Die einen kämpfen mit den Pfunden und überlegen fieberhaft, wie sie gerade in der Frühjahreszeit vom Waschbär- zum Waschbrettbauch kommen könnten – die anderen hungern.

Etwa 925 Millionen Menschen hungern laut Welthungerhilfe derzeit weltweit. Rund 6027 Kinder sterben täglich an Unterernährung. Dafür gibt es viele Gründe „Armut, soziale Ungerechtigkeit und Klimawandel tragen genauso dazu bei wie hohe Lebensmittel- und Energiepreise“, sagt Dr. Anton Markmiller, Hauptgeschäftsführer von CARE Deutschland-Luxemburg. Wir in Europa und Nordamerika schmeißen hingegen jährlich etwa 115 Kilogramm Lebensmittel weg!

„Während die Rohstoffe in den Entwicklungsländern hauptsächlich beim Transport zwischen Ernte und Verkauf verloren gehen, sind in den wohlhabenden Regionen der Welt überwiegend Händler und Konsumenten dafür verantwortlich, dass viele Lebensmittel auf dem Müll landen“, fasst die Ärtzezeitung die Ergebnisse des Kongresse Save Food zusammen. „Häufig führten eine schlechte Einkaufsplanung oder die übertriebene Vorsicht bei den Haltbarkeitsdaten zu großer Verschwendung“, heißt es in einer Studie der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), die beim Kongress vorgestellt wurde.

Je nach der Art der Lebensmittel gingen laut FAO so zwischen 20 und 75 Prozent des Essens verloren. Das mache ein jährliches Gesamtvolumen von über 1,2 Milliarden Tonnen Nahrung – oder rund einem Drittel aller weltweit verfügbaren Nahrungsmittel! Allein in Deutschland werfen die Menschen etwa 20 Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von 330 Euro / Kopf in den Müll! (Weitere Angaben des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz findet ihr hier).

Nicht nur angesichts der oben genannten Zahlen von Menschen, die hungern – oder durch Unterernährung erkranken oder sterben – können wir diesen Zustand nicht akzeptieren! Auch aus Achtung vor der Natur und der Arbeit, die für die Erzeugung dieser Lebensmittel notwendig war, sollten wir achtsamer mit Produkten umgehen! Das denkt sich übrigens auch Frau Aigner – und startet eine entsprechende Kampagne www.jedesmahlwertvoll.de.

Auch der WWF und die Heinrich-Böll-Stiftung stoßen in dieses Horn: Laut einer Pressemitteilung vom 16. Mai 2011 wäre schon bei einer Halbierung der „Nachernteverluste“ eine Produktivitätssteigerung von 48 Prozent möglich – der FAO hält wohl eine 70-prozentige Steigerung der Lebensmittelproduktion bis 2050, um die Hungerkrise zu bekämpfen. Um solche „Nachernteverluste“ zu vermeiden, müssten Entwicklungs- und Schwellenländern laut WWF und Heinrich-Böll-Stiftung die Transport- und Lagerungsbedingungen verbessern (und wir natürlich unsere Wegwerfmentalität stoppen!). „Deshalb müssten weitaus mehr als die bisherigen fünf Prozent aller Agrarforschungsmittel in die Reduzierung von Nachernteverlusten gesteckt werden“, fordert der WWF.

Bei uns ist häufig das Ablaufen des Mindesthaltbarkeitsdatums der Grund, warum Essen im Mülleimer landet. Dabei sollten wir ein bisschen genauer hinschauen! Nicht jedes Lebensmittel ist gleich schlecht, nur weil das Datum verstrichen ist! „Verbraucher sollten sich auf ihre eigenen Sinne verlassen“, rät Doris Gräfe von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf in einem Artikel des Generalanzeigers Bonn. Außerdem sollte man sich überlegen, wie viel man tatsächlich essen kann und dem entsprechend genauer einkaufen. Oder man kann sich fragen, wann man die Lebensmittel essen will – und wenn man den Joghurt ohnehin noch am selben Tag vertilgen will, dann kann man doch auch schauen, dass man den Becher mit den kürzesten Mindesthaltbarkeitsdatum nimmt…