Fuer eine bessere Welt: Die Design-Blume in der Permakultur

Permakultur als Gestaltungsprinzip

Meist denkt man beim Wort »Permakultur« an Gartengestaltung mit Unkraut. Doch Permakultur ist viel mehr. Man könnte fast sagen, es ist ein Lebensprinzip – geeignet für die Gestaltung von Privat- und Berufsleben!

Denn bei der geht es insgesamt darum, ein Grundprinzip des – sorry für das Buzz-Wort – nachhaltigen Wirtschaftens zu etablieren. Es geht um die Pflege/Beachtung der Natur, der Menschen und um eine gerechte Verteilung der Ressourcen. Das Ziel ist es insgesamt, dauerhaft funktionierende, selbstregulierende und naturnahe Kreisläufen zu finden. Ursprünglich wurde Permakultur zwar für die Landwirtschaft entwickelt.

Doch heute ist es ein Denkprinzip, das zum Beispiel auch bei der Energieversorgung, der Gestaltung sozialer (Infra-)Strukturen oder eben auch der Planung von Theater-Performances / Aktionsformen Anwendung findet. Ja, es soll sogar »Permakultur für’s Business« geben – aber das habe ich mir noch nicht genauer angeschaut.

Worum es bei Permakultur geht

Schauen wir uns also mal die Gestaltungsprinzipien der Permakultur genauer an. Dabei treffen wir auf 12 sogenannte »Design Prinzipien«:

  1. Beobachte & tausche Dich aus
  2. Finde und speichere Energie
  3. Verschaffe Dir einen Gewinn
  4. Sorge für Selbstregulation und akzeptiere Feedback
  5. Nutze und schätze regenerative Ressourcen & Services
  6. Produziere keinen Abfall
  7. Gestalte vom Groben ins Feine (von den Mustern in die Details)
  8. Integriere anstatt zu aufzuteilen
  9. Nutze kleine und langsame Lösungen
  10. Nutze und schätze die Vielfalt
  11. Nutze Grenzen und Übergänge
  12. Nutze und reagiere kreativ auf Veränderungen

Keine Frage, dass uns einige Prinzipien heutzutage in der Regel leichter fallen, als andere: »Verschaffe Dir einen Gewinn« (Prinzip 3) dominiert heutzutage zum Beispiel alle anderen Permakultur-Prinzipien – sie ist aber nichts desto trotz sinnvoll und natürlich. Kein Tier und keine Pflanze würde irgendetwas einfach nur so tun. Es muss schon einen Sinn haben – den Gewinn. Und der besteht in der Permakultur nicht nur aus Geld und Profit, sondern zum Beispiel auch in Erholung, Entspannung und Freude.

Was wir von Permakultur lernen können

Andere Gestaltungsregeln der Permakultur dürften uns heutzutage zum großen Teil noch utopisch erscheinen. Wie etwa »Produziere keinen Abfall« (Prinzip 6). Klar, in der Natur gibt es keinen Abfall: Die Blätter schützen den Boden und werden später zu Kompost und so weiter und so fort. Aber bei uns Menschen. Wir können uns ein Leben ohne Plastikverpackungen und Autoabgase gar nicht mehr vorstellen. Bis wir also dieses Permakultur-Prinzip wirklich leben können, scheint es mir noch ein langer Weg zu sein. Aber einer, der sich lohnen dürfte.

Ein Prinzip der Permakultur, die den meisten von uns ebenfalls schwer fällt, ist die Bedeutung des Beobachtens und Lernens (Prinzip 1). Im Kreislauf des Permakultur-Gestaltungsprozesses nimmt die Phase der Beobachtung einen sehr großen Raum ein. Erst langsam und mit kleinen Lösungen soll man dann Erfahrungen sammeln (Prinzip 9). Der Grund ist klar: Wenn man Fehler macht, sind sie nicht so gravierend.

Dazu gehört aber auch, dass man aufmerksam ist, ob und wo man etwas besser machen kann (Prinzip 4). Oft genug haben wir zum Beispiel jegliches Gespür für die natürliche Selbstregulation unserer Umwelt verloren. Wir »hören« gar nicht, wie sehr die Natur zum Beispiel unter unserem Konsumwahn ächzt und stöhnt.

Permakultur als Gestaltungsprinzip

Neben den oben erwähnten Prinzipien gibt es noch weitere in der Permakultur. Etwa die »Starhawk’s Common Sense Permaculture Principles« (von mir etwas frei interpretiert). Sie zeigen Permakultur als Gestaltungsprinzip in vielen Bereichen:

  • Alles ist verbunden (Glück kommt von Verbindungen nicht von Dingen)
  • Für alles gibt es einen richtigen Ort zur richtigen Zeit
  • Wir suchen den Fluss, die Verbindungen und schaffen neue
  • Müll ist immer eine Ressource, wir müssen nur die Kreise schließen
  • Um einen Kreis zu erhalten, müssen wir etwas zurück geben
  • Energie ist reich vorhanden, aber nicht unbegrenzt (nutze erneuerbare Energie)
  • Mache mehr mit weniger (jedes Teil im System hat mehrere Funktionen)
  • Nutze das, was (lokal) vorhanden ist
  • Das Problem ist die Lösung
  • Nutze die Kraft der Natur, lass die Natur die Arbeit erledigen
  • Wenn etwas nicht kaputt ist, muss man es auch nicht reparieren (erneuern)
  • Arbeiter intelligenter und nicht härter!

Permakultur als Gestaltungsprinzip für das Leben, Wirtschaft und Kunst

Vor allem in den Händen und Köpfen von kreativen Menschen kann Permakultur meiner Meinung nach eine ganz besondere Kraft entfalten. Die Permakultur als Gestaltungsprinzip kann hilfreiche Anregungen für die Gestaltung unserer Kommunikation – sei es nun via Social Web, Texte, Bildern, Filmen, Büchern oder was auch immer – sein. Sie lässt sich sogar – wie ich beim Workshop letzte Woche gesehen habe – auf Theaterstücke und Performances ausweiten.

Die Prinzipien der Permakultur lassen sich damit aber auch auf das Miteinander und die Zusammenarbeit von Menschen übertragen: Welche Verbindungen, Kreisläufe, Energieflüsse und natürlichen Selbstregularien gibt es hier? Wie könnten diese von nicht-hierarchischen Gruppen (etwa Initiativen oder Empty-Centered-Organisations) genutzt werden? Und wie würde eigentlich ein Wirtschaftssystem aussehen, dass auf der Pflege/Beachtung der Natur, der Menschen und auf eine gerechte Verteilung Wert legt?

Ressourcen zu den Design-Prinzipien der Permakultur

Auf der Website www.permaculturprinciples.com gibt es eine ganze Reihe weiterer, spannender Informationen zu den Gestaltungsprinzipien in der Permakultur. Zum Bespiel kann man sich hier ein kostenloses E-Book zu dem Thema herunter laden. Es gibt aber auch eine Seite mit Publikationsempfehlungen, die man kaufen kann. Es gibt eine Seite mit allen möglichen, informativen Videos sowie sehr hübsch gestaltete und interaktive Informationsseiten – etwa in Form der Design-Blume, die ihr auch oben im Bild sehen könnt.

 

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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