Deutschland in Terrorangst – die Zeitungen und TV-Nachrichten sind voll mit Warnungen die sich geradezu wie Drohungen ausnehmen. Bahnhöfe, öffentliche Plätze, der Reichstag, überall wird das Wachpersonal aufgestockt und man sieht nun nun bei den Sicherheitskräften zunehmend auch stärkere Bewaffnungen. Keine Frage – die Angst geht um. Doch kaum jemand scheint sich für die Ursachen für den Terror zu interessieren, oder nachzufragen, welche Maßnahmen den Hass auf unser Land womöglich noch weiter anheizen.
Mal abgesehen davon dass der normale Bürger nichts weiter tun kann als bibbern und glauben, was ihm Politiker hier erzählen. Da gäbe es eine Bedrohungslage heißt es nebulös. Doch erfahren wir etwas über die konkreten Hintergründe? Wenn zum Beispiel ein „Terrorkommando“ bereits im Lande ist und die Namen der Akteure bekannt sind… warum werden dann nicht einfach ihre Gesichter in der Zeitung abgedruckt? Warum macht man sie nicht öffentlich und erhöht damit den Druck auf sie? Nein, hier handelt es sich um geheimdienstliche Quellen die nun mal geheim sind, und bleiben sollen. Da wird nicht hinterfragt. Wir dürfen lediglich schlucken was uns gesagt wird, müssen glauben, hoffen, vertrauen. Das ist nicht befriedigend. Doch viel unverständlicher ist, dass die naheliegendste aller Fragen nicht diskutiert wird: „Warum sollte jemand überhaupt so einen Hass auf uns haben, dass er bei uns einen Anschlag verüben will?“
Ist das denn vollkommen egal? Wenn man ehrlich wäre und sich selbst hinterfragen würde, käme man nur zu schnell zu den Vergehen die wir als Westen, als zivilisierte und christlich geprägte Länder begangen haben – und immer noch begehen. Gerade vor kurzem erzählte uns unser Verteidigungsminister, dass es durchaus legitim sei, wirtschaftliche Interessen in der Welt mit der Waffe durchzusetzen. Wir schauen auf den Irak mit Hundertausenden von Toten Irakern, wir schauen auf Afghanistan und Tausende von Toten Afghanen und wenn wir nachfragen, was das Ganze überhaupt soll, gibt es kaum eine befriedigende Antwort. Denn wir wissen längst, dass die Durchsetzung finanzieller Interessen schon immer ein triftiger Grund war um Kriege anzuzetteln und diese ins Feld geführten Gründe am Ende kaum mehr jemanden interessierten. Oft lösen sie sich gänzlich in Luft auf.
Wir haben Recht, und damit basta!
Die westlichen Regierungen kümmern sich augenscheinlich einen Dreck (die Wortwahl tut mir Leid, sie trifft es aber am besten) um andere Länder, Sitten, Kulturen und Religionen – was man ja in der jüngsten Immigranten-Debatte vorgeführt bekam. Unser System des Turbokapitalismus ist das Beste und damit basta. Auch wenn es uns dazu nötigt, unsere Interessen immer aggressiver durchzusetzen. Wir benehmen uns, mal ehrlich gesagt, wie tollwütige Tiere in unserer Gier nach immer mehr materiellen Besitz. Vielleicht nicht wir persönlich, aber immerhin unsere politischen und wirtschaftlichen Strategen – und leider auch die sie unterstützenden Medien.
Wir machen fremde Länder platt, plündern sie zunächst mit allen Mitteln der Finanzkraft, geben Kredite an die Ärmsten und nehmen sie dann, wenn sie die sich stetig aufstockenden Zinsen nicht mehr zahlen können, in die Mangel. Wir nehmen sie aus wie die die Weihnachtsgänse. Wir schüren Konflikte in fernen Regionen, um unsere Waffen dorthin zu verkaufen und wenn ein Land mal wirklich nicht mitspielen will, dann wird halt ein mediales Horrorzsenario aufgebaut, welches den Einmarsch von Truppen oder die Bombardierung rechtfertigt. Nett ist das nicht.
