Franziska Heine wurde einer breiteren Öffentlichkeit im Mai 2009 als Initiatorin einer Online-Petition gegen Internetsperren bekannt. Die Mediengestalterin aus Schwerin hat nun zu einer neuen Unterschriftensammlung aufgerufen. Das Ziel: Alle Kernkraftwerke in Deutschland sofort abschalten!

Das mag manchen als übertriebene Reaktion auf den sich abzeichnenden Super-GAU in China gelten, doch zeigt es eine richtige Tendenz auf. Wir müssen weg von dieser tödlichen Technologie, für die sich die heutigen Befürworter nicht vor unseren Kindern verantworten müssen. Deshalb unterstützen wir die Petition. Nur so lässt sich der Druck auf Atomlobby und Politiker erhöhen.

Manche empfinden die Reaktion in Deutschland als panisch, manche schmunzeln darüber – doch keiner von den Befürwortern gibt eine klare Antwort, wenn man sie auf die kardinalen Probleme der Atomkraft anspricht. Sie schicken zwar ganze Bataillone an PR-Experten ins Feld die unsere Köpfe mit unsinnigen Argumenten martern sollen, bis wir klein beigeben. Doch wenn wenn sich deren Argumente genau anhört, so triefen sie geradezu vor Unlogik. Gerade in den Propaganda-Talkshows  erlebt man sie kaltschnäuzig Argumente aus den 70er Jahren wiederkäuen und unliebsame Fragen umtanzen wie die sprichwörtliche Katze den (über 2000 Grad?) heißen Brei.

„Was geschieht mit dem ganzen Müll, der uns noch Tausende von Jahren beschäftigen wird?“
Etwas grummeln, aber keine Antwort…

„Was sicher sind die Kraftwerke von Terroranschlägen, z.B. aus der Luft geschützt?“
Lautes Geblaffe, keine Antwort…

„Können Sie menschliches und technisches Versagen gänzlich ausschließen?“
Gespielt seriöse Antwort: „Nein, ein minimales Restrisiko wird es immer geben.

Mit Tausenden von Toten? Das nennen die minimal? Eine Stadt wie Hamburg wäre, bei einem Super-GAU in Kernkraftwerk Krümmel würde (wie gestern in einem Beitrag auf EinsExtra gesehen) Hamburg auf Jahrhunderte unbewohnbar machen können. Prima – so was brauchen wir… oder?

In ganz Deutschland entstehen Mahnwachen die aufzeigen sollen, dass die Deutschen (ganz ruhig und gefasst) diese Todesmeiler weg haben will. Die Aussetzung der Laufzeitverlängerungen durch die Regierung (Stichwort „Moratorium“) dürfte nicht das gewünschte Ergebnis bringen. PR-Schergen, „Experten“ und Politiker die die Regierung dafür loben, erscheinen (mir) äußerst unglaubwürdig. 5 SPD-Bundesländer wollen nun die Rücknahme der Laufzeitverlängerung wieder kippen. Und Hamburg schließt sich der Klage an… gut so. Doch ob das am Ende funktioniert, oder ob es durch irgendeinen juristischen Winkelzug vereitelt wird, werden wir sehen. Das lauthalse Vorpreschen der CDU-Wahlkämpfer könnte durchaus im Wissen um diese Hintertür geschehen. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) will ja nun erst mal prüfen, ob man dafür Deutsche Gesetze ändern muss. Alles klar.

Bill Gates, den wir ja von dem selbstlosen Computer-Betriebssystem Windows kennen, liebäugelt dagegen mit dem Bau Tausender kleiner Mini-Atomreaktoren: „Dem Bericht zufolge planen Toshiba und TerraPower den Bau eines sogenannten Traveling-Wave Reactor (TWR). Dieser „Laufwellen-Reaktor“ wird mit abgereichertem Uran betrieben und muss im Gegensatz zu derzeit benutzten Atomreaktoren nicht nach ein paar Jahren mit neuem Brennmaterial bestückt werden.“ (Quelle: Abendblatt) Das hört sich doch mal gut an und erinnert irgendwie an Loriots Weihnachtsfeier und das Atomkraftwerk zum Selberbauen:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=xo55jk0HFWA[/youtube]

Kurzum: Gaaaanz Deutschland (wie die größte Tageszeitung Europas doch eigentlich jetzt titeln müsste) will raus aus der Kernenergie – zumindest der größte Teil. Grund genug eine neue Online-Petition ins Leben zu rufen, dachten sich Franziska Heine und Deutsche Anti-Atominitiativen, die bereits eine Petition gegen Internetsperren ins Leben rief. Nun gibt es eine neue Petition (in den Bundestag eingebracht am 14. März), auf der jedermann den Ausstieg mit seiner Stimme vorantreiben, bzw. den Druck auf die Befürworter vergrößern kann.

Hier die Pressemitteilung:

„Anti-Atom-Initiativen starten gemeinsam mit Franziska Heine ePetition zur Abschaltung aller deutschen Atomkraftwerke

Am Montagabend haben über 100.000 Menschen bundesweit in über 400 Städten an Anti-Atom-Mahnwachen teilgenommen. Dieses deutliche Signal der Bevölkerung wollen die südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen gemeinsam mit Franziska Heine in die parlamentarische Debatte tragen. Zu diesem Zweck wurde eine ePetition mit der Forderung nach sofortiger Abschaltung aller deutschen Atomkraftwerke beim Deutschen Bundestag eingereicht. Daran angeschlossen ist die Forderung nach einem internationalen Umstieg auf dezentrale, regenerative Energieversorgung.

