Vorbei sind die Zeiten, in denen Menschen, die sich ökologisch und gesund ernähren und leben wollten als Müslifresser verunglimpft wurden. „Grün“ kaufen ist angesagt und chick. Aber lassen sich mit bewusstem Konsum tatsächlich die Welt verbessern, die Umwelt schützen und die Menschenrechte verteidigen? Gestern haben die Umweltverbände DNR, NABU und BUND ein Symposium in Berlin mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Medien dazu veranstaltet: „Green Shopping: Wie können wir beim Einkauf Ressourcen schonen?“ war die Frage…

Es ging um die Verbindlichkeit und Qualität von Siegeln, darum, dass weniger Konsum nicht bedeuten müsse, dass Lebensqualität verloren gehe, sondern  einen Gewinn an Selbstbestimmung und Freiraum bringen könne. Die Lösung sehen die Umweltverbände nicht nur in haltbaren und schadstofffreien Produkten, die sich recyclen lassen. Sondern auch im Abschied vom klassischen Konsummodellen. Statt dessen sollten Dienstleistungen wie das Leasing eines Telefons oder selten gebrauchter Geräte wie Bohrmaschinen oder Rasenmäher in den Fokus rücken. Das kann ich voll und ganz befürworten. 

Gibt es einen ethisch-ökologischen Konsum?

Aber werden sich derlei fromme Wünsche realisieren lassen, wenn wir gerade versuchen, mit Händen und Füssen eine Wirtschaftskrise abzuwehren? Eine Krise, dessen einzige Lösung – zumindest wenn man unseren Politikern glaubt – darin liegt, das Wachstum zu steigern (sogar in exorbitanter Weise…)? Sicherlich nicht.

Sicher ist noch nicht einmal, dass dieser stille Protest des „ethischen“, „ökologischen“ Konsums einer gewissen, wohlhabenden Bevölkerungsgruppe zu irgend etwas führen könnte. Denn einerseits sollen Untersuchungen belegen, dass diese Bevölkerungsgruppe sogar mehr Ressourcen verbraucht und damit die Umwelt mehr schädigt. Zum anderen ist sowieso grundsätzlich die Frage, ob es sich hierbei um eine Art Protest handelt – und nicht nur um einen Lebensstil (äh, sorry: Lifestyle), der in typisch gruppenzwanghafter Manier gedankenlos imitiert wird. Vielleicht sollte man also dich lieber von   man nicht lieber sagen sollte das diese Menschen ins „innere Exil“ gegangen sind?

Wer in der Demokratie schläft…

„Wer in einer Demokratie schläft, wird irgendwann in einer Diktatur des Marktes aufwachen“, schreibt Klaus-Werner Lobo, Autor des „Schwarzbuch Markenfirmen“. An dieser Stelle sei noch ein Buch von Kathrin Hartmann empfohlen. Es heißt „Ende der Märchenstunde“ und ist im Blessing Verlag erschienen (ISBN 978-3-89667-413-5) und befasst sich mit dieser geradezu autistischen Form des Widerstands:

Die Öko-Rebellender 80er Jahre trugen nicht nur Latzhosen und selbstgestrickte Pullover, sie demonstrierten auch, ketteten sich an Schienen oder warfen sich Atommülltransporten in den Weg. Die Erben diesr Aktivisten sind diskreter. Sie wohnen in Energiesparhäusern, fahren 3-Liter-Autos, verzehren Eier von frei laufenden Hühnern und joggen in Turnschuhen, die nicht durch Kinderarbeit hergestellt wurden.

Kann man bequem und schmerzfrei kämpfen?

Statt sich ganze Nächte mit Debatten über politische Strategien um die Ohren zu schlagen, loggen sie sich auf Internetportralen wie utopia.de ein. Statt im Wahlkampf mit zu mischen, stimmen sie per Konsum ab.

Doch so schmerzfrei, bequem und schick lässt es sich nicht für eine bessere Welt kämpfen. Sicher, die Werbekampagnen der Firmen, die sich nun schnell ein grünes Mäntelchen umhängen (mal mehr, mal weniger echt), sind verlockend. Sicher, die Politiker enttäuschen und bestärken uns nicht gerade in dem Glauben, dass ein politischer Wandel erreichbar wäre. Und doch reicht es nicht, sich gemütlich ein ruhiges Gewissen zu erkaufen. Es reicht nicht, auf Recycling und Leasing zu hoffen – und auf die Innovationskraft der unsichtbaren Hand des Marktes.

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