Gen-Verbot hin und her – dann wird es uns zu bunt

Die meisten Deutschen sind gegen Gen-Technik. Dennoch kommt sie…

Wenn neue Technologien auftauchen, ist die Menschheit aufgerufen, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie mit ihnen umgehen soll. Das ist mit dem Anbau und der Verwendung gen-technisch veränderter Pflanzen schon lange der Fall: Die Bürger sind mehrheitlich dagegen, die Industrie ist schwer dafür und hält die Demokratie zunehmend für eine schlichtweg wissenschaftsfeindliche Angelegenheit. Und die Politiker? Die stehen dazwischen und versuchen – mal wieder – den Kopf einzuziehen und es beiden Seiten recht zu machen. Da das natürlich nicht geht, freuen sie sich – wie immer in solchen Fällen – dass sie die Verantwortung nach Brüssel schieben können: sie können halt auch nichts machen… EU-Verordnungen. Doch damit könnte es vorbei sein…

Denn – wie zum Beispiel zum Beispiel die Organisation Save our Seeds berichtet: „Am kommenden Dienstag könnte das Europäische Parlament … Gentechnik-Geschichte schreiben, wenn es den Bericht seiner liberalen Abgeordneten Corinne Lepage … annimmt. Es geht um die Frage ob und vor allem wie der Anbau von in der EU zugelassenen Gentechnikpflanzen von nationalen Regierungen dennoch verboten werden kann“, steht in ihrem Blog geschrieben. Ausführliche Infos dazu findet man auch in dem Dossier von keine-gentechnik.de. Außerdem fährt Campact eine Aktion, mit der auch ihr noch bis Montag (4. Juli 2011) den EU-Abgeordneten sagen könnt, dass ihr für diese Gesetzesvorlage seid und sie in eurem Sinne abstimmen sollen – über 60.000 Menschen haben dies schon getan.

Doch die Sache droht u.a. an deutschen Abgeordneten zu scheitern, wie Save our Seeds berichtet: „Wovor der Bundesregierung … am allermeisten graust ist allerdings die Vorstellung, sie müßten den Anbau von GVOs (Anm.d.Verf.: GVO bedeutet Gentechnisch veränderter Organismus) politisch verantworten und könnten dies nicht mehr auf die Gesetzeslage der EU und Brüssel schieben. Dann nämlich müßten sie sich entscheiden zwischen Wählermehrheit und Industrieansprüchen“.

Das Volk könnte im Grunde ganz einfach entscheiden, ob es gentechnisch veränderte Pflanzen haben will oder nicht: es könnte sie einfach nicht kaufen… Ja – wenn da nicht die Lebensmittel-Industrie wäre, die sich ja allein schon gegen die Ampelkennzeichnung sperrt. Jetzt auch noch Hinweise darüber, ob zum Beispiel Futtermittel mit GVO-Mais verwendet wurde??? Nein danke! Doch seit 2004 müssen sie dies angeben. Meist findet man Hinweise wie „genetisch verändertes Soja“ oder „genetisch veränderter Mais“ irgendwo klein gedruckt in der Zutatenliste.

2010 wurde dann in Berlin der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. (ohnegentechnik.org) gegründet, der „Ohne Gentechnik“-Logos vergibt… Greenpeace veröffentlicht eine Liste mit allen gekennzeichneten Produkte anbieten. Wer gleich Bio-Produkte einkauft, weiss natürlich auch, dass da keine Gentechnik mitverkauft wird. Letztes Jahr wurde dafür ein europaweit gültiges Siegel eingeführt (weitere Infos unter endlich-ohne-stress.de). Übrigens: alles noch mal kurz und bündig bringt der Greenpeace-Spot auf den Punkt. Den findet ihr zum Beispiel in unserem neuen Für-eine-bessere-Welt-Youtube-Channel.

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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