Gute Ideen gibt es viele. Gute Ideen, wie man die Welt ein bisschen besser machen könnte auch. Wie man dafür Geld gewinnen kann … darum ging es beim Fundraising Camp in Berlin.

So wie unsere Gesellschaft so momentan gestrickt ist, lassen sich viele dieser Ideen nur dann verwirklichen, wenn sie sich auch irgendwie finanzieren lassen. Die einen debattieren über ein bedingungsloses Grundeinkommen, um unsere Gesellschaft in den nächsten Level der Mitmenschlichkeit, des sozialen und kulturellen Engagements zu hieven. Die anderen wollen darauf nicht warten und versuchen jetzt schon mittels Fundraising Mittel ihre Vorstellung von der Welt zu organisieren. Letzten Freitag gab es in Berlin nun ein Barcamp zum Thema Fundraising – genauer gesagt zu den neuen Möglichkeiten die das so genannte Social Web so zu bieten hat.

Fundraising – eine kommerzielle Branche

Um es gleich vorweg zu sagen: das professionelle Fundraising ist eine kommerzialisierte Branche wie viele andere auch. In den Sessions ging es viel um „Zielgruppen“, „Strategien“ und „Return on Investment“. Wer also – wie ich – zum FundraisingCamp ging mit der Vorstellung, dort auf durchweg altruistisch engagierte Menschen zu treffen, der wurde wohl enttäuscht. Gerettet haben einen in dieser Hinsicht allerdings am Nachmittag ein oder zwei Sessions, in denen genau das zur Sprache kam: Wer im so genannten sozialen Web Geldmittel für einen guten Zweck auftreiben will, der sollte wohl nicht mit der alten „Zielgruppen/ROI“-Denke ans Werk gehen.

Sicher, das kann kurzfristig erfolgreich sein – einige Kampagnen der Initiative 2aid.org scheinen das zumindest zu bestätigen. Doch so wie 2aid.org – zumindest was man laut Vortrag entnehmen konnte – vor allem den Web-2.0-Aspekt der Eitelkeit und Selbstdarstellung zum Fundraising zu nutzten scheint – so widerspricht dies doch eigentlich genau dem Gedanken der Solidarität und des Mitgefühls. Eben jenen Charaktereigenschaften, die uns dazu bringen sollten, uns (selbstlos) für eine gute Sache einzusetzen.

Malen für den guten Zweck: die Bilder der Action Painterin Etelka Kovacs-Koller wurden für die Initiative „Kunstkoffer“ verlost.

Nun gut, aber diese Grundkritik beiseite gelassen, gibt es natürlich schon einige Erkenntnisse, die ggf. für den einen oder anderen, der eine gute Sache realisieren will, interessant sein könnte:

Crowdfunding

Dies beschreibt eine relativ neue Möglichkeit, Investionsmittel zu gewinnen: Über Plattformen wir kickstarter, sellaband oder auch startnext kann man sein Projekt (ob das nun ein Buch, ein Film, ein Album oder ein Projekt ist) ausschreiben und von Usern Kleinstspenden akquirieren. Letzten Sommer sorgte vor allem joindiaspora.org für Aufsehen: Ein paar US-amerikanische Studenten hatten genug von Facebook (und seinen schlechten Datenschutzbestimmung) und wollten eine OpenSource-Facebook-Alternative realisieren: Diaspora.

Über Kickstarter konnten sie schließlich ungefähr zehnmal so viel Geld zusammen bekommen, wie sie eigentlich gebraucht hätten. Letzten September kam die erste Beta-Version der neuen Plattform-Lösung heraus. Seit dem arbeiten die Studierenden – unterstützt von einer weltweiten Gemeinschaft von Programmierern und Designern – an Diaspora.

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Ein Video-Interview mit den Initiatoren der deutschen Crowdfunding-Plattform startnext.

Übersicht der Fundraising-Möglichkeiten

Die Organisatoren der Veranstaltung haben zum einen ein Plakat realisiert, das sämtliche Tools zeigt, die es für das Fundraising im sozialen Web gibt. Darauf zu finden sind beispielsweise

Zudem arbeiten die Organisatoren an einem FundraisingKit, das es vor allem kleinen Organisationen und Initiativen erleichtern soll, in Sachen Fundraising selbst tätig zu werden (mehr Infos dazu unter www.fundraising20.de/ideensammlung-zum-fundraising-kit/).

So kann man sagen, dass sich das FundraisingCamp auf jeden Fall lohnt. Um Kontakte zu knüpfen natürlich, um Inspirationen zu bekommen und auch um sich im Meinungsaustausch gedanklich weiter zu entwickeln. Wir sagen jedenfalls: Danke! Und freuen uns auf das nächste Jahr.