Mit Liebe gemacht ist der Film“Im Namen der Tiere“ über die Gedankenlosigkeit, Gefühlskälte und Grausamkeit der Spezies Mensch. Ein Film, der dringend notwendig ist, um eines der schlimmsten Bewusstseinslücken in unserer Gesellschaft aufzudecken: Unseren Umgang mit Tieren.
Anfang dieser Woche ist unsere Hündin Bella gestorben. Wir haben sie 2011 mit acht Jahren aus einem spanischen Tierheim gerettet und seitdem wunderbare Stunden und Jahre mit ihr verbracht. Sie die letzten Tage mit in den Tod zu begleiten, war schwierig. Und jetzt nach ihrem Tod trauern wir sehr um sie.
Prolog: Wegsehen bedeutet Mitschuld
Eigentlich war ich an diesem trüben Oktobertag daher also so gar nicht in der Stimmung, um sich einen Dokumentarfilm über Tierrechte anzuschauen: Im Namen der Tiere… Durch unsere Recherchen für unser Buch wusste ich schon, dass es nicht einfach wird, sich einmal wieder den ganzen grausamen Bildern und Hintergründen zu stellen.
Doch ich dachte an unsere liebe Bella und ihren Tod – und dass ihr es ihren vielen Artgenossen schuldig bin, die keine liebevolle Begleitung in den Tod haben, noch nicht mal ein glückliches Leben. Nachdem ich es nun schon Wochen vor mir hergeschoben hatte, diesen Film anzuschauen wusste ich, dass heute der richtige Tag ist: Denn schweigen, nicht hinschauen, nicht laut darauf aufmerksam machen bedeutet, sich mit schuldig zu machen. Es bedeutet das gewaltige Unrecht noch einfacher durchführbar zu machen.
Schweine sind mindestens so intelligent wie Hunde und haben eine Lebenserwartung von etwa 12 Jahren. In der Massentierhaltung werden sie auf Gitterböden über ihrem eigenen Kot geboren, leben dort voller Untätigkeit, Langeweile und Aggression bis sie nach wenigen Monaten qualvoll umgebracht werden. Dieses kleine Schweinchen hatte Glück: Es landete in einem Lebenshof, wo es über Wiesen toben und mit Artgenossen eine Matsch-Rutschbahn einen Hand hinab rutschen kann.
Der Film: Der Beweggrund
Der Filmemacherin, Veganerin und Tierschützerin Sabine Kückelmann geht es so, wie es vielen Veganer*innen und Tierschützer*innen geht: Sie steht fassungslos davor – nicht nur vor dem Grauen, das Millionen von Tieren täglich in unserer Welt erleiden müssen. Sondern vor allem auch vor der Teilnahmslosigkeit der meisten Menschen. Zugegeben: Es wird uns natürlich mit Absicht leicht gemacht, wegzusehen.
Doch wer sich einmal mit dem Thema befasst hat, der kann einfach nicht verstehen, warum Menschen mit Absicht wegsehen. Lieber in der Unwissenheit verharren, denn Unwissen bedeutet bequemes nicht-verantwortlich-sein… Tierfreund*innen bleibt die Verzweiflung, die Ohnmacht: Man möchte die Menschen (um sich herum) gerne wachrütteln – doch die wollen gar nicht, sondern werden wütend oder hämisch: Man solle den Zeigefinger nicht erheben, heißt es dann. Man soll kein*e Querulant*in sein, nicht so radikal…
Aus diesem Grund hat Kückelmann ihre Gefühle in kreative Bahnen gelenkt und den 108-minütigen Dokumentarfilm „Im Namen der Tiere“ gemacht, der am 17. November 2016 in die deutschen Kinos kommt. Der Film wirkt nicht so, als ob sie professionelle, routinierte Filmemacherin ist. Der Ton lässt hier und da zu wünschen übrig, die Animationen wirken wie aus einen Programm für Endverbraucher gefertigt und die Themen und Bilder, die der Film aufgreift sind das, was jede*r engagierte Tierschützer*in erwarten würde: Schlachtungen, glückliche Tiere auf einem Lebenshof, Tierversuche, Pelzfarmen, Lege- und Milchkuhbatterien.
Kühe sind äußerst liebevolle, warmherzige Wesen, die ihre Jungen von der ersten Minute an bemuttern. Eine Milchkuh muss ständig neue Kälbchen bekommen, damit wir ihr die Milch nehmen können. Das kleine Tierchen wird meist direkt nach der Entbindung von der Mutter getrennt – sie schreit tagelang nach ihrem Kind. Das geht ein paar Jahre so, dann werden sie geschlachtet. Diese beiden Kühe haben Glück gehabt, sie sind vom Projekt „Happy Kuh“ freigekauft worden.
Einschätzung: lässt sich sehen!
Lange Zeit dreht sich der Film vor allem um die Frage: Fleisch essen oder nicht? Dass Milchkühe und deren Kälbchen, Legehennen, Pelztiere oder Versuchstiere genauso leiden müssen wie Schlachtvieh – dass also die eigentliche Konsequenz tatsächlich nur Veganismus lauten kann, wenn man es ernst meint mit dem Tierschutz – das kommt relativ spät.
