Ich glaube, viele Verwandte bemitleiden uns, weil wir kein Auto mehr haben. Dabei könnte es genau umgekehrt sein. Eine neue Kampagne zeigt, warum das Leben ohne besser ist – und gibt Exitstrategien an die Hand.
Wer mich kennt, der weiß vielleicht, dass das Thema „Auto“ ein heikles ist. Ich hatte in meiner Jugend eine ziemlich erschütternde Erfahrung mit einer großen Umgehungsstraße und einem unglaublich teuren Autotunnel: Wider aller Vernunft wurde das damals gebaut – nicht nur ökologisch, sondern auch sozial und ökonomisch eine grandiose Fehlentscheidung. Aber halt: Auto.
Autos sind … doof!
Seither versuche ich meine tiefe Abneigung gegen Autos zu verbergen – immerhin sind fast alle in dem „Club“, die ich kenne. Vor allem im Familienumfeld muss ich mir schon immer auf die Zunge beißen, um nichts zu sagen. Nun saß ich gestern mit einer Verwandten zusammen und habe erfahren, dass sich ein Teil der Familie überlegt, uns zum Geburtstag von Marek ein Leihauto für ein Wochenende zu „schenken“: „Damit wir mal hinfahren können, wohin wir wollen“.
Leider habe ich noch nicht den Bogen raus, meine – wie ich finde – überaus überzeugenden Gründe darzulegen, ohne unhöflich zu werden, warum ich finde, dass ich ohne Auto viel besser leben kann – und rein gar nichts dabei vermisse… Deshalb freue ich mich umso mehr darüber, dass ich heute morgen eine E-Mail in meinem Postfach gefunden habe, die eine neue Kampagne der BUND Jugend ankündigt:
Die carEXIT Kampagne
Sie heißt carEXIT (www.carexit.org) und will Menschen zeigen, dass das Leben ohne Auto richtig schön ist, dass man nichts vermisst – und dass es einfach … viel viel schlauer ist. Organisiert wird sie von der Fahrradbande (http://mitradgelegenheit.org/fahrradbande): 7 fahrradfreudigen, jungen Menschen aus Berlin, die mit konkreten Aktionen die Mobilitätswende beschleunigen wollen. Den Auftakt bildet ein kleines Video mit Menschen, die sich entschieden haben, ihr Auto zu verkaufen und auf Bus, Bahn, Rad und Fuß umzusteigen.
Die wichtigsten Gründe: Kein Auto mehr!
carEXIT hat sechs wichtige Gründe zusammen getragen, warum es sich lohnt, kein Auto mehr zu haben. Ich finde, es gibt noch mehr. Aber die sind für den Anfang auch schon überzeugend…
- Du sparst viel, viel Geld. Manche geben mehr Geld für ihr Auto, als für ihr Essen aus…
- Du bist – zumindest in der Stadt – deutlich schneller am Ziel
- Du bleibst fit und brauchst keine Zeit mehr im Fitness-Studie verbringen
- Du hast mehr Spaß bei frischer Luft und Bewegung. Du bist weniger gestresst durch Berufsverkehr und andere Staus
- Du schützt die Umwelt. Und damit ist nicht nur das Klima und die Vegetation gemeint, sondern auch deine Mitmenschen und Tiere.
Wie schön wäre eine autofreie Welt?
Ich selbst kann ja nicht so viel zum „Aussteigen“ sagen, weil ich noch nie eingestiegen bin. Deshalb werde ich diese Kampagne nun jedem ans Herz legen. Ich denke mir, dass wir den vollen Genuss zwar erst erleben würden, wenn fühlbar viele Menschen mitmachen würden: einen ersten Vorgeschmack hatte ich gestern morgen (1. Mai), als KEIN EINZIGES Auto fuhr.
Es war wunderbar schön ruhig. Ich konnte unseren Hund einfach frei laufen lassen, weil ich keine Angst haben musste, dass er vor’s nächste Auto läuft. Man konnte die Häuser, die Bäume, die Hecken, die Wiese und die Gärten frei von Blechlawinen und Gestank genießen. Es war wirklich herrlich. Stellt euch mal eine Zukunft ohne Autos vor (oder zumindest mit nur einem Drittel von dem, was heute so unsere Luft verpestet und uns den Platz wegnimmt). Wäre das nicht herrlich?