Wundert es wirklich, wenn wir damit die Welt gegen uns aufbringen? Sollte sie denn wirklich anders reagieren, als sich zur Wehr zu setzen? Oder anders gefragt, was wird getan, um mit den Menschen Einvernehmen zu erzeugen? Setzen wir uns an einen runden Tisch? Besprechen wir die Nöte dieser Länder und ihrer Menschen? Besprechen wir die Auswirkungen unserer Politik auf diese Länder? Nein, das geschieht lediglich im Rahmen irgendwelcher PR-Präsentationen, in welchen sich die Verantwortlichen auf unserer Seite als gesprächsbereit positionieren können. Doch wirklich zuhören oder sogar andere Wünsche akzeptieren und auch nicht daran rütteln, dass kommt nicht vor.
Der Terror kommt nicht von ungefähr
Wenn wir mal für einen Augenblick annehmen, dass wir in der Lage wären wirklich auf Augenhöhe mit denen zu diskutieren die wir fürchten… Dann wären wir jedoch gleichfalls dazu verpflichtet, uns auch unsere eigenen Schandtaten einzugestehen und – mehr noch – sie medial öffentlich zu machen. Das jedoch wird mit allen Mitteln vermieden.
Dabei liegt doch auf der Hand, dass zunächst einmal kein Mensch wirklich Krieg will. Auf der ganzen Welt unterscheidet sich der Mensch hier nicht: er möchte Sicherheit für sich und seine Familie, möchte Teil eines sozialen Verbundes, einer Gemeinschaft sein, möchte eine reale Aussicht auf eine Zukunft haben. Doch das ist, wenn man es genau betrachtet, in unserem Wirtschaftssystem gar nicht erst vorgesehen – weder für sie noch für uns selbst. Denn das System ist nun mal keinesfalls sozial, sondern im hohen Maße asozial konstruiert. Wie sollte man auch wirtschaftlich aggressives Verhalten dann noch rechtfertigen, wenn man a) zeigt, dass sich die Menschen in anderen Ländern in ihren Wünschen und Hoffnungen gar nicht von uns unterscheiden, und b) eingesteht, dass unser Verhalten weltweit Menschen gegen uns aufbringt, da wir ihnen genau das versagen, was wir für uns selbst in Anspruch nehmen?
Angesichts der weltweiten Waffenpotenziale (für die auch Deutschland im hohen Ausmaß sorgt), wäre ein diplomatisches Umdenken der erste Weg, die Terrorgefahr wirklich zu verkleinern. Doch das steht nicht zu erwarten. Der Terror kommt nicht von ungefähr, doch wenn wir die Ursachen nicht angehen, wird sich alles nur noch verschlimmern. Leider gibt es hier keinen ernstzunehmenden Ansatz seitens der Politik. Und das nur, weil sich die Wirtschaft hier nicht ins Handwerk pfuschen lassen will? Das ist traurig und nötigt einen zum Fremdschämen. Gerade im 21. Jahrhundert sollte doch der Krieg als Mittel zur Durchsetzung von Interessen einiger weniger allerseits geächtet sein. Doch genau das wollen Wirtschaft und Politik, und mit ihr in unheiliger Allianz die Medien, nicht.
Gibt den Hasspredigern auf beiden Seiten keine Chance
Das Vertrackte in der Sache ist, dass auf beiden Seiten nun die Demagogen das Wort führen. kein Wunder, hat man ihnen doch genug Nahrung gegeben. Dabei wäre es nicht schwer ihnen das Handwerk zu legen, wenn man den Sumpf ihrer Demagogie erst einmal austrocknen ließe. Doch auch das geschieht nicht.
Hass zu predigen ist nur dann möglich, wenn man das entsprechende Hassobjekt geboten bekommt oder selber schafft. Das kennt man doch sogar aus dem ganz persönlichen Umfeld. Doch wir versäumen es, hier wirksam zu wirken. Stattdessen diskutieren wir die große „Gefahr“, verstärken unsere Gegenmaßnahmen und machen das ganze Land wuschig. Vorneweg die Meinungsmedien, die schon lange nicht mehr unabhängig sind.
