„Ein Social Entrepreneur ist jemand, der/die unternehmerisch an gesellschaftlichen Herausforderungen arbeitet“, meint die Politikwissenschaftlerin Frauke Godat. Und davon sollte es mehr geben. Sie arbeitet an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Bereich Social Entrepreneurship und Service Learning.

Frauke Godat arbeitet seit ihrem Studium als Trainerin für gesellschaftlichen Wandel, Bildung für nachhaltige Entwicklung und in der politischen Jugendbildung. Sie arbeitete in verschiedenen Nichtregierungsorganisationen in Deutschland, Indien und den Niederlanden in Führungspositionen und war mehrere Jahre im Bereich Social Entrepreneurship an Gründungsprojekten in Berlin beteiligt. Heute betreut sie das „Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen – PerLe“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Bereich Social Entrepreneurship und Service Learning.

„Der gerade entstehende Sektor Social Entrepreneurship ist ein spannendes Berufsfeld für Studierende. Berufseinsteigerinnen und -einsteiger können direkt eigene Ideen einbringen und bei den meist jungen Organisationen oft schnell Verantwortung übernehmen“, findet Frauke Godat.

Nun will sie die Zahl der Social Entrepreneur*innen steigern und und führte im letzten Semester die Sinnmacher Werkstatt ein, in der Studierende und Sozial Unternehmer*innen gemeinsam Ideen für eine bessere Welt entwickeln. Wir haben genauer nachgefragt.

Wie sieht die Kieler Szene der Sozialunternehmer_innen aus?

Frauke Godat: Die Szene baut sich gerade erst langsam auf. Wichtiger Impulsgeber ist die Universität Kiel mit dem „yooweedoo Changemaker Programm“, dem „PerLe – Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen“ oder dem „opencampus“ mit den Social-Entrepreneurship-Workshops an Schulen.

Studierende und Absolventen fangen an, mit ihren Projekten in die Stadt hineinzuwirken. Es entstehen gerade mehrere Coworking Räume mit Social-Entrepreneurship-Projekten auf dem Campus. Die Gebäude der alten Muthesius Kunsthochschule sind in Zwischennutzung mit Studierenden und Kieler Bürgern ein Labor für gesellschaftliche Innovationen.

Spannende Unternehmungen sind dabei zum Beispiel das Glückslokal, in dem jeder ungenutzte Dinge verschenken kann, oder die Werkstatt Konsum, eine offene Werkstatt zum Bauen, Reparieren, Re- oder Upcyclen, die zusätzlich versuchen Wirtschaftsabläufe alternativ zu gestalten.

Welche Ideen sind in eurem Workshop genau entstanden?

Frauke Godat: In unseren Workshops ging es darum, Kieler Studierende und Kieler Sozial Unternehmer*innen für ein Semester zusammen zu bringen, um gemeinsam an den Fragen zu arbeiten: „Wie schaffen wir eine Kultur ‚Reparieren statt konsumieren‘?“ Und: „Wie kann nachhaltige Zukunftsgestaltung in den Schulen verankert werden?“

Gemeinsam mit Kieler Sozialunternehmerinnen und -unternehmern (Social Entrepreneurs) entwickelten die Studierenden Lösungsstrategien für vielfältige gesellschaftliche und unternehmerische Herausforderungen mit dem Ziel sozialen oder ökologischen Wandels.

Um den lokalen Bekanntheitsgrad eines sozialen Start-ups in Kiel zu erhöhen, wurde zum Beispiel ein konkreter Vorschlag für Werbematerial entwickelt: Eine kreative Visitenkarte für den Unternehmer von Trockentoiletten im öffentlichen Raum. In einem anderen Workshop gab es die Idee für das Veranstaltungsformat „Midnight-Werkeln“ in der Werkstatt Konsum, um das Konzept über die Kieler Studierenden hinaus zu öffnen.

Werden sie in die Praxis umgesetzt werden?

Frauke Godat: Die meisten Sozial Unternehmer*innen sind nach diesem Semester hochmotiviert, einige der Ideen umzusetzen und/oder sie in ihre weitere Planung einfließen zu lassen. Einige kamen auch ins Gespräch mit Interessierten, die sich vorstellen können, sich über den Workshop hinaus beim jeweiligen Projekt zu engagieren.

Welche Tipps hast Du für Berufseinsteiger*innen, die in diesem Bereich Fuß fassen möchten?

Frauke Godat: Die Szene der Social Entrepreneurs ist in Deutschland noch recht klein. Netzwerken ist auch in hier wichtig. Viele Akteure trifft man beispielsweise auf dem Vision Summit in Berlin oder beim Studierendenkongress SensAbility (). Offene Stellen finden sich z.B. im Newsletter von Talents4Good oder bei Nachhaltige Jobs.

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