Service Learning hat das Zeug, die Welt zu verändern. Denn es verbindet Lernen und Persönlichkeitsentwicklung mit gesellschaftlichem Engagement.

  • Service Learning ist ein innovatives Lernformat aus dem angelsächsischen Raum
  • Es verbindet Wissen mit Handeln
  • Es bedeutet Persönlichkeitsentwicklung durch gesellschaftliches Engagement

Es wird Zeit, anders zu lernen!

Viele Pädagoginnen und Pädagogen wissen es schon lange. Seit etlichen Jahren hat es die Neurowissenschaft bestätigt: Unsere klassische Unterrichtsform ist nicht der beste Weg zu Lernen. Das hat viele Ursachen. Zum einen hat das Internet das Wissensmonopol aufgebrochen. Wieso sollte heutzutage noch eine Lehrerin oder ein Lehrer vorne stehen und jedes Jahr das gleiche wieder und wieder sagen – wo Schülerinnen und Schüler doch über YouTube super gemachte Erklärvideos zu allen möglichen Themen finden, mit denen sie sich in ihrem Tempo das Wissen selbst aneignen können?

Zum anderen zeigt die Neurowissenschaft aber auch, dass wir Dinge vor allem dann lernen, wenn wir damit Emotionen verbinden. Und die verbinden wir mit dem Gelernten meist dann, wenn wir es tatsächlich anwenden. Damit stellt sich die Frage, wie wir zum Beispiel in der Hochschule und Universität nicht nur trocken Wissen büffeln (auswendig lernen), sondern es auch anwenden? Das Konzept des Service Learning hat dafür eine tolle Lösung gefunden: Studierende wenden ihr frisch erworbenes Wissen in sozialen, ökologischen und/oder kulturellen Organisationen an – und schon profitieren nicht nur sie, sondern auch die Stakeholder eines gemeinnützigen Projektes sowie die gesamte Gesellschaft davon.

Wie geht Service Learning?

Diese Idee des Service Learning trägt natürlich revolutionäre Sprengkraft in sich. Denn dabei handelt es sich nicht einfach nur darum, ein neues „Fach“ einzuführen. Es ist mit einem ganzen Kulturwandel verbunden. Denn beim Service Learning bestimmten die Studierenden, wann sie was für wen lernen und anwenden. Das bedeutet, dass es an Universitäten und Hochschulen auch Professorinnen und Professoren braucht, die nicht nur Sachkenntnisse mitbringen. Sie müssen auch wissen, wie sie Menschen beim Lernen begleiten können. Also wie sie den Studierenden einen Rahmen schaffen können, in dem sie eigenständig und selbstverantwortlich lernen.

Dies zu tun, ist keineswegs banal. Die drei Buchautorinnen Isabell Osann, Frauke Godat und Tanja Reimer kommen aus der Praxis und haben nun ein tolles Buch geschrieben, in dem sie Schritt für Schritt erklären, wie sich Service Learning in der Praxis umsetzen lässt. Dazu liefern sie jede Menge Informationen zu Prozessen, Methoden und Herangehensweisen für die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung (Auswertung) von Projekten. Dabei bauen sie auf Methoden wie Art of Hosting, Theorie U und Design Thinking auf. Außerdem liefern sie etliche Beispiele, die richtig Lust auf diese neue Lehre machen.

Workshop mit Frauke Godat

Frauke Godat von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wird am 5. September 2021 bei der 3. Konferenz für eine bessere Welt einen Workshop geben. Gemeinsam mit Sophie Dishman von der TU Hamburg wird sie dort in die Praxis von Art of Hosting einführen.

Ein Beispiel für Service Learning …

Ein Beispiel für das Service Learning kommt zum Beispiel von der Europa-Universität Flensburg (EUF) aus dem Master-Studiengang Internationales Management. Zunächst unterstützten die Studierenden gemeinnützige Organisationen der Stadt. Aus dieser Zusammenarbeit entstanden unterschiedliche Projekte. Ein Team brachte mit einer „Schieb an!“-Kampagne 20.000 Euro für eine Flüchtlingshilfe zusammen. Ein anderes entwickelte ein Partnerschaftskonzept für regionale Unternehmer:innen, um Gartenprojekte rund um gesunde Ernährung für Kinder zu unterstützen. Ein Film der EUF zeigt weitere Projekt und Informationen zum Service Learning an dieser Universität.

Auch an der Hochschule Biberach (HBC) gibt es Service Learning. Hier haben Studierende zum Beispiel die Arbeitsabläufe des Evangelischen Jugendwerkes Biberach unter die Lupe genommen. Sie haben ein Marketingkonzept für das Christliche Jugenddorf Deutschland gemacht und ein Getränk namens „Blapf“ entwickelt, von dessen Verkauf Vereine und Intitiativen für Kinder im Landkreis Biberach profitieren.

Lesetipp: Service Learning

Projekte agil zum Ziel führen – Phasen, Methoden, Beispiele
Persönlichkeitsentwicklung durch gesellschaftliches Engagement

Tanja Reimer, Isabell Osann, Frauke Godat
Hanser Verlag, ISBN 978-3-446-46351-6, 34,99 Euro (D)
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