Franziska Heine: „Wir haben es satt, zuzusehen, wie die Bundesregierung immer wieder die Interessen der Atomindustrie vertritt und die große Mehrheit der Bevölkerung ignoriert. Heute geht es mir nicht um den Schutz unserer demokratischen Rechte im Netz, sondern um die Sicherung unserer Lebensgrundlagen. Nicht virtuell, sondern ganz real.“

Aber auch die Äußerungen der Oppositionsparteien SPD & Grünen sind zynisch. Benni Bärmann führt dazu aus: „Jetzt behaupten sie, die deutschen Atommeiler seien nicht sicher, aber als sie in ihrer Regierungszeit die Gelegenheit hatten, sie abzuschalten, haben sie sich stattdessen auf einen Kompromiss eingelassen, der jahrzehntelange Laufzeiten garantiert und dennoch nicht mal einen Regierungswechsel überstanden hat.“

Die nukleare Katastrophe, die in Japan im Gange ist, hat gezeigt, dass kein noch so hochtechnisiertes Land absolute Garantien für das Funktionieren von Technik leisten kann.
Die südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen wollen und können es nicht darauf beruhen lassen, dass nun ein dreimonatiges „Aussetzen“ der Laufzeitverlängerung verkündet wird und die Bevölkerung mit „Sicherheitsüberprüfungen“ beruhigt werden soll.

Holger Hildebrand von den südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen erklärt dazu:
„Ein Restrisiko, das den massenhaften Tod von Menschen, die Verstrahlung und Vertreibung von Hunderttausenden bedeuten kann – ein solches Restrisiko ist nicht tragbar. Wie in Japan zu sehen ist, kann der von den Konstrukteuren eines AKW angenommene ‚größte anzunehmender Unfall‘ übertroffen werden von Ereignissen, die eben nicht angenommen wurden. Nur dieser ‚GAU‘ wurde aber als kalkulierbares Risiko betrachtet.“

Für das Bündnis „Sofort Abschalten!“ kann es daher nur einen Weg geben – die sofortige und konsequente Abschaltung der in Deutschland betriebenen Atomkraftwerke. Die längst überfällige Abschaltung der 7 schrottreifen Reaktoren kann in ihrer zeitlichen Begrenzung nur als wahlkampftaktische Augenwischerei verstanden werden. So billig wird die Bundesregierung diesmal jedoch nicht davon kommen.“

Hier geht es zur Petition!

Und hier alle wichtigen Kontaktdaten:

Pressekontakt:
Mail: presse@sofort-abschalten.de
ab heute 18:00Uhr: 0175 / 28 88 422
ab dem 21.03.2011: 0700-ABSCHALTEN

Über das Bündnis „Sofort Abschalten!“:
Ist ein Zusammenschluss verschiedener Anti-Atom-Initiativen und Privatpersonen. Das Bündnis arbeitet überparteilich und kämpft für den sofortigen Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie sowie einen weltweiten Umstieg auf regenerative Energien.
http://sofort-abschalten.de

Über die SüdWestdeutschen Anti-Atomkraft-Initiativen:
Die südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen sind ein seit über 15 Jahren bestehender Zusammenschluss parteiunabhängiger Gruppen der Anti-Atom-Bewegung aus Südwestdeutschland: http://atomausstieg-sofort.de

Über Franziska Heine:
Franziska Heine hat im Jahr 2009 eine der bisher erfolgreichsten Petitionen an den Deutschen Bundestag initiiert. Mehr als 134.000 Menschen haben die Petition „Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten“ mitgezeichnet. Die Initiative war so erfolgreich, dass die Umsetzung des Zugangserschwerungsgesetzes von der neugewählten Bundesregierung ausgesetzt wurde.

Über Benni Bärmann:
Benni Bärmann ist Systemadministrator und Netzaktivist. Er schreibt für das Blog http://keimform.de u. a. über die Bereiche Gemeingüter, Soziale Netzwerke, freie Software und Gender-Themen.
http://bennibaermann.de

Über Holger Hildebrand:
Holger Hildebrand ist seit 20 Jahren immer wieder in der Anti-Atomkraft-Bewegung aktiv und wurde im März 2005 im Team für die Tschernobyldokumentationsklangcollage (http://www.freie-radios.net/portal/content.php?id=6691) mit dem Alternativen Medienpreis ausgezeichnet.

Und hier gibt es die Vorlage noch mal zum Ausdrucken und unterschreiben lassen!

Übrigens: Deutschland exportiert Atomenergie: „Die deutschen Energieversorger werden laut „Berliner Zeitung“ 2008 voraussichtlich mehr Strom ins Ausland exportieren als je zuvor. Dem Bericht zufolge beläuft sich der Exportüberschuss allein im ersten Halbjahr auf 14,4 Terawattstunden – das entspräche etwa der Jahresleistung zweier Kernkraftwerke. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum nur 10,8 Terawattstunden. Dies würden erste Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen belegen.“ (Quelle: T-Online News)

Zugegeben eine Meldung aus 2008, aber die Mär von der Stromlücke sollte man nicht so schnell abnehmen. Weiterhin wäre mal zu überdenken, ob die Energiekonzepte die wir an die unseelige Philosophie des Wachstums koppeln nicht ohnehin zu überdenken wären. Ein guter Zeitpunkt dafür, oder?