Wie sieht eine bessere Welt eigentlich aus? Sicherlich gibt es da so viele Meinungen wie Menschen. Doch eins steht fest: Machen können wir sie nur gemeinsam. Deshalb ist es besonders hilfreich, wenn man gute, tief gehende Gespräche initiieren und anleiten kann. Zum Beispiel mit Art of Hosting …

HOW CAN I CREATE MEANINGFULL CHANGE WHILE HOSTING MYSELF AND OTHERS?

(Wie kann ich einen bedeutungsvollen Wandel gestalten und mich und andere dabei gut versorgen?)

Diese Frage erwartete mich am Morgen eines wunderbaren Frühlingstages, der mit seinem Sonnenwetter eigentlich ganz mächtig nach draußen drängte. Aber rund 30 Menschen widerstanden dieser Verlockung und trafen sich, um gemeinsam herauszufinden, wie wir mit Hilfe von Art of Hosting gute, tief gehende Gespräche über unsere Zukunft, unser Leben, unsere Projekte und uns führen könnten.

„Wie können wir Verständigung als Grundlage von Kooperation für eine bessere Welt nutzen – um dann gemeinsam und mit voller Kraft ein klimafreundliches Leben zu ermöglichen, Rassismus zu beenden, Kinderhunger zu verhindern und noch vieles mehr“, meint Irene Müller, eine der Hosts an diesem Tag.

Was ist Art of Hosting?

Ja, an diesem Tag ging es um „Art of Hosting“ – frei übersetzt die Kunst des guten Gastgebens (das Wort „Host“ heißt eigentlich Gastgeber, „hosting“ ist etwas schwieriger zu übersetzen, da es mehrere Bedeutungen hat, u.a. (auf)bewahren, ausrichten, bewirten). Unter diesem Titel hat sich mittlerweile eine weltweite Gemeinschaft von Menschen entwickelt, die in Behörden, an Unis, in Unternehmen – aber auch im zivilgesellschaftlichen Umfeld neue Formen finden wollen, um zusammen zu denken und zu reden … und dann zu handeln. Die Idee dahinter ist:

  • Die Intentionen zu klären
  • möglichst unterschiedliche Menschen miteinander in Verbindung zu bringen
  • eine angenehme und gastfreundliche Umgebung zu schaffen.

Was ist das Ziel von Art of Hosting?

Im Idealfall führt das dazu, dass ein richtig guter und tief gehender Austausch stattfindet (Konversation). Dass die Menschen gemeinsam lernen (Co-Learning) und zusammen neue Ideen entwickeln (Co-Creation). Und dass sie zusammen einen Wissensschatz entdecken (collective wisdom), der mehr ist als die Summe all des Wissens, das jeder einzelne mitbringt.

Dazu stellt Art of Hosting ein Set – an größtenteils bereits bekannten – Methoden bereit. Dazu gehört vor allem die Open Space Technologie (OST), das World Café, Appreciative Inquiry (AI, wertschätzendes Zuhören) und das Circling – also das Sprechen in Stuhl- oder Sitzkreisen mit Redestein.

Art of Hosting Workshop in Hamburg

Fragen und Antworten ernten

Fragen gehören beim Art of Hosting dem entsprechend zu den ganz wichtigen Faktoren. In diesem Workshop hat sich das Team im Vorfeld sehr viele Gedanken darüber gemacht – und es hat sich gezeigt, dass sich das auch gelohnt hat: Die inspirierenden Gespräche hätten ohne sie sicherlich nicht so gebrummt.

Ein weiteres wichtiges Element des Art of Hosting ist vor allem auch das sogenannte „Harvesting“, also das Ernten von Erkenntnisse, Ergebnissen, Ideen, Einsichten und Gesprächsinhalten. Diese haben wir in diesem Workshop in spielerischer Weise in Form von Bildern, Mindmaps und einer riesigen Wortwolke auf dem Boden gesammelt.

Die Philosophie das Art of Hosting

Auf der Grenzlinie zwischen Chaos und Ordnung – dem so genannten „Chaordic Way“ – lernen die Menschen beim Art of Hosting auch, wie sie gemeinsam lernen und wie sie Menschen führen können. Dabei geht es aber nicht um Hierarchien. Im Gegenteil. Das Ideal des Art of Hosting ist eine informelle Organisation – bildlich gesprochen eher ein Kreis oder ein Netzwerk, denn eine Pyramide.

Dazu trägt vor allem auch die Haltung bei, die jeder Art-of-Hosting-Host mitbringen sollte: Er steht nicht als Moderator oder Facilitator außerhalb der Gruppe, sondern wechselt kontinuierlich zwischen Lehrendem und Lernendem. Insofern ist – mit ein bisschen Übung – jeder in einer Art-of-Hosting-Gruppe Host und „Gehosteter“ zugleich.

Art of Hosting - The 4 Fold Path

Der Entwicklungspfad beim Art of Hosting kennt vier Phasen, die man fraktal laufend und immer wieder durchläuft. Frag dich doch mal: In welchem Bereich bist du besonders gut? Und in welchem willst du am meisten dazu lernen?

Mein Fazit

Der Sonne zu widerstehen und einen Tag lang mit anderen über unsere Sehnsüchte, Ideen, Träume und Visionen zu sprechen hat sich voll gelohnt. Es ist schon unglaublich, wie sich durch ein paar „einfache“ Methoden und Anleitungen eine wunderbar inspirierende Atmosphäre entfalten kann – und es so schnell mit vollkommen unbekannten Menschen zu so tief gehenden Gesprächen kommen kann.

Wer nun Lust bekommen hat, kann sich auf der Website http://www.artofhosting.org/de/ umsehen. So ein Workshop könnt ihr ganz leicht auch bei euch organisieren. Ideal ist es, wenn wir dazu ein Hosting-Team mit Menschen mit und ohne Art-of-Hosting-Erfahrung aufstellt, die sich um die Vorbereitung und Durchführung kümmern. Ich wünsche euch viel Spaß dabei!

 

Fotos: Danke an Irene Müller für die schönen Fotos!