Können wir uns ein Leben mit permanentem Hunger vorstellen? Irgendwie nicht. Wir kennen zwar die Erzählungen unserer Großeltern aus der Kriegs- und Nachkriegszeit. Der eine oder andere hat außerdem sicher seine Erfahrungen mit dem Fasten oder Diäten. Doch wir wissen: das geht vorbei! In vielen Teilen unserer Welt können sich die Menschen jedoch kein Leben ohne Hunger vorstellen. Anlässlich einer Baumpflanz-Aktion im Hamburger Permakultur-Park des Tutenberg Instituts haben wir deshalb einen »Workshop für eine bessere Welt« gegeben mit der Frage: Wie sieht eine Welt ohne Hunger aus?

Es war ein wunderschöner, sonniger Herbstnachmittag. Kinder spielten im Park. Männer gruben fleißig Löcher für Obstbäume. Stände boten Bio-Wein (www.fair-wein.de), umweltfreundliches Spülmittel, Bio-Obst und natürlich lauter leckere Salate, Suppen, Kuchen… was das Herz begehrt.

In diesem Umfeld fällt es schwer sich vorzustellen, dass zur gleichen Zeit viele Menschen auf der Welt leiden, ja sterben müssen, weil sie nichts zu Essen haben. Sie verhungern. Und die Gründe sind längst bekannt: Die Spekulation, die Subvention, unsere extreme Lebensmittelverschwendung, der Fleisch-Konsum und auch Bio-Sprit treiben die Preise für Lebensmittel in die Höhe – und vernichten Existenzen, denn gegen die subventionierten Billig-Lebensmittel können viele Kleinbauern in südlichen Ländern nicht konkurrieren. Durch den Kauf von Pestiziden und mono-hybriden Samen verschulden sie sich. Oder sie werden durch Land Grabbing (also Landraub) ihres Lebensunterhaltes – des Ackerbodens – beraubt.

Gemeinsam das Hungerproblem lösen

Wir wollten aber dennoch positiv in die Welt blicken und haben deshalb mit anderen zusammen eine Vision von einer Welt entwickelt, in der das Hungerproblem gelöst ist. Wie das? Wir träumten uns in eine Zukunft mit genug Essen für alle. Und beschrieben somit „rückwirkend“, welchen Weg wir dorthin zurück gelegt hatten:

Zum Beispiel hatte sich weltweit ein Bewusstseinswandel vollzogen: »Help you, help me« lautete das Credo – nur indem ich anderen helfe, kann ich mir selbst helfen. Dem folgten nicht nur Politik und Wirtschaft, sondern zum Beispiel auch die Religionen: Die Oberhäupter von Judentum, Islam, Buddhismus und natürlich Christentum begruben ihre Streitereien und setzten sich gemeinsam für eine gerechte Welt ein. Der Vatikan verkaufte dazu seine ungeahnten Schätze und schuf mit dem Geld eine Infrastruktur, die es jedem ermöglichte in Würde zu leben.

Visionen gegen den Hunger

In der Parteienlandschaft sorgte die »Partei gegen Hunger« für einen Ausgleich und Gerechtigkeit. In der Wirtschaft setzte sich die Erkenntnis durch, dass ein unendliches Wachstum nicht möglich ist – und dass es die eigentliche Aufgabe von Unternehmen ist, für die anderen – die Menschen, die Tiere, die Pflanzen – da zu sein. Unterfüttert wurde dies von einer Wissenschaft, die im Zeichen des Mitgefühls und der Nächstenliebe vor allem die Dinge erforschte, erfand und entwickelte, die das Leben fördern.

Alles viel zu idealistisch, verträumt und unrealistisch? Stimmt! Und doch schafft eine solche was-wäre-wenn-Vorstellung eine gemeinsame Vision. Möglicherweise eine gute Sache auch für Initiativen, Aktionen und Organisationen, bei denen sich eine „Truppe“ auf ein gemeinsames Ziel einschwören will. Und zuguterletzt hilft ein solches Gedankenspiel dabei, mit den Vorurteilen, den Ausreden und alternativlosen Sachzwängen aufzuräumen – die wir oft allzu bereit von anderen annehmen, fest in unseren Köpfen verankern und akzeptieren.

P.S. Hinweisen möchte ich auch noch mal auf die Aktion »Eine Schale Reis«. Wer sich beteiligen möchte, ernährt sich eine Woche lang von nur einer Schale Reis. Einen interessanten Prozess der Selbsterkenntnis, versprechen die Initiatoren. www.aktion-eine-schale-reis.de