Brüssel soll Fischverschwendung stoppen

Fisch ist gesund – besonder die in den fetten Seefischen enthaltenen Omega-3-Fettsuren wirken Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Doch mittlerweile sind viele Gewässer überfischt. In den Gewässern des Nordost-Atlantik gelten wissenschaftlichen Bewertungen zufolge bspw. mehr als 80 Prozent der Fischbestände als überfischt, unter ihnen der Nordsee-Kabeljau.

Um diese Entwicklung umzukehren, verlangt der WWF nun die Umstellung auf selektivere Fischereitechniken. „Allein durch Quoten gelingt es offenbar nicht, die Kabeljaubestände wieder aufzubauen”, so WWF-Expertin Karoline Schacht. „Das immense Beifangproblem und die unfassbar große Verschwendung von Fisch werden dadurch nicht gelöst.”

In der Nordsee sind nach Schätzungen des Internationalen Rates zur Erforschung der Meere (ICES) allein im laufenden Jahr 20.000 Tonnen Kabeljau zunächst gefangen und anschließend wie Müll entsorgt worden.

Zu viel Kabeljau im Netz

Seit Jahren gerät zu viel junger Kabeljau in die Netze, der sein fortpflanzungsfähiges Alter noch nicht erreicht hat. Weil er zu klein ist für die Vermarktung, wird er als so genannter Beifang zurück ins Meer geworfen. Dabei lässt sich mit besserer Technik längst verhindern, dass zu kleine Tiere im Netz landen und unnötig sterben.

Trotz des historisch niedrigen Niveaus der Kabeljaubestände steht laut WWF die Chance auf eine Erholung gut – „vorausgesetzt, die richtigen Methoden kommen schnell zum Einsatz“, so Fischereiexpertin Schacht. „Geeignete technische Maßnahmen zur Schonung des Kabeljaus müssen in allen Fischereien verpflichtend werden, bei denen Kabeljau als Beifang anfällt“, fordert Schacht.

Stattdessen: Erlaubte Fangmengen erhöht

Mehrere EU-Mitgliedsländer setzten stattdessen auf eine Erhöhung der erlaubten Fangmengen. Dadurch wollen sie den Anteil der weggeworfenen Fische verringern. „Solche Maßnahmen wären Blödsinn“, so Schacht. „Noch mehr zu fischen, um ein bisschen weniger Abfall zu produzieren, ist nicht nachhaltig..“

Es sei an der Zeit für Brüssel, den Wissenschaftlern des Internationalen Rates zur Erforschung der Meere zu folgen. Dieser hatte im Juni für fast alle Kabeljaubestände einen Fangstopp empfohlen, damit Jungtiere die Chance auf Fortpflanzung erhalten.

Übrigens: Wer sicher gehen will, sollte beim Fisch-Einkauf auf Labels achten. Hier zwei:

LINKS: Das MarineSteward Council-Label (MSC) ist freiwillig und soll zeigen, dass es sich bei dem Frisch- und Tiefkühlfisch um einen verantwortugsvollen und umweltverträglichen Fischereifang handelt. Das MCS-Label soll langfristig die Fischbestände sichern (Ressourcenerhalt) und eine Überfischung der Weltmeere vermeiden.

RECHTS: Das dolphine-safe-Label des kalifornischen Earth-Island-Institute (EII) soll anzeigen, dass bei dieser Art des Fischfangs keineDelfine oder Wale mit gefangen werden. Dies passiert bei der Befischung mit Fangnetzen leider. Dabei werden die Defline und Wale verletzt und wegen der industriellen Bedeutungslosigkeit einfach wieder ins Meer geworfen.

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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