Groß ist keine Lösung: Der Good Food March richtet sich auch gegen landwirtschaftliche Großbetriebe…

Die Agrar-Politik der EU ist noch immer von den Erlebnissen der Nachkriegszeit geprägt: Masse statt Klasse, Kunstdünger statt Kuhfladen, Maschinen statt Menschen. Das ist längst nicht mehr zeitgemäß. Nun gibt es eine Speakers Tour und einen Good Food March für eine umweltfreundliche, soziale und ökologische Landwirtschaft.

Wie alles begann: Die Agrarpolitik der EU

In gewisser Weise ist die Agrarpolitik der EU – übrigens eine der wenigen Bereich, wo alle EU-Länder gemeinsam ein Budget verwalten – eine Erfolgsgeschichte: »Konnte 1950 ein Landwirt mit seiner Arbeit etwa zehn Menschen ernähren, so produziert er heute für 133. Ein Viertel der Erwerbstätigen war 1950 in Deutschland in der Landwirtschaft beschäftigt, heute sind es noch 2 Prozent. Für ein Kilo Brot arbeitete ein Durchschnittsverdiener 1960 noch 20, heute 11 Minuten, 1 Kilo Schweinekotelett kostete zweieinhalb Stunden Arbeit, heute 37 Minuten. 10 Eier waren 51 Minuten wert, heute sind es noch 8«, berichtet das Aktionsbündnis Meine-Landwirtschaft.de.

Fleischkonsum Good Food March (c) Meine Landwirtschaft

Jährlicher Fleischkonsum in Deutschland pro Kopf. (Grafik: Leo Koppelkamm) Quelle: World Resource Institute auf Basis von Daten der Welternährungsorganisation FAO.

Doch in den 1980ern entstanden die berühmten Butterberge und Milchseen. Lebensmittel mussten im großen Stil vernichtet werden, damit der Preis nicht zu sehr fällt – und das ist bis heute so. Rund die Hälfte aller Lebensmittel landen in Deutschland laut Schätzungen im Müll. Seit dem rangeln Lobbyisten, Politiker und NGOs um die Subventionen und Vergünstigungen.

 

Die Agrar-Reform beginnt jetzt

Meine-Landwirtschaft.de setzt sich zum Beispiel dafür ein, dass Landwirtschaft in Zukunft »ökologischer, gerechter, transparenter, effektiver« wird – und bekommt dabei kräftig Gegenwind aus Berlin und Brüssel. Denn noch gehen in Deutschland 70 Prozent der EU-Mittel an 20 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe. Wer allerdings gesunde Lebensmittel, den Schutz der Natur und des Klimas, weltweite soziale Gerechtigkeit, den Erhalt von Arbeitsplätzen und die Abschaffung der Massentierhaltung möchte, der kann mit den Geld nicht (allein) die landwirtschaftlichen Großbetriebe fördern.

Das haben zumindest einige Länder und Politiker der EU eingesehen. Entsprechende Verhandlungen für eine neue europäische Agrargesetzgebung laufen im Herbst und sollen 2014 in Kraft treten. »Sie ist vermutlich das wichtigste Umwelt- und Klimagesetz dieses Jahrzehnts, die wichtigste entwicklungspolitische Weichenstellung, die wichtigste Entscheidung für die Landwirte und das wichtigste Gesundheitsgesetz dieses Jahrzehnts«, so die NGO »Meine Landwirtschaft«.

Good Food March (c) Meine Landwirtschaft

Wie viel geben Deutsche prozentual für Nahrungsmittel aus? (Grafik: Leo Koppelkamm) Quelle: Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes

Die neue europäische Agrarpolitik ist ihrer Meinung nach eine Grundsatzentscheidung – für Umwelt und Tiere, für die Entwicklungspolitik und den Hunger auf der Welt, für die Landwirtinnen und Landwirte und alle Konsumentinnen und Konsumenten. Und deshalb hat sie auch eine Reihe von Informations- und Protestaktionen organisiert.

 

Die Speakers Tour

Los geht es vom 18. bis 30. Juni mit der Speakers Tour. »Wachsen oder Weichen – Auslaufmodell industrielle Landwirtschaft? 3 Kontinente, 3 BäuerInnen, 3 Perspektiven« lautet der Titel. Über die weltweiten Auswirkungen der EU-Agrarpolitik berichten die kenianische Bäuerin Hellen Yego, der Bauern aus Minnesota (USA) Joe Borgerding und wechselnde europäische Landwirte – datuner Sieta van Kampeina aus den Niederlanden sowie Franz-Josef Dohle, Johanna Böse-Hartje, Eckehard Niemann, Karin Mansholt und Martin Morisse aus Deutschland.

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Die nächsten Termine der Speakers Tour sind

28. Juni 2012 in Westerstede (ab 19 Uhr, Hotel Sonnenhof, Langebrügger Str. 57, 26655 Westerstede, mit Karin Mansholt)

29. Juni 2012 in Bremen (ab 16 Uhr, Europapunkt Bremen, Am Markt 20, 28195 Bremen, mit Martin Morisse)

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Good Food March

Am 25. August 2012 startet dann der »Good Food March« in München und geht bis nach Brüssel. Die Auftaktveranstaltung wird eine »Teller statt Tonne«-Aktion sein, die von Slow Food Deutschland e.V., EED, Bund Naturschutz in Bayern/BUND, der Kampagne »Meine Landwirtschaft« und regionalen PartnerInnen organisiert wird.

Danach geht es mit Fahrrädern, Traktoren und anderen Transportmitteln durch den Süden Deutschlands, über Straßburg (Frankreich), Luxemburg und Belgien. Am 19. September 2012 soll der Treck dann in Brüssel am Europäischen Parlament ankommen. Während der Tour sollen viele bunte Aktionen stattfinden … etwa Demonstrationen, Straßentheater oder Kundgebungen. Die Etappen der deutschen Route sind:

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25. August 2012: München, Auftaktveranstaltung „Teller statt Tonne“
26. August 2012: Wilpersberg, Agrarpolitischer Frühschoppen, Biolandhof Kreppold
27. August 2012: Augsburg
28. August 2012: Günzburg, Markt
29. August 2012: Ulm, Markt
01. September 2012: Balingen, Lehr- und Versuchsimkerei Fischermühle, Mellifera e.V.
02. September 2012: Bad Dürrheim, Aktion mit der „BI Stoppt die Schweinefabrik“
05. September 2012: Straßburg, internationaler Treffpunkt, hier schließen sich die europäischen Routen zusammen und fahren gemeinsam weiter nach Brüssel
11. September 2012: Luxemburg
19. September 2012: Brüssel, Abschlussveranstaltung, Place de Luxembourg, Brüssel

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Weitere Infos findet ihr unter www.goodfoodmarch.eu und www.meine-landwirtschaft.de