von den Initiatoren wurde eigens eine Webseite eingerichtet, die zur Unterstützung des Appells aufruft. Von der Politik ist hier – wie auch bei den letzten Nahrungsmittelskandalen – nicht viel zu erwarten, den einer starken Lobby geht es allein ums Geld. Das wir Menschen Millionen von Tieren nur deshalb in „perfekt“ durchdachten Tierfabriken züchten und morden, weil wir auf den „tollen Geschmack“ nicht verzichten wollen ist in seiner Traurigkeit kaum zu überbieten. Doch nun kommt abermals die Gesundheitsgefahr ins Spiel…. Da tut es gut zu wissen, dass es einige unter uns gibt die dafür kämpfen das Leid unserer Mitgeschöpfe zu beenden. Und man kann nur hoffen, dass sie Erfolg damit haben.

Fleisch sei ein Stück Lebenskraft

Als vor einigen Tagen, als der Dioxin-Skandal erst langsam ruchbar wurde, in einer Talk-Show über den aktuellen Fall diskutiert wurde, ließ dass Fernsehen auch die Lobbyisten aus der Nahrungsmittel- und Tierfutterindustrie zu Wort kommen. Sämtliche ihrer Argumente waren recht abstrakt und hatten eigentlich überhaupt keinen logischen, nachvollziehbaren Hintergrund. „Fleisch sei ein Stück Lebenskraft“ hieß es früher mal, doch so drakonisch wurde hier nicht mehr argumentiert. Dennoch hörte man viel von „Genuss“ und „Lebensqualität“. Ich fragte mich am Bildschirm, ob dies auch den Genuss und die Lebensqualität der Tiere mit einschließen würde – dem war natürlich nicht so.

In derselben Sendung gab es Lippenbekenntnisse von Vertretern der Land- und Geflügelwirtschaft, die natürlich versuchten die Dramatik herunterzuspielen, die Mär vom Einzelfall zu nähren und sich am Ende als Opfer der Polemik darzustellen. Gerade dieser letzte Schachzug tat in der Seele weh. Bereits im Dezember war bei Hart aber fair dasselbe Thema mit einer ähnlichen Zusammensetzung an Gästen diskutiert worden. Einer der Gäste, ein ausgewiesener „Genussmensch“, hatte geradezu herumgepöbelt, dass er nicht bereit sei, sich von einigen „Miessmachern“ diesen Genuss kaputt reden zu lassen. Man kann nur hoffen, dass dieser zurzeit etwas genauer hinsieht, wenn er sich seine Zutaten kauft…

Hersteller gerieren sich als Opfer

Alles in allem fechten derzeit die Lobbyisten gegen all diejenigen die den Dioxin-Skandal für neue Kritik an der bestialischen Massentierhaltung nutzen. Und diesen Kritikern wird mehr und mehr amoralisches Verhalten nachgesagt, nur weil sie hier den Spaß verdürben. Dabei zeigt der aktuelle Lebensmittelskandal doch nur zu deutlich, dass einerseits etwas mit unserer „Nahrungsproduktion“ nicht mehr stimmt und andererseits zunehmend Menschen spüren, dass so ein Skandal immer auch eine moralische Frage mit sich bringt.

Ich habe einige Dokumentationen über die Nahrungsmittelindustrie gesehen die mich in meiner Entscheidung die ich vor 35 Jahren getroffen habe unterstützen (ich bin Vegetarier). Allen voran der Film „We feed the World“, des österreichischen Regisseurs Erwin Wagenhofer (von dem auch „Let´s make Money“ kommt), der sich ganz unterschiedlichen Aspekten der Ernährung widmet – aber eben auch der Massentierhaltung. Die Bilder dort, die so eine Art Kükenfabrik zeigen, beschämen jeden Menschen in dessen Brust ein Herz schlägt. Hier werden die Jungtiere zu Hunderttausenden in Brutboxen bis zur Schlachtung gehalten, welche rein automatisch funktioniert – eine Schlachtfabrik gigantischen Ausmaßes, und das ist nur eine von vielen.

