Die Kassen der Städte und Kommunen werden immer knapper – da stellen Stadtplaner die Frage, ob sich Crowdfunding auch für die Stadtentwicklung eignet? Dazu gibt es ein erstes Pilotprojekt in Deutschland.

Wie funktioniert Crowdfunding?

Die Idee des Crowdfunding: Menschen haben eine tolle Idee, die sie auf einer Crowdfunding-Plattform wie Kickstarter oder Startnext vorstellen und dazu schreiben, welches Minimal-Budget sie zu dessen Verwirklichung brauchen. Menschen, die sich dafür begeistern, finanzieren jeweils einen kleinen Teil und verbreiten das Projekt. Kommen genug Unterstützer zusammen, fließt das Geld zu den Projekstartern. Wenn nicht, bleibt es auf dem Konto der Unterstützer. In der Regel bekommen alle Unterstützer – je nach Höhe ihrer Zuwendung – ein Dankeschön.

Wie läuft Crowdfunding für die Stadtentwicklung?

Doch lässt sich die Idee so einfach auf Stadtentwicklungsprojekte übertragen, die ja meist viel komplexer seien, wie etwa der Stadtplaner Ole Brandmeyer im Blog urbanophil.net schreibt? Und passt die Idee zu Deutschland, wo Stadtentwicklung ja eigentlich Sache des Staates ist und nicht von Bürgern finanziert werden sollte? Welche Spielregeln gibt es: Wer darf mitmachen? Wie lässt sich Missbrauch verhindern? Was soll so finanziert werden – und was nicht? Und so weiter und so fort… Brandmeyer nennt zwei Beispiele, bei denen Urban Crowdfunding gründlich daneben ging:

Erstens sollte über ein Kickstarter-Projekt ein leerstehender, New-Yorker U-Bahn-Schacht in einen Park umgewandelt werden. Das Geld kam zwar zusammen – doch die Genehmigung wurde nicht erteilt. Ähnlich ging das Vorhaben aus, in der Innenstadt von Detroit eine übergroße Robocop-Statue aufzustellen. Es kamen zwar genug Finanzierer zusammen, doch der Bürgermeister stellte sich quer.

Urban Crowdfunding und Stadtmacher.org

Trotz ungeklärter Fragen, ist Urban Crowdfunding eine Idee, die ausprobierenswert ist. Spannend doch die Frage, ob sich das Instrument auch als demokratisches Werkzeug nutzen lässt? In Heidelberg, Mönchengladbach, Kassel und Hamburg sind deshalb nun Pilotprojekte gestartet: Die Stadtmacher.org. Ab 2015 kann Stadtmacher auch in anderen Städten aktiv werden – vorausgesetzt es gibt dort eine Gruppe engagierter Menschen, die die Vernetzungsarbeit leisten.

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Wie funktioniert Stadtmacher?

Wie gesagt ist Stadtmacher noch in der Pilot- beziehungsweise Experimentierphase. Der Launch der Hamburger Plattform soll beispielsweise im November/Dezember erfolgen. Doch im Hintergrund wird bereits mit Projekten durchgespielt, wie der Ablauf aussehen könnte. Das vorläufige Prozedere:

  1. Projekt-Idee einreichen: Ob man nun einen Park neu gestalten, ein Haus zwischennutzen, einen Stadtgarten anlegen oder Give-Boxen in der Stadt verteilen will – zunächst reicht man seine Idee bei der Plattform ein.
  2. Projekt-Idee prüfen: Dann gibt es wahrscheinlich eine Prüfungsphase. „Die erste Prüfung eines Projektvorschlags erfolgt in erster Linie durch das Stadtmacher-Team, das im wesentlichen aus Stadtplanern und Architekten besteht. Je nach Projekt ziehen wir auch externe Experten zu Rate, beispielsweise Juristen oder Vertreter aus Genehmigungsbehörden. Damit soll vor allem die technische Machbarkeit des Projekts geprüft werden. Der Expertencheck soll aber keineswegs dazu dienen, Projekte zu verhindern, die politisch nicht gewünscht sind“, erklärt Anna Wildhack von Next Hamburg, die in der Hansestadt für die Plattform verantwortlich sind.
  3. Fans finden: Nun wird die Idee öffentlich ausgeschrieben und muss – wie normale Crowdfunding-Projekte auch – Fans und Unterstützer finden.
  4. Crowdfunding und Crowdsourcing: Dem kann, muss sich aber keine Crowdfunding-Phase anschließen bzw. parallel laufen. „Das Crowdfunding ist nur ein Bestandteil von Stadtmacher. Die Plattform bietet Projektinitiatoren außerdem die Möglichkeit, Mitstreiter für ihre Projekte zu gewinnen, fachliche Beratung einzuholen oder auch Materialspenden zu beschaffen. Crowdfunding ist also kein notwendiger Schritt, den ein Projekt auf dem Weg Richtung Umsetzung durchlaufen muss“, erklärt Wildhack.
  5. Realisierung: Hat das Projekt alle Phasen erfolgreich durchlaufen, wird es umgesetzt. Es geht in die Detailplanung und Machbarkeitsstudien. Gegebenenfalls kann – falls es erforderlich ist – das Projekt auch noch mal durch eine Crowdfunding/-sourcing-Phase laufen.

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 Fazit

„Urbanes Crowdfunding ist in Deutschland bislang noch kaum erprobt, daher werden sich viele Dinge auch erst in der praktischen Erprobung klären. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist unser Stadtmacher-Projekt ein gefördertes Pilotprojekt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik. Ziel ist es zu prüfen, inwiefern sich dieses alternative Finanzierungsmodell auch für urbane, zivilgesellschaftlich orientierte Projekte eignet. Im Rahmen eines Lehrauftrags an der Universität Kassel werden wir zudem mit Studierenden die kritischen Aspekte des „Stadtmachens“ diskutieren und analysieren“, meint Anne Wildhack von Netz Hamburg. Wir sind gespannt und auf jeden Fall mit dabei!