Trau keinen Trauben

Greenpeace hat mal wieder Obst und Gemüse auf Pestizide getestet – genauer gesagt die Testergebnisse mit Tafeltrauben aus fünf EU-Ländern verglichen. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Deutschland schneidet nicht nur bei der Bildung mit schlechten Noten ab – es bleibt auch beim Verbraucherschutz quasi Klassenletzter.

Denn, so schreibt Greenpeace in seiner Pressemitteilung: Die Tafeltrauben auf dem deutschen Markt weisen im Vergleich von fünf EU-Ländern die höchsten Pestizidbelastungen auf. 43 Prozent der in Deutschland verkauften Trauben sind zu stark belastet und nach der Greenpeace-Bewertung „nicht empfehlenswert“ (rot). Das sind mehr als doppelt so viel wie etwa in Holland.

Spritzmittelrückständen in Weintrauben

Außerdem seien die Spritzmittelrückstände in den hierzulande verkauften Trauben gegenüber dem Test von 2007 erheblich angestiegen. Von 17 Supermarktketten seien die am stärksten mit giftigen Pestiziden belasteten Früchte bei den deutschen Handelsketten Kaiser’s Tengelmann und Edeka zu finden gewesen: 80 beziehungsweise 60 Prozent wurden mit rot bewertet!

Greenpeace hat lau eigenen Angaben insgesamt 124 Trauben-Proben aus Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Ungarn testen lassen. In acht Proben (6,5 Prozent der Ware) aus Märkten in Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden wurden zudem die EU-Pestizid-Grenzwerte erreicht oder sogar überschritten. Zwei davon stammten aus Deutschland, verkauft von Edeka und dem Großmarkt Hamburg.

Deutschland mit dem miesesten Obst?

„Die Deutschen bekommen das mieseste Obst auf den Teller. Die Pestizid-Belastungen sind teils so hoch, dass gerade bei Kindern Gesundheitsschäden möglich sind,“ lautet das Fazit von Manfred Krautter, dem Chemieexperten von Greenpeace. Es gibt aber auch Hoffnung: Denn wie viel Gift in Trauben steckt, lässt sich laut Greenpeace am Supermarkt und dem Herkunftsland fest machen.

Am besten hätten die Waren von Lidl Deutschland und zwei holländischen Supermarktketten abgeschnitten. Die höchsten Belastungen hätte das beauftragte Labor hingegen in Trauben aus der Türkei und Italien gefunden. Die Trauben aus Spanien, Frankreich und Griechenland hätten deutlich besser abgeschnitten.

„Unser Labor fand 64 verschiedene Pestizide. Im Schnitt sieben in jeder Probe. Das ist ein gefährlicher Chemiecocktail,“ findet Krautter. Häufig nachgewiesen wurde Bifenthrin, das ins Hormonsystem eingreifen kann und die Fortpflanzung beeinträchtigen oder Carbendazim, das das Erbgut schädigen kann.

Greenpeace fordert EU-Kommission zur Reaktion auf

Greenpeace fordert die EU-Kommission auf, solche Agrargifte in Zukunft nicht mehr zuzulassen. 2005 und 2006 stellte Greenpeace bei etwa 50 Prozent der untersuchten Trauben zu hohe Pestizidwerte fest. 2007 waren es nur 8 Prozent. Jetzt sind wieder 43 Prozent der Trauben zu stark mit Pestiziden belastet. Die drei besten Supermärkte im Test zeigen laut Greenpeace jedoch, dass es durchaus auch 2008 möglich ist, Trauben mit niedrigen Belastungen anzubieten.

Greenpeace‘ Forderung lautet dem entsprechen: Erstens müssten die Handelsketten sicherstellen, dass möglichst rückstandsfreie Ware verkauft wird und gefährliche Pestizide in der Produktion gar nicht erst eingesetzt werden. Zweitens müsse die staatliche Lebensmittelüberwachung endlich gegen den gesetzeswidrigen Verkauf vorgehen.

Und drittens müssten die zum 1. September in Kraft getretenen EU-Grenzwerte verschärft werden, da sie sich als unsicher erwiesen hätten. So bestehe bei türkischen Trauben von Real in Hamburg die Gefahr einer akuten Gesundheitsschädigung – obwohl die EU-Höchstmenge nicht überschritten worden sei. Schon im August hatte Greenpeace auf hunderte unsicherer Grenzwerte hingewiesen und von der EU Abhilfe gefordert.

Weitere Infos: www.greenpeace.org