Diese Menschen sollten sich was schämen!

(Achtung: Der Ausschnitt aus „We feed the World“ ist nichts für schwache Nerven!)
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=5kfhHOupUaU&feature=related[/youtube]

Es ist etwas ganz anderes, wenn man für seine eigene Ernährung sorgt. So verstehe ich durchaus den Bauern der auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb eine überschaubare Zahl von Tieren hält und diese mit größtmöglicher Achtung behandelt. Doch sobald es allein um Masse geht, sich die Tiere auf engsten Raum zwängen und mit Billigstfuttermitteln gemästet wird, ist die Grenze des Anstands erreicht. Genau dies ist auch die Ursache für den aktuellen Skandal der ja entstand, weil Futtermittelhersteller sich schlau glaubten, wenn sie industrielle (billigere) Fette dem Futter beimengten. Sicherlich der Tipp eines windigen Unternehmensberaters, der hier noch „Einsparungspotenzial“ sah.

Das überhaupt, dieser Gedanke, ist der Anfang allen Übels: das wir Menschen alles ausreizen müssen was geht und einfach kein Halten mehr finden in unserer Gier nach mehr. Wenn ein Autobauer das tut ist das jedoch etwas ganz anderes, als wenn dies ein „Nahrungsmittelhersteller“ macht, der Tiere allein als Ware, als Produkte sieht, die so „effizient“ wie möglich zu produzieren sind. Die hieraus resultierenden Methoden sind nicht mehr mit „Genuss“ etc. zu rechtfertigen. Hier ist keinerlei Mitgefühl, keine Empathie mehr vorhanden. Genau das was unsere deformierte Gesellschaft zunehmend allgemein skizziert.

Nur wer selbst leidet denkt nach

Mag man darüber denken was man will… der Mensch kommt eben eher zur Einsicht, wenn es um ihn selbst geht, wenn zum Beispiel seine Gesundheit gefährdet ist. Auch wenn er kein Mitgefühl für die Tiere verspürt oder meint, dass seine Bedürfnisse über denen der anderen Lebewesen stehen, so wird er an diesem Punkt doch nachdenklich. Und vielleicht beginnt er zu kombinieren, sagt sich, dass sein Ernährungsverhalten mit dem Lebensmittelskandal zu tun hat. Vielleicht verbindet er in Gedanken die Gründe für den aktuellen Verzicht auf Geflügel, Eier und nun auch Schweinefleich, mit dem Kommerzialisierungsgrad den deren Produktion mittlerweile erreicht hat.

Bei jedem Skandal werden Tausende, wenn nicht Hundertausende und Millionen von Tieren „beseitigt“, um die Folgen einzudämmen. Dabei können diese rein gar nichts für die Gewinnsucht des Menschen. Deshalb ist es gut, dass mit dem aktuellen Appell genau darauf hingewiesen wird. Und die Zusammensetzung der Befürworter zeigt ja auch, dass es sich um Menschen handelt, die tatsächlich tiefer über die Dinge nachzudenken gewohnt sind. Sie haben erkannt, dass, solange sich hier nichts ändert, wir immer wieder Skandale dieser Art haben werden. Und sie haben erkannt, dass die Politiker zu tief in die Interessen der Lobbyisten verstrickt sind, um tatsächlich etwas zu unternehmen, oder Mitgefühl für ihre „Produkte“ zu empfinden. Das zeigen die ausgebliebenen Folgen der bisherigen Skandale.

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Ob nun aus ethischen oder gesundheitlichen Erwägungen: Wir unterstützen den Appell und hoffen inständig, dass er von möglichst vielen Menschen mitgetragen wird!

Auf dieser Seite kann man ihn unterschreiben.
Und die Tiere brauchen wirklich jede Stimme!

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