Natürlich, wir haben es schon in unserem Brennpunkt geschrieben, gab es 2008 beileibe nicht nur gute Nachrichten. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen veröffentlichte unlängst beispielsweise eine Liste mit den zehn schwersten humanitären Krisen in 2008. Auf ihr stehen auch die weltweit zunehmende Verbreitung der Koinfektion von HIV und Tuberkulose sowie Mangelernährung bei Kindern, die die Ursache für den Tod von bis zu fünf Millionen Kindern jährlich ist.

Massive Vertreibungen, Gewalt und vernachlässigte medizinische Bedürfnisse: Das Leid der Menschen in der Demokratischen Republik Kongo, in Somalia, im Irak, Sudan, in der äthiopischen Somali-Region und in Pakistan bleibt für die Weltöffentlichkeit oft unsichtbar. Zusammen mit den kaum beachteten medizinischen Notsituationen in Myanmar (Birma) und Simbabwe gehören sie jedoch zu den derzeit schlimmsten humanitären Krisen weltweit.

Die Liste soll Aufmerksamkeit bringen

„Mit der Liste hoffen wir, die Aufmerksamkeit auf Millionen Menschen zu lenken, die in Konflikten und Kriegen gefangen und von medizinischen Krisen betroffen sind und deren Leid so selten wahrgenommen wird“, sagte Christophe Fournier, internationaler Präsident von Ärzte ohne Grenzen. „Immer wieder werden die Teams von Ärzte ohne Grenzen, die weltweit in Krisengebieten arbeiten, Zeugen der medizinischen und psychologischen Konsequenzen von extremer Gewalt, Vertreibung und eigentlich behandelbaren aber vernachlässigten Krankheiten. Wir sehen uns in der Verantwortung, die Patienten nicht nur zu behandeln, sondern auch Zeuge für ihr unerträgliches Leid zu sein und darüber zu sprechen.“

Gleichzeitig thematisiert die Liste die derzeitig wichtigsten Probleme, die die Hilfe in den Konfliktgebieten erschweren: In vielen Ländern gebe es immer weniger Raum für humanitäre Arbeit. Das macht es laut Ärzte ohne Grenzen extrem schwierig, denjenigen  zu helfen, die dies am dringendsten brauchen. Ärzte ohne Grenzen und andere Hilfsorganisationen arbeiteten heute in gefährlicheren Kontexten und unter höheren Sicherheitsrisiken als früher. In stark politisierten und instabilen Konflikten, wie denen in Somalia, Pakistan, Sudan und im Irak, könne auch Ärzte ohne Grenzen – trotz der Neutralität und Unabhängigkeit der Organisation – nur eingeschränkt Hilfe leisten.

Somalia, Pakistan, Myanmar, Simbabwe

In Somalia seien humanitäre Helfer im vergangenen Jahr direkt angegriffen und bedroht worden. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen hätten alle internationalen Mitarbeiter aus dem Land zurückziehen müssen. Die Projekte würden nun von den somalischen Mitarbeitern weitergeführt, müssten aber eingeschränkt werden. Auch in Pakistan, wo im Nordwesten des Landes Anfang 2008 Hunderttausende Menschen vor Luftangriffen und Bombardierungen gegen Aufständische flohen, habe die Organisation die Zahl der internationalen Helfer nach Angriffen auf Mitarbeitern von Hilfsorganisationen reduziert.

In Ländern wie Myanmar (Birma) und Simbabwe, in denen das Gesundheitswesen für die Regierungen keine Priorität hat oder Einsätze von Hilfsorganisationen mit Argwohn betrachtet werden, seien diese in ihrer Hilfe eingeschränkt oder kümmern sich als einzige um die überwältigenden Nöte.

Eine detaillierte Liste der Länder mit den schwersten humanitären Krisen in 2008 findet man hier.

Link: www.aerzte-ohne-grenzen.de