Sollen tatsächlich Klimaschweine protegiert werden? Macht das die deutsche Auto-Industrie fit für die Zukunft? Und bringt ihnen das was gegen die Konjunkturflaute? Viele tendieren wohl eher dazu, diese Fragen zu verneinen – so natürlich auch Greenpeace. Und das ziemlich bunt und plakativ, wie immer. Gestern dekorierte die Umweltschutzorganisation einige der Sprittfresser zu rosa Schweinchen um und baute auf dem Pariser Platz in Berlin eine „Arche Merkel“ auf, in die sie die Schweinchen dann evakuierte. Sinnbild für die staatliche Unterstützung einer Branche, die dem Untergang geweiht ist.

Der Vergleich hinkt allerdings ein bisschen. Denn während die tatsächlichen Schweinchen in der tatsächlichen Arche Noah – so es sie denn tatsächlich gegeben hat – wohl eher Opfer der sündigen Menschen waren (die haben schließlich Gottes Rache herauf beschworen) und daher gerettet werden sollten, kann man dies von den CO2-Schleudern der Autoindustrie wohl nicht behaupten.

Vielmehr handelt es sich hierbei wohl um eine Idee der Menschen, mit der sie sich selbst das (Über)Leben mit vermiesen. Kein Grund zur Rettung in Sicht also. Das meint auch Marc Specowius, Verkehrsexperte von Greenpeace: „Es wird Zeit, dass auch die Bundesregierung einsieht, dass Spritschlucker als Aushängeschild fuer die deutschen Autobauer ausgedient haben. In den seltenen Fällen, in denen eine Förderung einzelner Autobauer mit Steuergeldern notwendig scheint, muss diese an klare Bedingungen gebunden werden. Nur ein konsequenter Umbau der Modellpolitik bietet die Chance, zum Klimaschutz beizutragen und langfristig Arbeitsplätze zu sichern.“

Die folgenden Forderungen sind nicht neu

Die Bundesregierung muss nach Greenpeace verbindliche Grenzwerte fuer CO2-Emissionen von Neuwagen festlegen und damit die gescheiterte Selbstverpflichtung der Autobauer ersetzen. Nur so könne die Autoindustrie dazu gebracht werden, verbrauchsärmere Autos zu bauen, die weniger CO2 ausstoßen. 1998 kündigten europäische Automobilhersteller in einer Selbstverpflichtung an, dass im Jahr 2008 Neuwagen nur noch 140 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen würden. Der Durchschnittswert lag 2007 bei 172 Gramm. Auch 2008 werden die deutschen Autobauer nach Einschätzung von Greenpeace ihre Selbstverpflichtung nicht erreichen können.
„Die Krise der deutschen Automobilindustrie ist selbst verschuldet“, meint Specowius deshalb. „Seit Jahrzehnten setzt die Branche auf eine verfehlte Modellpolitik. Und dies alles zugunsten hoher, kurzfristiger Gewinne. Die Wirtschaftskrise führt lediglich zur Verstärkung der Situation. In Zeiten von Klimawandel und hohen Spritpreisen bekommen die Autobauer nun vom den Verbrauchern die Quittung für ihre Ignoranz.“

Greenpeace selbst habe der Autoindustrie schon vor 13 Jahren gezeigt, dass der Spritverbrauch ohne Einbussen bei Leistung und Sicherheit halbiert werden kann. Die Umweltschutzorganisation habe mit dem SmILE-Konzept (Small, Intelligent, Light, Efficient) das erste Drei-Liter-Auto auf Basis eines Serienfahrzeuges vorgelegt.

Nun gut – als überzeugte Nicht-Autobesitzerin meine ich, dass wir alle uns ohnehin von unseren lieben Gewohnheiten verabschieden sollten. Das öffentliche Verkehrsnetz sollte ausgebaut werden. Die Bahn müsste auch für die Kunden fit gemacht werden – und nicht nur für die Kapitalanleger. Für ländliche Gegenden müssten endlich Konzepte alternativer Mobilität getestet und in die Tat umgesetzt werden. Und vergessen wir dabei nicht: Die Politik kann und muss zwar die Weichen richtig stellen. Aber es sind immer noch wir, die die Autos kaufen und zu bequem für den öffentlichen Verkehr oder das Fahrrad sind! Auch wir müssen uns von lieb gewonnenen Gewohnheiten verabschieden…

Weitere Infos unter www.greenpeace.de

Bildquelle: Greenpeace