Also: Mach doch auch mit! Oder probiere doch zumindest mal eine zeitlang aus, wie schön es ist, ohne autofrei zu leben 🙂
Bildquelle: Das Bild oben zeigt die Aktion "Critical Mass" von der Fahrradbande in Berlin 2014 (via http://mitradgelegenheit.org/presse)
Ich habe vor 10 Jahren meinen Führerschein verloren und mußte einfach mit Fahrrad und ÖPNV klarkommen. Es geht. Seit einem Jahr habe ich den Lappen wieder und…brauche kein eigenes Auto mehr. Wenn ich was zu transportieren habe nehme ich ein Mietauto oder lasse es mir per Spedition schicken. Das spart mir einige Tausend T€URONEN im Jahr für eine ölende Blechkiste die 96% der Zeit rumsteht und rostet. Dafür habe ich eine gesunde und sportliche Ausdauer, ne knackige Adonis-Figur und nen strammen Hintern. Mit 55 Lenzen 🙂
Alibi-Weltrettungs-Aktionismus-Tourismus per Privat-PKW und Smartphone-App überlasse ich lieber den Redenschwinger-Theoretikern und Couch-Strategen.
Mein Motto: TUN statt JAMMERN.
Ich hatte um kurz nach 0.00 Feierabend.mein Auto ging gestern kaputt.also mit dem Zug heim.der fuhr mir aber vor der Nase weg,drum sitze ich hier und warte auf den nächsten,der in einer Stunde fährt.also anstatt um Viertel nach zwölf,habe ich nun kurz vor zwei endlich Feierabend.ganz toll!Morgen kaufe ich ein neues Auto.
Jedes Taxi wäre billiger gewesen. Denn, dein Auto kostet für das “ 96 % RUMSTEHEN & ROSTEN“ ca. 300 € im Monat (ADAC-Studie über die realen Kosten für ein Auto), ohne das du auch nur einen Kilometer gefahren bist.
Die 1 Stunde hättest du auch zum Umdenken nutzen können, anstatt dich über dich selbst zu ärgern.
Achso: Täglich einige Stunden OFFLINE von Facebook, Twitter, Whatsup etc. erspart dir das „Zuspätkommen“ zum Bahnhof und du lernst dabei ECHTE MENSCHEN im REALEN LEBEN kennen…
OFFLINE ist das NEUE BIO
Hmmm aufm Land nicht wirklich möglich.
In der Großstadt überlegenswert und wahrscheinlich praktischer als ein Auto. Bin aber ein Landei das seine Sachen für den täglichen Bedarf in einem Umkreis von 15 KM nur Samstags einkaufen kann, da ich arbeite und aufm Land alles um 18:00 Uhr dichtmacht. Zudem muss ich ja noch in die Stadt kommen, zur Arbeit.
Hallo liebe Karin, das stimmt – und stimmt auch wieder nicht. Ich selbst komme vom Land, habe auf dem Land gelebt und dennoch nie ein Auto besessen. Aus Überzeugung. Wenn man es möchte, dann geht es. Man muss es nur richtig organisieren. Ganz abgesehen davon habe ich über die letzten Jahrzehnte beobachtet, wie die Politik immer mehr die Rahmenbedingungen für das Auto und gegen Alternativen verändert hat. Mit anderen Worten: Man könnte auf dem Land sehr gut ohne Auto auskommen, wenn die Menschen das nur wollten. Dann müsste auch die Politik nachziehen und die Infrastruktur ändern. Aber aus Bequemlichkeit bleibt eben einfach alles so, wie es ist…
Nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil die Milliardenschwere Auto-Lobby die Gesetze und Rahmenbedingungen MACHT.
Hallo liebe Ilona, ich hab auch seit Jahren kein eigenes Auto, fahre öffentlich und viel Fahrrad. Nutze aber schon Carsharing, wenn ich schwere oder sperrige Dinge weit schleppen muss oder es nachts nach 23 Uhr in Strömen regnet – aber ich vermisse ein eigenes gar nicht.
Und wie Ihr es Menschen beibringen könnt, dass Ihr kein Mietauto möchtet, könnt Ihr bei Bella nachschlagen ;o) http://bella4business.de/praxis-6-die-dialogbruecke/.
Herzlich
Haha, danke. Da schaue ich mal nach!
P.S. Wir nehmen Taxis anstatt CarSharing. Ist noch einfacher, finden wir 🙂