Nachdem die Yes Men unlängst durch einen herrlichen Fake der New York Times ins internationale Rampenlicht der Netzgemeinschaft gerückt sind, haben sie nun gemeinsam mit einer Initiative aus Bhopal sowie der Londoner Agentur Kennedy Monks eine Mineralwasser Marke der besonderen Art heraus gebracht: „Vermarktet“ wird Wasser aus Bhopal unter dem Label „B’eau Pal“.

Für diejenigen, die damit nichts anfangen können: 1984 ereignete sich in dem indischen Dorf Bhopal einer der weltweit schlimmsten Chemie-Unfälle der Menschheitsgeschichte. Tausende von Menschen starben unmittelbar an den Folgen (weitere Infos). Was das Ganze heute mit uns zu tun hat? Nun, der Chemiekonzern weigert sich bis heute, die Schweinerei wieder wegzuräumen…

Dafür macht sich das Unternehmen laut Yes Men lieber daran, das so gesparte Geld in ein sauberes Images zu stecken: In einer aktuellen Pressemitteilung soll Andrew Liveis, das Chairman und CEO von Dow, beispielsweise äußern, dass der „lack of clean water is the single largest cause of disease in the world and more than 4,500 children die each day because of it“, und ergänzt wohl laut Yes Men:  „Dow is committed to creating safer, more sustainable water supplies for communities around the world.“

Das Liveris jedoch 16,182,544US-Dollar pro Jahr verdiene, so die Yes Men, sei es doch das Einfachste, jedem darbenden Menschen einfach 10 Dollar pro Tag zu geben, damit er sich Evian oder ein anderes Qualitäts-Mineralwasser kaufen könne (jedenfalls kein B’eau Pal). Daneben kündigen die Yes Men schon mal an, bis zur Klimakonferenz, die im Dezember in Kopenhangen stattfindet, mit einer neuen Kampagne für einen echten Wandel im Klimaschutz zu starten. Dafür kann man übrigens auch spenden

Sicher, mittlerweile haben sich auch die hellen Köpfe unter den Konsumkritikern gemerkt, dass die konsumkritische Subkultur doch irgendwie ein treibender Motor für ebendiese Konsumkultur ist (solange jeder individuell sein und zu den „Coolen“ unter uns gehören will – so lange kann die Industrie neue Mode-, Musik- und eben insgesamt Kultur- und Lifestyle-Trends vermarkten).

Dass die Subkultur nun schon seit ein paar Jährchen dazu übergeht, die „kapitalistischen Imperialisten“ vermeintlich mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, ist nur eine folgerichtige Konsequenz – legendär ist da ja der „Blackspot Sneaker„, ein Turnschuh ohne Nike Swoosh und damit mit roten Punkt an der Schuhspitze, der die Stelle markiert, mit der man Phil Knight, dem Gründer von Nike, in den Allerwertesten treten soll.

Natürlich darf bezweifelt werden, dass solche „Marken“ nun die Lösung sind oder umwälzende soziale Bewegungen los treten – im wahrsten Sinne des Wortes. Und doch schaffen es die zwei New Yorker Yes Men (Jasager) mit ihren Ideen Themen auf charmante Weise ins Blickfeld zu bringen, die eigentlich todernst sind – und so zum Nachdenken anzuregen. Dass dies mit viel Unterhaltung und einer gehörigen Portion Spektakel geschieht, scheint da auch irgendwie nur ein weiterer, augenzwinkernder Seitenhieb auf unsere Kosumkultur zu sein.

Weitere Infos: bhopalwater.com, theyesmen.org, bhopal.org