Ein Laden ohne Verpackungsmüll, bedingungsloses Grundeinkommen oder ein Möbelbauprojekt mit Flüchtlingen – wenn es Crowdfunding nicht gäbe, gäbe es eine Menge toller Weltverbesserungsprojekte nicht. Tipps  für die Schwarmfinanzierung und Check: Taugt Dein Projekt für Crowdfunding?

Was ist Crowdfunding?

Es ist nur wenige Jahre her, da war Crowdfunding ein ziemlich unbekanntes Konzept: Über speziell dafür ausgelegte Plattformen können Menschen ihre Projekte, Produkte und Ideen ausschreiben – und wer das gut findet, gibt ein bisschen von seinem Geld dazu.

Doch weil auf diese Weise schon gigantische Summen von mehreren 100.000 Euro zusammengekommen sind, zieht die Idee immer weitere Kreise. Aber auch viele, viele kleinere Projekte konnten nur dadurch verwirklicht werden, weil aus vielen kleinen Beiträgen die notwendige Gesamtsumme zusammenkam.

Capital C + Handbuch

Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Dokumentarfilm über das Phänomen entstand – natürlich durch die Crowd finanziert. Hier begleiten die Filmemacher Crowdfunding-Projekte über fast drei Jahre hinweg und berichten über die Chancen und Möglichkeiten, die diese Finanzierungsform bietet.

Passend zum Film ist auch ein sehr empfehlenswertes Crowdfunding Handbuch erschienen. Mitgeschrieben haben neben der Journalistin Ulrike Sterblich vor allem Leute, die es wissen müssen: Die Gründer der Crowdfunding-Plattform startnext nämlich, Tino Kreißner, Anna Theil und Denis Bartelt.

Und das merkt man dem Buch an. Es ist prallt gefüllt mit Praxistipps über den Ablauf – die Vorbereitung, die Testphase, die Fundingphase und die Abschlußphase – des Crowdfundings.

Beispiele zeigen: Crowdfunding ist vielseitig

Gewürzt wird das Ganze durch Interviews mit vielen spannenden und ganz unterschiedlichen Crowdfunding-Beispielen: Der Prinzessinnengarten in Berlin (prinzessinnengarten.net) ist mit dabei sowie das Gesellschaftsexperiment „Mein bedingungsloses Grundeinkommen“ (mein-grundeinkommen.de), bei dem Michael Bohmeyer mittlerweile schon sehr viele 1-Jahres-Grundeinkommen über die Crowd finanziert hat.

Der Kalender der Hundertjährigen zeigt, dass Crowdfunding auch für Familienprojekte möglich ist; das Beispiel Auerworld (auerworld-festival.de) beweist, dass sich auch Festivals damit vorfinanzieren lassen. Sogar etabliertere Organisationen wie etwa die Galerie C/O Berlin (www.co-berlin.org) oder die Zeitung Die Süddeutsche(langstrecke.sueddeutsche.de) haben ihre Erfahrungen mit dem Crowdfunding gemacht und berichten in dem Buch darüber.

Checkliste für Dein Projekt

Die Bandbreite an Projekten, die sich über die Fans finanzieren konnten, ist somit weit gesteckt. Manche überrumpelte der Erfolg – sie hatten gar nicht damit gerechnet, dass ihr Crowdfunding so abgehen würde. Andere mussten ganz schön darum kämpfen, dass sie ihr Fundingziel erreichten (und damit das Geld überhaupt erst ausgeschüttet bekamen).

Und wie sieht das mit Deiner Idee aus? Taugt sie zum Crowdfunding? In dem Buch gibt es – neben vielen weiteren Checklisten auch eine – Checkliste für die Einschätzung der Crowdfunding-Tauglichkeit Deines Projektes. Hier ist sie:

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Ist Dein Projekt für Crowdfunding geeignet?

  • Hat Dein Projekt einen gesellschaftichen, kulturellen oder ideellen Mehrwert? Trägt es zum Umweltschutz, zur globalen Gerechtigkeit, zum sozialen Miteinander oder anderes bei? Wer kann sich damit warum identifizieren? Und wie viel sind diese Menschen wohl bereit zu geben?
  • Spricht Dein Projekt eine lokale Community an? Kannst Du also gezielt Menschen in einer Stadt, einem Stadtteil, einer Region oder in Deiner Nachbarschaft ansprechen? Wie viele Menschen sind das wohl und wie viele davon würden Deiner Einschätzung nach welchen Betrag dazugeben?
  • Steht Deine Ideen in Bezug zu einem aktuellen Thema? Greift es zum Beispiel ein Thema wie „Flüchtlinge“ oder „Klimawandel“ auf? Dann kannst Du damit rechnen, dass Dein Projekt mehr Medienresonanz erfährt und die Aufmerksamkeit allgemein dafür höher ist.
  • Richtet sich Dein Projekt an eine klar umrissene Zielgruppe oder besetzt es eine Nische? Oft sind solche Projekte erfolgreich, weil diese Menschen stark interessiert sind – es aber wenig bereits vorhandene Angebote gibt.
  • Hast Du eine Community? Wer schon eine Fanbase hat – etwa als bekannter Bloggerin oder erfolgreiche Band – hat es natürlich leichter, genug Menschen zu erreichen und sie zum Mitmachen zu motivieren. Laut Crowdfunding Handbuch brauchst Du 100 Besucher Deiner Kampagnenseite, um einen Mitmacher zu bekommen, der einen Durchschnittsbetrag von 35 Euro zahlt.
  • Ist es ein Experiment oder ungewöhnlich? Aufmerksamkeitsstarke Projekte sind immer gut für die Presse und die Viralität im Netz. So ließ sich zum Beispiel eine überlebensgroße Statue von Robo-Cob in Detroit per Schwarm finanzieren…
  • Ist es eine Innovation? Das heißt: Gibt es das so noch nicht, ist aber unglaublich praktisch, lebensverändernd, sinnvoll? Wenn ja: Für wen und wie viele? Und wie zahlungsbereit dürften diese Menschen wohl sein?

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Scheitern bringt auch weiter

Natürlich gibt es keine Garantie, dass Crowdfunding in jedem Fall funktioniert. In der Tat schafft es laut Statistiken nur 50 Prozent, ihr Fundingziel auch tatsächlich zu erreichen. Doch auch die, die scheitern bereuen diesen Schritt laut Crowdfunding Handbuch wohl nicht.

Immerhin sorgt so eine Kampagne dafür, dass sich Dein Netzwerk erheblich erweitert, Du als jemand wahrgenommen wirst, der sich aktiv für eine Sache einsetzt – und natürlich kriegst Du sehr viel Feedback zu Deiner Idee. Nicht wenige haben nach einem ersten Fehlversuch einen zweiten Anlauf gestartet, der dann – die Rückmeldungen der Fans und Kritiker einbezogen – erfolgreich war.

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Das Crowdfunding Handbuch: CoverDas Crowdfunding Handbuch

Ulrike Sterblich, Tino Kreßner, Anna Theil, Denis Bartelt
Verlag: orange press (www.orange-press.com)
ISBN 978-3-936086805
Preis: 20 Euro

Website zum Buch: crowdfunding-handbuch.de
Website zum Film: www.capitalc-movie.com

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Bild: Richio Lara (via Flickr)