Auch hätte ich mir gewünscht, dass der Film noch konstruktiver auf mögliche utopische Szenarien eingeht: Wie könnten vernünftige Tierrechte eigentlich aussehen und wie könnten wir sie verankern? Welche Ideen von internationalen Tierrechten gibt es und wer setzt sich dafür ein? Wie könnte ein Leben ohne Massentierhaltung und Nutztiere aussehen? All das hätte Zweifler*innen vielleicht auch noch mal vor Augen geführt, dass es eine realistische Alternative geben kann – das es hierbei nicht um ein verbrämtes Ideal einiger Sozialromantiker*innen geht.
Dennoch bringt Kückelmann in „Im Namen der Tiere“ für Einsteiger*innen alle wichtigen Themen unter. Die Mischung aus Schreckensbildern und solchen von glücklichen Tieren ist so, dass man es sogar in meinem angeschlagenen Zustand noch aushalten kann (wobei ich diese auch nicht zum ersten Mal sehe und daher vielleicht schon besser damit umgehen kann).
Der Film ist schon ab 16 Jahren frei gegeben und so kann man sicherlich auch mit Menschen dort hineingehen, die sich noch nicht so sehr mit dem Thema beschäftigt haben – also wahrscheinlich eher noch von der Brutalität des Gezeigten kalt erwischt werden.
Viele Menschen wissen gar nicht, dass die Krägen an ihren Mänteln echte Pelze sind, weil die mittlerweile teilweise billiger sind als gewebte Kunstpelze. Doch wer diese Kleidung kauft, der sorgt dafür, dass Füchse, Marder und andere Wildtiere unter so qualvollen Bedingungen leben, dass sie vollkommen verrückt werden – und dann auf grausame Weise umgebracht werden.
Fazit: Reingehen und hinsehen!
Und so wünsche ich dem Film „Im Namen der Tiere“ allen erdenklichen Erfolg – und vor allem, dass er viele Menschen erreicht, die sich sonst nicht mit dem Thema konfrontiert hätten. Ich hoffe, das viele Vegetarier*innen den Mut finden, ihn sich anzusehen, und den letzten Schritt hin zum Veganismus zu finden (so wie ich vor auch gar nicht allzu langer Zeit).
Ich wünsche mir, dass alle Menschen, die gedankenlos Pelzkrägen kaufen, ihn sehen. Und alle, die ihre Hunde und Katzen so lieben, wie wir unsere Bella – auf das sie erkennen, dass all die Schweine, Kühe, Hühner, Affen, Füchse und alle weiteren Tiere, genauso Schmerzen und Angst und Liebe und Leid erfahren wie unsere tierischen Weggefährten…
[notification type=“notification_mark“ ]
Film: Im Namen der Tiere
Ab 17. November 2016 im Kino
Dokumentarfilm / 103 Minuten / Regie: Sabine Kückelmann / ab 16 Jahren freigegeben
[/notification]
Hoffentlich liest das noch jemand!
Es ist so wahr, wie würdelos der Mensch mit der Schöpfung umgeht und dabei sind wir alle ein Teile dieser selbst.
Leben nährt sich von Leben. Das ist der Kreislauf der Natur. Leben kann nur essen was einmal gelebt hat. Jeder Rübe und jeder Salat ist auch ein Lebewesen. Aber was wir mit den Tieren machen ist unvorstellbar.
Dafür das ihre Energie unsere Energie am leben erhält, müssen wir sie mit Ehrfurcht jeden Tag ehren und uns bedanken das sie das tun und ihnen ein Leben in Ehre gewähren.
Hallo, ich glaube nicht, dass es nur eine Frage der Ehre bzw. Ehrfurcht ist. z.B. gibt es viele Kulturen, die sich weitgehend fleischlos ernähren. Und es gibt heutzutage so gute Produkte, dass es schlicht nicht mehr notwendig ist, Fleisch zu essen. Davon abgesehen ist es natürlich wahr, dass Pflanzen auch Lebewesen sind. Auch hier ist es grauenhaft, wie wir mit ihnen umgehen – sie in Mono-Massenkulturen halten und sie so manipulieren, dass sie sich nicht vermehren können…
Ich stimme Ihnen zu. Der Mensch hat schon immer für seine Nahrung getötet. Die Menschen haben immer gejagt für die Nahrung. Aber was jetzt passiert, ist einfach schrecklich. Die Tiere werden unter schrecklichen Bedingungen gehalten und due werden misshandelt. Und sie werden viel mehr als nötig getötet. Nicht für Essen, sondern für Geld.
Hallo! Ich habe den Film vor kurzem gesehen und er hat mir sehr gut gefallen. Eine Top Doku über Tierhaltung war Unser täglich Tier vom ZDF. Diese war auch sehr bildgewaltig und einprägsam. Sie und „Im Namen der Tiere“ sind für mich die bisher besten Werke, welche zeigen, was in der Welt so abgeht mit der Tierhaltung. Sollte jeder gesehen haben!