occupyHamburg

#OccupyHamburg: Der Wandel beginnt in uns selbst

Es ist geschafft. Wir haben die letzte Etappe unserer Deutschland-Tour erreicht: unsere Heimatstadt Hamburg. Als wir von der Alster in den Gerhardt-Hauptmann-Platz einbiegen, sind wir überrascht, was sich im Camp so alles seit unserer Abfahrt getan hat. Bot vor einer Woche nur ein Zelt ohne Stangen kaum Schutz vor Regen und Wind, erwartet uns nun auch hier eine kleine Zeltstadt mit jeder Menge Plakaten, kreativem Output und guter Stimmung.

Mehr Zelte, mehr Menschen, mehr Aktionen

Es hat sich einiges getan in Hamburg. Es gibt mehr Zelte, mehr Menschen, mehr Aktionen. Gleich zu Beginn unseres Besuches findet ein »MedMob« statt, eine offene Meditation, an der jeder teilnehmen kann. Ilona sitzt zwischen den Meditierenden und sagt später, dass man inmitten dem Trubel der Innenstadt spüren könne, wie unwichtig doch all diese Einkaufshektik und das geschäftige Treiben sind. Wir haben nun mit so vielen Menschen in den unterschiedlichen Städten gesprochen und das scheint sowieso ein ganz wichtiger Punkt zu sein, der sich ständig wiederholt: »Demokratie beginnt in uns selbst!«

Occupy Hamburg MedMob

Und auch in den Interviews, die wir führen, taucht dieser Gedanke immer wieder auf… Nicht allein große Strukturen sind gefragt, sondern zunächst einmal die Veränderungen, die in einem selbst geschehen. Denn was nützt ein neues System, wenn sich der Mensch nicht ändert; nicht die Art, wie er sich den Problemen stellt, wie er gemeinsam nach Lösungen sucht? Echte Demokratie bedeutet nicht einen destruktiven Streit um die Durchsetzung der eigenen Interessen. Echte Demokratie bedeutet eine konstruktive Form um die besten Lösungen im Konsens zu finden. Ein neuer Ansatz, indem nicht immer die Platzhirsche sagen, wo es lang geht, in dem nicht alte gegen neue hierarchische Strukturen getauscht werden. Denn das hatten wir schon – so häufig und immer wieder.

Wir sind froh, uns über diesen Aspekt unterhalten zu können, trifft diese Sicht unser Gefühl, dass wir von unserer Reise mitgebracht haben.

Occupy Hamburg Demo

Und der Zuspruch ist groß

Nun steht noch eine Demonstration an, in der sich die Occupy-Hamburg-Aktivisten einmal über die Einkaufsmeile bewegen – laut und deutlich kann man sagen. Zwei der Zelte werden bis vor ein großes Kaufhaus für Unterhaltungselektronik befördert und dort deutlich sichtbar hingestellt. Drumherum eine Gruppe von Occupyern mit Plakaten und Spruchbändern. Über ein so genanntes »offenes Mikrofon« kann nun, wer will, seine Meinung äußern. Und die Menschentraube wächst. Der Zuspruch ist groß und es gibt wohlwollenden Applaus. Doch ein großer Teil der mit Einkaufstüten beladenen Passanten geht vorbei – gerade so, als ginge sie all das nichts an.

Umso mehr, so denken wir uns, ist es richtig und wichtig, dass es die Occupy-Bewegung gibt. Dass es Menschen gibt, die es auf sich nehmen – sich dem Wahnsinn, den wir bereits als normal begreifen, in den Weg stellen: friedlich, aber nicht leise; fordernd, aber nicht provokativ. Ihnen geht es nicht um Belehrung, sondern um Sensibilisierung. Sie stehen für die 99 Prozent derer, die ein System tragen, unter dem genau diese 99 Prozent letztlich leiden. Auch wenn es sich viele noch nicht eingestehen mögen. Doch die Erkenntnis greift um sich und am Ende unserer Reise stehen wir mit einem guten Gefühl da. Es tut sich was bei uns in Deutschland und später, in einem geschichtlichen Kontext, werden wir vielleicht denen dankbar sein, die hier den Anfang machten.

Occupy Hamburg Wunschzettel

Und wenn die Bewegung es schafft, auch bei uns – über Generationen und ideologische Grenzen hinweg – die Menschen zusammen zu bringen und ihnen einen Einblick zu geben in ganz neue Formen demokratischen und respektvollen Miteinanders, dann stehen die Chancen gut für einen tatsächlichen Wandel. Und dieser, das wird immer deutlicher, beginnt in jedem von uns…

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#OccupyHamburg
Ort: Gerhardt-Hauptmann-Platz
Asamblea: Täglich um 19.30 Uhr
URL: www.occupyhamburg.org
Livestream: www.livestream.com/occupyhamburg

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Marek

Schon als kleiner Junge lief ich mit dem Bleistift herum und fragte die Menschen Löcher in den Bauch. Genauso stelle ich mir noch heute einen Reporter vor – wie einen Detektiv mit Schreibblock … Doch die Welt hat sich sehr verändert. Mehr denn je brauchen wir neue Erzählungen, neuen Mut, Gemeinschaften und Vorbilder. Als Medien- und Projektmacher, Journalist und Publizist berichte ich seit 30 Jahren über Themen, die mich bewegen: Demokratie, Technologie, Wirtschaft, Medien, Umwelt- und Tierschutz – motiviert vom Wunsch nach einer besseren Welt für alle.

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