Und auch hier hat Vernunft mit einer politischen Haltung rein gar nichts zu tun. Peinlich genug, dass jeder der einen friedlichen Weg zur Deeskalation vorschlägt, hier wie ein Außerirdischer behandelt wird. Bald wird es jedoch so weit kommen, dass wer zur Mäßigung aufruft sich selbst verdächtig macht.
Natürlich wird man sich mit religiösen Fundamentalisten nicht wirklich einigen können. Doch wird es leichter sein, unsere Krieg befürwortenden Politiker und Waffen verkaufenden Unternehmen zu überzeugen. Ich gehe jede Wette ein, dass dies genauso erfolglos enden wird. Und wenn man sich anschaut, wie in diesen Tagen sogar dazu aufgerufen wird, wachsam zu sein und sich besonders in Acht zu nehmen, wenn ein dunkelhäutiger Mensch mit langem Bart auftaucht, dann liegt es nahe, dass wir auch nichts mehr sagen werden, wenn wir als Land mit Waffen im Ausland unsere Wirtschaftsinteressen „wahrnehmen“. Der Kreis schließt sich und macht aus unserer Gesellschaft einen ängstlichen, argwöhnischen und misstrauischen Haufen, der wohl bei den nächsten Kriegen noch „Hurra!“ rufen wird.
Demokratien stärken
Es gibt jede Menge an Organisationen die sich mit großen Aufwand und oft unter entsprechenden Gefahr in anderen Ländern für demokratisierende Prozesse einsetzen. Sie sind in Diktaturen tätig, in Kriegsgebieten und überall dort, wo die Dinge aus dem Ruder laufen. Doch sie werden nicht nur von korrupten Politikern vor Ort behindert, sondern logischerweise auch von denen die ihre Krallen nach dem Land ausgestreckt haben oder sich die Finger schlecken, weil dort bald ihre Waffensysteme zum Einsatz kommen. Denn diese wollen das Chaos, es nützt ihnen.
Wir müssen diese Organisationen unterstützen und zugleich darauf achten, dass wir im eigenen Land, bzw. in der EU nicht einen fatalen Weg beschreiten. Denn wir wir zu einer kriegerischen EU werden, dürfen wir uns über die Folgen nicht wundern. Wieder einmal zeigt es sich, dass die Verantwortlichen in unseren Regierungen keinerlei Interesse zeigen, den Frieden zu fördern. Deshalb werden wir nun mürbe gemacht. Ein windiges und listiges Unterfangen, dass ein sehr schlechtes Licht auf Politik, Medien und Wirtschaftslobbys wirft.
Das Gute läge näher als wir alle glauben, doch im Moment muss man noch bezweifeln, dass wir bereit sind uns unsere eigenen Fehler vorzuhalten, um aus ihnen zu lernen und die Lage zu verbessern. So viel Größe haben die Verantwortlichen nicht, wie sich in der Wirtschaftskrise und in der derzeitigen politischen Entwicklung in Europa zeigt. Leider haben wir keinen Einfluss auf die Politiker und Politik in der EU, doch wir haben Einfluss auf uns selbst, indem wir damit beginnen, uns nicht mehr an der Nase herum führen zu lassen. Indem wir den Politikern die richtigen Fragen stellen und sie argumentativ an die Wand drängen. Das kann jeder Einzelne tun.
Wir erleben derzeit eine Verschärfung der Situation, ohne das wir eingeweiht wären. Allein daran können wir ermessen, wie viel Glaubwürdigkeit dahinter steckt. Und sollte es doch irgendwo mal knallen, werden wir keinesfalls endlich den Dingen auf den Grund gehen, sondern letztlich nur unsere Angst und Hysterie mehren. Doch das ist kein Naturgesetz, wir können auch anders – doch es erfordert sehr viel Rückgrat und Courage. Und davon werden wir, angesichts der Entwicklung in der nächsten Zeit noch viel aufzubringen haben, wenn wir nicht alles fressen wollen was uns so aufgetischt wird.
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